"In den Himmel will ich kommen..."
Allerheiligen 2023
„In den Himmel will ich kommen…“
Zu Allerheiligen fällt mir immer wieder ein Spruch ein, den ich als Kind gelernt habe: Manche kennen vielleicht diesen Spruch auch:
„In den Himmel will ich kommen, fest hab` ich mir`s vorgenommen. Mag es kosten, was es will, für den Himmel ist mir nichts zu viel.“
Was meine ich, wenn ich sage: „in den Himmel will ich kommen“?
Wenn wir an den „Himmel“ denken, was kann man, was soll man sich darunter vorstellen?
Im Himmel sind die „Heiligen“. Will ich dorthin kommen, muss ich wohl ein „Heiliger“ werden.
Was ist eigentlich ein „Heiliger“?
Wenn wir heute von „Heiligen“ reden, denken wir an religiöse Ausnahmeerscheinungen. An Menschen, die besondere moralische oder asketische Leistungen vollbracht haben, die wir nie erreichen können.
Oder wir denken an Sonderlinge. An „komische Heilige“, die dieser Welt „entrückt“ sind.
Ein „Heiliger“, eine „Heilige“ werden? - Bevor wir sagen: „Nein danke – das ist nichts für mich!“- oder: „in den Himmel kommen“ – bevor wir das als kindlichen Wunsch abtun - sollten wir versuchen diesen Begriffen ein wenig nachzugehen:
Es gibt ein Bild, das mir gut gefällt. Es kommt auch im heutigen Fest zum Ausdruck, beim Hochgebet:
„…heute schauen wir unsere Heimat, das himmlische Jerusalem. Dort loben dich auf ewig unsere Brüder und Schwestern, die schon zur Vollendung gelangt sind. Dorthin pilgern auch wir und gehen freudig dem Ziel unserer Verheißung entgegen.“
Die „Heiligen“, das sind unsere Brüder und Schwestern, die schon zur Vollendung gelangt sind. Und diese – so stelle ich mir das vor - bilden einen vielstimmigen Chor, im Himmel.
Ich stelle mir das gerne so vor: die ganze Menschheit ein Chor, voller Harmonie und Einklang: das ist der Himmel.
Wir sind unterwegs dorthin, um uns in diesen großen Chor einzufügen
„Heilig werden“ – so könnte man dann sagen - ist der Versuch, den mir zugedachten Platz in diesem Chor zu finden. Mich selbst – meine „Stimme“ einzubringen, meinen Beitrag zu leisten, in diesem gewaltigen Chor.
Man kann es auch so sagen:
Jedem Menschen ist von Gott seine ganz persönliche „Stimme“ gegeben. Und Gott hat uns seine „himmlische, harmonische Melodie“, in die Seele gelegt.
Und die Kunst des Lebens besteht für uns darin, diese Melodie aufzunehmen und sie durch unser Leben zum „Klingen“ zu bringen.
„Heilig werden“ und „in den Himmel kommen“ – das meint dann schlicht und einfach: Ich bringe mich ein und übe mich ein, auf meine Weise, in das große Konzert des Lebens.
Damit wir unsere „Stimme“ und unsere eigene Weise finden, ist es notwendig, dass wir lernen hinzuhören, in uns hineinzuhören, um diese „Melodie“, die Gott in unser Herz gelegt hat, zu erkennen.
Gebet, Stille, Achtsamkeit, Meditation können für uns Hilfe sein, diese unsere Melodie zu finden, um sie dann einzubringen in den großen Chor voller Harmonie und Wohlklang – und das wird der Himmel sein, für uns.
Hier und jetzt gilt es zu üben. Das ist unsere Lebensaufgabe. Die Harmonie zwischen uns stimmt nicht immer. Da gibt es manche Misstöne, die stören.
Man ist nicht immer gut „gestimmt“.
Aber manchmal – in so begnadeten Momenten, in Festen, in den Höhepunkten unseres Lebens, da „stimmt“ manchmal alles – in uns – zwischen uns – da klingen diese himmlischen Klänge schon durch und lassen uns ahnen, oder „verkosten“, wie es einmal sein wird – wir fühlen uns „wie im Himmel.
Diese begnadeten Augenblicke, sie mögen nicht zu selten sein, damit uns der Geschmack auf den „Himmel“ nie vergeht.
Ja, er passt immer noch, dieser Spruch aus meiner Kindheit: „In den Himmel will ich kommen!“ – in so einen Zustand, in dem alles „stimmt“ – hier und jetzt schon, immer wieder einmal und einmal für immer.
Amen.