"Es liegt schon bereit! Mitten im Ackerfeld deines Lebens."
Liebe Mitchristen!
Ich möchte euch noch eine kl. Geschichte erzählen:
Franz von Assisi und sein Ordensbruder Masseo trafen sich einmal vor der Stadt draußen. Sie beschlossen, miteinander zu essen. Bei einem schattigen Platz neben einer Quelle lag ein schöner breiter Stein. Sie legten das Brot, das sie geschenkt bekommen hatten auf den Stein und setzten sich daneben ins Gras.
„Bruder Masseo“ sagte Franz, „wir sind eines so großen Schatzes gar nicht wert.“ Da erwiderte Masseo: „Wie kann man da von einem Schatz reden, wo so viel Armut ist und es an den nötigsten Dingen fehlt? Hier ist kein Tisch, kein Tischtuch, kein Messer, kein Geschirr, kein Diener, keine Magd zum Auftragen“.
Da sagte Franz: „Das gerade ist es, was ich für einen großen Schatz halte. Was hier ist, ist durch Gottes Güte bereitet. Wie zu sehen ist, am Brot, das uns geschenkt wurde, am Steintisch, der so herrlich ist und an der Quelle, die so klar sprudelt. Und darum will ich, dass wir das alles lieb haben und schätzen von ganzem Herzen“.
Das Unverhoffte ihres Fundes, will Franz von Assisi sagen, das ist das eigentlich Beglückende. Bruder Masseo übersieht, dass etwas scheinbar Unauffälliges ein Schatz sein kann. Mehr noch: Für Franz von Assisi werden das klare Quellwasser, der tischförmige Stein, das Stück Brot zum Gleichnis für die Güte Gottes, weil er alles als geschenkt empfindet.
Jesus redet im heutigen Gleichnis zu seinen Jüngern vom Reich Gottes als einen Schatz, der in einem Acker vergraben ist. Ein Mann entdeckt ihn, gräbt ihn aber wieder ein. Und in seiner Freude verkauft er alles, was er besitzt und kauft den Acker.
Das Reich Gottes – heißt das – ist ein Glücksfall. Man kann es nicht machen. Man kann es nur finden. Aber: Es liegt schon bereit! Mitten im Ackerfeld unseres Lebens.
Es kommt uns im Grunde auf halbem Weg entgegen. Und wenn ich den Schatz gefunden haben und voller Freude bin darüber, werde ich mich um diesen Schatz kümmern – ich werde alles dransetzen, um ihn für mich und für immer zu gewinnen. Das ist dann die zweite Hälfte des Weges sozusagen, den ich selber zu leisten habe.
Natürlich könnte jemand den Schatz auch liegen lassen. Was einer tut, hängt davon ab, was für Augen er hat. Solche wie Franz oder solche wie Masseo. Für Masseo war das, was er da sah – die Quelle, der Stein, das Stück Brot – selbstverständlich und nicht der Rede wert. Ja eigentlich zu gering, als dass er es eines Blickes würdig fand. Franz entdeckt mit seinen Augen in den einfachen Dingen einen Schatz, den er als Geschenk empfand.
So ist es auch mit dem Reich Gottes, mit Gottes neuer Welt: Das Reich Gottes kommt nicht von oben, von außen zu unserem Leben hinzu. Wir finden es im Leben selbst und wie wir leben und unser Leben betrachten.
Das Reich Gottes entdeckt, wer anfängt, die vielen Spuren der Liebe, Güte und Sorge Gottes um uns Menschen in seinem alltäglichen Leben zu entdecken:
Dass ich in der Früh wieder aufwache, dass die Sonne scheint oder auch der beruhigende Klang eines Sommerregens, ein Lächeln von jemanden, ein gutes Wort, ein Essen das mir schmeckt, ein Sonnenuntergang, der Sternenhimmel, die Ruhe der Nacht. Alles Dinge, die wir nicht selber machen und die wir nicht selber beeinflussen können. Dinge, die uns geschenkt sind. Wer sie wahrnimmt, wird sie als Schatz empfinden – wie Franz von Assisi.
Wenn wir über diese vielen Dinge, die wir so oft als selbstverständlich hinnehmen, staunen können, dann werden wir dankbar und werden wir IHM, unserem Gott danken dafür, der uns diese Dinge geschenkt hat.
Jesus hat in seinem Handeln und in seinen Reden immer wieder darauf hingewiesen: Der wahre Schatz liegt im Kleinen, im unscheinbaren, in dem, was von uns Menschen gerne als gering geachtet und von uns übersehen wird.
In einer Bibelstelle, die wir alle kennen heisst es: Hindert die Kinder nicht zu mir zu kommen, denn Menschen wie Ihnen gehört das Himmelreich. Menschen wie Ihnen …. einfach durch die Weise, wie Kinder sind, versinnbilden sie was es heißt zum Reich Gottes zu gehören. Und wie sind Kinder?
Neugierig sind sie und staunen können sie. Sie lassen sich überraschen und alles ist für sie voller Geheimnisse. Nichts halten sie für unmöglich und Wunder sind für sie das Normalste auf der Welt. Sie wissen, dass sie klein sind und haben kein Problem damit. Sie vertrauen der Welt und den Menschen um ihnen herum.
Und so wie sie zu ihrem Leben stehen und sich in der Welt bewegen, so sagt Jesus, ist es mit dem Reich Gottes. Wahrscheinlich tun wir uns deshalb manchmal mit der Botschaft Jesus so schwer, weil wir sie ausschließlich durch die Brille des Erwachsen seins lesen.
Darum wäre es gut, wenn wir uns manchmal wieder wie Kinder verhalten würden, damit wir begreifen, was es heisst „das Reich Gottes“ und dass es ein Versprechen ist von Gott an uns, dass er es uns zugesagt hat.
Den Blick für das Gottesreich lässt sich übrigens auch einüben: Nehmen wir uns doch hin und wieder Zeit zum Nachdenken, zum Inne halten.
vielleicht am Abend - lassen wir Erlebnisse und Stunden des Tages noch einmal vorüberziehen und achten wir darauf, was uns alles an Gutem und Schönem geschenkt wurde. Achten wir dabei auch auf die kleinsten Dinge. Wir werden staunen, wie viele es waren.