„Allein losgeschickt!"
Geschätzte Glaubende!
Wir haben in diesen Tagen viele Bilder und Meldungen von Unwettern und ihren Folgen gesehen und gehört. Das erinnert mich an die Tage der Kindheit auf dem Bauernhof, wenn schwere Unwetter auftraten und wir alles richten mussten um die Tiere im Stall zu entlassen, falls in der Scheune, durch Blitzeinschlag, Feuer entsteht. Und als der Strom ausfiel und die ganze Familie um die Wetterkerze gesessen war mit dem Rosenkranz in der Hand.
Erinnern wir uns an die beiden Bibellesungen, in denen auch von Unwettern und Naturereignissen die Rede war.
Beide haben eine frohe Botschaft, die aber erst gelernt werden muß.
Ja, man wird alleine losgeschickt ins Leben, in eine Aufgabe oder Situation.
Die tausenden Feuerwehrmänner und Rettungskräfte wissen das nur zu gut und wir sind ihnen sehr dankbar. Auch sie wissen nicht immer, was sie erwartet, wenn sie losgeschickt bzw. gerufen werden.
Die Geschichte von Elija lässt uns aufhorchen, was uns Gott zeigen möchte: Elija hat sich mit großer Gewalttätigkeitkeit für den Glauben Israels eingesetzt. Dafür wird er vom König mit dem Tod bedroht. Er flieht, um sich in Sicherheit zu bringen. Am Berg Horeb sucht er Schutz in einer Höhle. Seine inneren Kämpfe spiegeln sich nun im Aufruhr der Naturgewalten.
Unwetter, Sturm, Erdbeben und Feuer machen Angst. Dennoch zeigt sich ihm darin nicht Gott in diesen Naturereignissen, sondern in der Stille, im sanften, leisen Windhauch.
Elija tritt aus der Höhle, verhüllt sein Gesicht und stellt sich Gott, der einen neuen Auftrag für ihn hatte.
Auf der Suche nach Gott helfen nicht außergewöhnliche Ereignisse und Erscheinungen oder Machtauftritte, sondern: „in die Stille hören“.
Im Evangeliumsstück des Matthäus werden die Fischer vom See Genesareth von Jesus persönlich sogar gedrängt, allein ins Boot zu steigen, nachdem sie sich derart wohl gefühlt hatten in der großen Gemeinschaft, die fröhlich war und satt geworden – mit 5 Broten und zwei Fischen! So sollte es doch weitergehen.
Es sollte anderskommen. Starker Gegenwind am Wasser kam auf und es wurde Nacht!
Nur nicht aufgeben, ums Überleben kämpfen, hieß die Devise. Da erfahren sie eine Lichtgestalt und erschrecken noch mehr. Es ist aber ihr Freund, der ihnen beistehen will. Er hat sich Zeit gelassen. Er war allein auf dem Berg gewesen, um vielleicht beim Vater die Versuchung abzuschüttlen, er sei der ideale König für die Probleme der Welt, damit die Menschen erst gar nicht leiden müssen. So steht es in Joh.6.
Er musste erst die gut gelaunte Gemeinschaft entlassen und schickte seine Apostel mit dem Boot auf den Weg, ohne ihn. Nicht weil er Ruhe haben wollte. Er hatte sie dennoch im Blick und tut das heute noch.
Das müssen die Heiligen dieser Kalendertage auch erfahren haben:
Franz Jägerstätter aus St. Radegund, der am 9.August vor 80 Jahren wegen Wehrdienstverweigerung hingerichtet wurde.
Edith Stein, eine katholische Karmelitenschwester, die als Jüdin geboren war, und vor 81 Jahren in Ausschwitz umgekommen ist. Noch auf der Fahrt dorthin hinterließ sie ein Testament, in dem sie ihr Leben für Frieden zwischen Deutschen und Juden Gott anbietet.
Und am 14.8.begehen wir den Gedenktag des hl. Maximilian Kolbe, der sich anstatt eines Familienvaters in den Hungertod schicken ließ.
Sie haben es wie Petrus gewagt, den Herrn zu bitten, ihm über das Wasser entgegenzugehen. Und ihre Nächte waren lang!
Unsere Erfahrungen mit dem Losgeschicktwerden sind anders, aber auch voller langer Nächte.
Wie oft mussten auch wir gegen den Strom rudern. Die Nacht erschwerte uns die Orientierung.
Wir brauchten auch dringend eine Hand, die uns herauszieht. Und Jesus hat sie uns gereicht, wenn auch in einer oft unerwarteten Weise. Rückblickend merken wir erst, da war eine höhere Macht, eine göttliche Handreichung im Spiel.
Der Glaube, das Vertrauen an diesen Gott lässt uns in schweren Situationen über uns hinauswachsen und wir merken erst dann, dass wir getragen wurden über das Wasser.
„Herr, rette mich!“ bittet Petrus.
Das zeigt uns dieses Evangeliumsstück, dass unser Schrei nicht ungehört bleibt.
Komm! Sagt Jesus auch heute noch zu uns.
Habt Vertrauen, fürchtet euch nicht! Ich bin da!
Wir sollten nicht bloß von „Glück gehabt“ sprechen; eher in Dankbarkeit so wie die Jünger im Boot bei jeder Kniebeuge denken.
„Wahrhaftig, Gottes Sohn bist du!“
Amen.