"Sie reden nur, tun es aber nicht!"
Die „Pharisäer“ und auch die „Schriftgelehrten“ kommen gar nicht gut weg bei Jesus. Immer wieder einmal schimpft er über sie.
Warum eigentlich? Gerade sie bemühen sich doch Gottes Willen zu tun. So behaupten sie. Und sie erwarten das auch von ihren Mitmenschen. Sie sehen jeden Fehler, bei den anderen. Aber an die eigene Brust klopfen, die eigenen Fehler einzugestehen, das ist nicht ihre Stärke.
Auch die Schriftgelehrten sind so. Sie kennen die Gebote genau und achten strengstens darauf, dass sie auch eingehalten werden - von den anderen. Für sie selber sind die Gebote „biegsam“ – sie verhalten sich „situationselastisch“- sagt man heute.
Einfach gesagt: Sie richten es sich, wie sie es brauchen.
Diese Art der Frömmigkeit ist gar nicht nach dem Geschmack Jesu.
„Tut und befolgt, was sie euch sagen.“ – sagt Jesus. „Aber richtet euch nicht nach ihren Taten. Sie reden nur, tun aber nicht, was sie sagen!“ Das ist der Vorwurf Jesu.
Und was Jesus gar nicht mag ist, dass sich diese „Pharisäer“ dann noch zu Autoritäten aufblasen und sich „Meister“ und „Lehrer“ nennen lassen.
Jede menschliche Gemeinschaft braucht „Autoritäten“. Sie haben eine wichtige Aufgabe. Sie halten eine Gemeinschaft zusammen. Sie geben Sicherheit. Sie achten auf Traditionen, die hilfreich sind.
Wir brauchen auch „Lehrer“, die Wissen vermitteln und Orientierung geben.
Verkehrt wird es dann, wenn diese „Autoritäten“, Lehrer oder Meister, überheblich werden. Wenn sie andere „niedermachen“, sie erniedrigen.
Oder wenn sie ihre Macht ausspielen und andere ausnützen.
Schlimm wird es, wenn ihr Reden nicht mit ihrem Tun übereinstimmt. „Scheinheilige“ nennen wir sie dann. Zurecht kritisiert sie Jesus: „Sie reden nur, tun es aber nicht.“
Aber wir sollten vorsichtig sein.
Gibt es nicht auch für jeden und jede von uns auch diese Gefahr, „scheinheilig“ zu werden? Zeigen wir nicht auch manchmal nach außen hin, wie „gut“ und „anständig“, wie „fromm“ wir sind, aber dahinter stimmt's nicht?
Sind nicht auch unsere Worte oft recht gut und schön – aber sie entsprechen nicht unseren Taten.Bevor wir anderen etwas vorwerfen, sollten wir auf uns selbst schauen, ob nicht „pharisäisches“ Verhalten auch bei uns zu finden ist.
„Der Größte von euch soll euer Diener sein.“
Es ist eine radikale Umkehr, die Jesus will. Die er auch konsequent vorgelebt hat.
Niemand hat ein Recht, auf andere verächtlich herabzuschauen.
Niemand darf sich selbstherrlich über andere aufspielen.
Worauf es ankäme, ist: dass unser Reden und Tun zusammenpassen.
Dass wir so miteinander umgehen, dass wir einander „dienen“ – einander guttun“.
Ja, die „Pharisäer“ und die „Schriftgelehrten“ – es gibt sie, auch heute.
Bei Jesus kommen sie nicht gut weg: „Sie reden nur, tun es aber nicht“.
Wir sollten vorsichtig sein. Steckt nicht In jedem von uns ein kleiner „Pharisäer“, ein kleiner „Schriftgelehrter“? Die Fehler und Mängel der anderen sehen wir schnell, über die eigenen Fehler schauen wir hinweg.
„Merke dir das“ - hat es bei uns daheim geheißen: „wenn du mit deinem Finger auf einen anderen zeigst – drei Finger zeigen auf dich selbst zurück.“ –
Gemerkt habe ich es mir. - Aber: ich gebe zu, manchmal denke ich nicht oder zu spät daran.
„Sie reden nur, tun es aber nicht!“ – Schön wäre es, wenn man von uns Christen sagen kann: Sie reden nicht nur, sie tun auch, was sie sagen und was sie für richtig halten.
Amen