"Fürchtet euch nicht!"
Liebe Pfarrgemeinde!
Mystery Serien im Fernsehen, Grusel und Horrorfilme, Krimis mit schrecklichen Leichen, oder auch Geisterbahnen sind Dinge, die uns Menschen einerseits faszinieren und anziehen, auf der anderen Seite können sie uns auch in Angst und Schrecken versetzen, was ja auch ihre Absicht ist.
Viele Menschen suchen dieses Prickeln und gleichzeitig ist es ein wenig verrückt, sich freiwillig Angst machen zu lassen. Gibt es nicht schon genug Angst in der Welt und in uns?
Kinder haben Angst vor Strafe, vor Schularbeiten, vor stärkeren Kindern oder vor der Dunkelheit.
Erwachsene haben Angst vor einer ungewissen Zukunft, vor Gewalt, Einsamkeit, Krankheiten und vor dem Tod.
Es gibt viele Gründe sich zu fürchten und jede und jeder von uns wird seine ganz persönlichen Ängste mehr oder weniger gut kennen.
Unsere Ängste sind schwer zu bekämpfen, das wissen wir auch sehr gut. Der Zuspruch, „Du brauchst doch keine Angst zu haben“ hilft nur sehr bedingt weiter.
Meistens verschweigen wir unsere Ängste anderen gegenüber, Frauen weniger als Männer, weil wir uns schämen oder weil sie uns einfach unangenehm sind. Wir wollen sie unterdrücken, damit wir uns nicht lächerlich machen oder keine Blöße geben.
Wir Männer sind „unerschrocken“ und „furchtlos“. Wenn man genauer hinschaut, stimmt das doch nur zum Teil. Für Frauen ist es legitimer Angst zu haben, aber auch nicht für alle.
Angst ist auf jeden Fall ein natürlicher Selbstschutz vor Gefahren, oft aber ist sie einengend und hemmend, sie nimmt uns die Freude und die Lust am Leben.
Am deutlichsten wird das sichtbar bei Menschen, die an starken Depressionen leiden, oder suizidgefährdet sind. Bei ihnen entsteht das Gefühl von der Angst völlig erdrückt zu werden und dadurch keinen Ausweg mehr zu sehen.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es sehr hilfreich sein kann, über die Angst zu reden, sie auszusprechen, damit sie einerseits bewusst wird, andererseits Erleichterung durch das Mit-teilen entsteht, sie verliert ihre Macht.
Die Botschaft des Evangeliums geht einen Schritt weiter und bringt die zugesagte Hilfe Gottes ins Spiel.
Die Aufforderung, besser gesagt die Bitte zur Furchtlosigkeit durchzieht die Heilige Schrift wie ein roter Faden:
Bei der Geburt Jesu fordern die Engel die Hirten auf dem Feld auf: Fürchtet euch nicht….die gleiche Zusage hören die Frauen am Grab bei der Verkündigung seiner Auferstehung.
Dreimal haben wir im heutigen Evangelium dieses Wort gehört:
- Fürchtet euch nicht vor den Menschen!
- Fürchtet euch nicht vor denen,
die den Leib töten, die Seele aber nicht töten können. - Bei euch aber sind sogar die Haare auf dem Kopf alle gezählt.
Fürchtet euch also nicht!
Es ist nicht nur eine Bitte und Zusage keine Angst zu haben, sondern auch eine Bestärkung mutig zum Glauben an den Auferstandenen zu stehen, vor allem wenn es nicht so einfach ist.
In der Entstehungszeit des Matthäusevangeliums um 80 nCh war es sehr schwierig, sich zum christlichen Glauben zu bekennen, in manchen Gegenden bedeutete das Verfolgung, Folter und Tod.
Auch heute ist es nicht einfach, zu seiner Glaubensüberzeugung zu stehen. Vielerorts wird man im besten Fall belächelt, manchmal für altmodisch und nicht mehr zeitgemäß angesehen. Auch da ist es hilfreich, sich auf die Worte Jesu zu besinnen: Fürchte dich nicht!
Dann kann der Glaube zur stärkenden Kraft im Leben werden, das geprägt ist von Zuversicht und Furchtlosigkeit.
Die Frohe Botschaft, die Botschaft Jesu will uns heute Gewissheit geben, dass wir gut aufgehoben sind. Unsere Angst hat einen tröstlichen Ort gefunden, bei unserem uns seinem Vater.
Außerdem dürfen wir darauf vertrauen, dass es Menschen gibt, denen ich von meiner Angst erzählen kann, die um meine Ängste wissen, und denen es nicht egal ist, wenn ich mich fürchte.
Vielleicht braucht es manchmal einigen Mut, die eigenen Ängste auszusprechen, sie einem guten Freund, einer guten Freundin, dem Partner oder der Partnerin anzuvertrauen, aber es kann viel bewirken, lösen und verändern.
Wir werden auch in Zukunft, und haben wir noch einen so großen und festen Glauben, nicht ohne Angst leben können, aber wir können dafür sorgen, dass diese lähmenden Gefühle kein zu großes Gewicht in unserem Leben bekommen.
Das wünsche ich ihnen heute und wiederhole die Zusage Jesu:
Fürchtet euch nicht!
Amen.