"Maria Himmelfahrt"
Liebe Pfarrgemeinde!
Es war im Jahr 1950, da hat Papst Pius XII das Dogma von der „Aufnahme Mariens in den Himmel“ verkündet:
„Die Gottesmutter Maria ist mit Leib und Seele in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen worden.“
Es gab damals – 1950 - nicht nur Zustimmung zu diesem Dogma. Viele meinten, es sei unzeitgemäß und missverständlich. Das ist es auch, wenn man die Aussage dieses Festes vordergründig sieht.
„Aufnahme in den Himmel“ - das bedeutet ja nicht, dass Maria - nach ihrem Tod - von Engeln abgeholt und in den Himmel gebracht wurde. So wird es zwar auf verschiedenen Bildern dargestellt. Es gilt aber sich von dieser bildhaften Darstellung zu lösen und den Sinn dieses Festes zu beachten.
Papst Pius XII. wollte mit diesem Fest auf etwas ganz Wesentliches hinweisen: Maria ist für uns als Zeichen „an den Himmel gesetzt“, damit wir „aufschauen“ zu ihr.
Ein Zeichen der Hoffnung ist sie für uns: „am Himmel“ - wie ein Stern, der uns Orientierung gibt.
Ein leuchtendes „Vorbild“ ist sie für uns, in allem, was sie war und wie sie war. Wie sie war – da gibt uns ihr Name Auskunft. Der Name Maria – „Miriam“ auf hebr. – bedeutet: die „Widerständige“, die „Aufmüpfige“, die „Selbstbewusste“. Und so sollten wir Maria sehen.
„Demütig, brav und fromm“ – so wird Maria oft beschrieben.
Nein, wir sollten sie uns vorstellen als eine starke, selbstbewusste Frau. Eine, die offen war, empfänglich für Neues, auch Überraschendes.
Eine die für „Verheißungen“ zu haben war, die bereit war, sich auf etwas einzulassen. Maria war voller Hoffnung. Sie glaubte an das, was in ihr „heranwuchs“ und ans Licht drängte. Sie war voller Leben und „trug es aus“, was in ihr „heranwuchs“, sie brachte es zur Welt. Darin kann sie uns auch heute Vorbild sein.
Hört man aufmerksam auf ihren Lobgesang, den sie bei der Begegnung mit Elisabeth anstimmt, so war sie eine, die durchaus revolutionäre Gedanken in sich trägt und sie auch ausspricht.
Eine, die auf einen Gott vertraut, der den Kleinen und Schwachen zur Seite steht, der die Mächtigen entthront,
der die Hungernden und Bedürftigen reich beschenkt…
Sie war erfüllt von einer Hoffnung auf bessere Zeiten, auf eine Umkehr der ungerechten und unmenschlichen Verhältnisse.
Im Jahr 1950 – wie gesagt – wurde dieses Dogma von der Himmelfahrt Mariens eingeführt.
Eine schwere Zeit – die Älteren unter uns erinnern sich noch daran. Der schreckliche Krieg war gerade zu Ende gegangen. Eine Zeit in der die Menschlichkeit vielfach mit Füßen getreten wurde. Eine Zeit, in der vielen schmerzlich bewusst geworden war, dass sie auf falsche Zeichen und Ideale gesetzt hatten.
Eine Zeit auch, in der manche, die sich selbst „an den Himmel gehoben hatten“, sich als die „Größten“ fühlten, abstürzten und viele mitgerissen haben ins Verderben.
Gerade in dieser Zeit war es notwendig, ein Zeichen der Hoffnung an den leer gewordenen Himmel zu setzen –das Bild Mariens – als Zeichen der Hoffnung und als Zeichen dafür, dass Gott den „Menschen“ hochhält, dass die „Menschlichkeit“ wieder aufleuchtet und Zukunft hat.
Am Beispiel Mariens, am Beispiel ihres Lebens, ihres Glaubens, sollte aufgezeigt werden: „Mensch, schau auf diese Frau. Sie ist ein gültiges Vorbild für uns. Sie hat bei Gott Gefallen gefunden. Ihr gibt Gott die „Krone der Herrlichkeit.“
Das Vorbild Maria kann uns auch kritisch fragen lassen: Welche Vorbilder haben wir? Wer oder was zählt für uns? Welche Stars „himmeln wir an“ und welchen Idealen eifern wir nach?
Es gibt so manches, was „an den Himmel gesetzt wird“, aber es ist es nicht wert. Es gibt „Irrlichter“, es gibt Trugbilder, es gibt kurzfristige „Mode-Erscheinungen“.
Es gibt falsche Sterne, verführerische Stars - und was sie aufleuchten lassen, bringt eher Verwirrung und Unheil als Hilfe und Sinn.
Das heutige Fest möchte uns Orientierung anbieten, in dem es auf Maria verweist, von der wir glauben:
Sie wurde in den Himmel aufgenommen - für uns,
zu unserer Orientierung, zu unserem Heil.
Schauen wir auf zu ihr und grüßen wir sie:
„Gegrüßet seist du Maria, voll der Gnade….