"Kommt, alles ist bereit!"
Liebe Pfarrgemeinde!
Eine wunderbare Vision schildert uns der Prophet Jesaja in der heutigen Lesung. Jesaja lebte und wirkte in jenem Land, in dem jetzt seit einer Woche wieder einmal ein schrecklicher Krieg wütet.
Auch zu seiner Zeit - 740-700 v. Chr.- war Krieg.
Auch damals ging es darum, wem das Land gehörte.
„Jesaja“ – wollte dem Volk klar machen, dass Krieg die schlimmste Art ist, Konflikte zu lösen.
Er wollte dem Volk einreden, auf Gott zu vertrauen und dem Frieden eine Chance zu geben.
Mit einer Vision wollte Jesaja sein Volk motivieren:
So wird es einmal sein: das Morden wird ein Ende nehmen ... der Herr wird ein Festmahl geben, für alle Völker. Mit den besten und feinsten Speisen, mit erlesenen Weinen“. – Man wird an einem Tisch sitzen und miteinander feiern. Gott wird die Tränen von jedem Gesicht abwischen – und alles wird gut sein.“
Das sind doch herrliche Aussichten, die der Prophet Jesaja eröffnet, oder? So wird es einmal sein.
Kann man sich das überhaupt vorstellen:
Ein geselliges und festliches und friedliches Miteinander aller Menschen. Niemand wird ausgeschlossen.
Es gibt keine Verdächtigungen und keine Angst mehr.
Man braucht sich nicht zu verstecken,
niemand braucht sich mehr zu schämen, vor sich selbst nicht und vor den anderen nicht.
Sogar der Tod wird seinen Schrecken verlieren.
Gott selbst wird uns trösten und uns die Tränen aus den Augen wischen. Alles wird gut sein.
So wird es einmal sein...
Ich kann es verstehen, wenn jetzt jemand denkt:
So wird es nie sein. Hör doch auf zu träumen.
Schau dir doch die Welt an, wie sie ist.
Grausam und brutal geht es zu. Krieg, Tod und Verderben, jeden Tag neue schreckliche Nachrichten.
Trotzdem: Ich meine wir dürfen uns diese tröstlichen „Aussichten“ auf eine gute Zukunft nicht nehmen lassen und nicht verderben lassen. Sonst müssen wir im Hier und Jetzt verzweifeln.
Wenn man keine „Aussichten“ mehr hat, keine Perspektiven, keine Visionen, verliert man leicht die Freude am Leben und die Kraft fürs Leben, für die Bewältigung des Alltags.
Wenn man keine Träume mehr hat und keine Visionen, klebt man am Boden, reibt sich auf, am Alltäglichen, wird aggressiv oder depressiv.
Jesus kennt natürlich diese Vision des Jesaja. Er greift sie auf in seinem Gleichnis und sagt: Dieses Fest – es hat schon begonnen: „Kommt, alles ist bereit!“
Aber: Die Eingeladenen kümmern sich nicht darum.
Sie haben anderes im Sinn. Sie gehen ihren eigenen Interessen nach: der eine auf seinen Acker, der andere in seinen Laden. Ihre eigenen Interessen sind ihnen so wichtig, dass sie schließlich die Einladenden selbst als Störung empfinden und beseitigen. –
Und genau das ist die Gefahr: Wir sind oft so beschäftigt mit unseren Interessen, oder so tief verstrickt in unseren Sorgen, dass wir schließlich nur mehr egoistisch auf uns selbst schauen und das Miteinander vergessen.
Der andere wird dann zum Konkurrenten oder gar zum Feind. Wir ziehen Grenzen, schließen uns ab. Und das Leben verkommt. -
Davor warnt Jesus in seinem Gleichnis.
Es wird ein Festmahl geben…alles ist bereit für das Fest des Lebens. Die Einladung zu diesem Fest ist schon ausgesprochen. Und sie ist gültig. An uns liegt es diese Einladung anzunehmen. Und: Es gilt uns vorzubereiten für dieses Fest. Uns passend „herzurichten, das „Hochzeitsgewand“ anzulegen.
Das wäre unsere „Lebensaufgabe“, dass wir uns „einüben“, in dem, was es braucht, damit wir bei diesem Fest des Lebens eine „gute Figur“ machen.
Wenn wir uns darum bemühen, wird es hier und jetzt schon, im jetzigen Leben, hin und wieder, so Momente geben, in denen wir schon spüren können: „wie es einmal sein wird“. Momente, in denen wir uns fühlen „wie im Himmel“.