"Nicht die Gesunden brauchen einen Arzt, sondern die Kranken!"
Jesus in schlechter Gesellschaft“ - heißt ein Buch von Adolf Holl. Es könnte auch als Überschrift über dem heutigen Evangelium stehen.
„Wie kann euer Meister zusammen mit Zöllnern und Sündern essen?“ - So empören sich die Pharisäer. Das gehört sich nicht! Das tut man nicht, wenn man etwas auf sich hält. Man gibt sich mit so einem Gesindel nicht ab!
Die Antwort, die Jesus gibt zeigt seine grundsätzliche Einstellung zu den Menschen. Und diese seine Einstellung wurde nicht verstanden und daher auch nicht geduldet, von denen, die sich für gerecht und „in Ordnung“ halten. Die Einstellung, die wir anderen Menschen gegenüber haben, beeinflusst unser Verhalten zu ihnen:
„Die Menschen sind böse!“ - Wenn ich diese Einstellung habe, werde ich zustimmen, wenn es heißt: „Man muss ihnen mit Strenge und Konsequenz beibringen, was recht und gut ist. Dann werden sie schon funktionieren. Und wenn nicht, dann haben sie selbst schuld, wenn man sie verachtet und ausschließt.“
„Das sind eh alle Gauner!“ – heißt es schnell, wenn wieder einmal ein „Ausländer“ oder ein „Flüchtling“ etwas verbrochen hat. Und darum: „Mit denen brauchst du dir nichts anzufangen!“
„Die Menschen sind dumm“ – diese abwertende Einstellung bestimmt unser Verhalten.
Als Freunde möchte man die Dummen nicht haben.
Die Einstellung, die Jesu zu seinen Mitmenschen hat, wird deutlich im Evangelium, das wir gehört haben:
Die Menschen sind „krank“ sagt Jesus, was sie brauchen, ist ein „Arzt“. Jemanden, der ihnen mit Erbarmen und Liebe entgegenkommt.
Jesus meint: die Menschen sind nicht „böse“ aus Absicht.
„Es fehlt ihnen etwas“ – und dieser Mangel macht sie unfähig zum Guten. Sie können nicht anders. Was ihnen fehlt ist Anerkennung, Wärme, Zuwendung. Es mangelt ihnen an Liebe. Und das „kränkt“, macht krank. Das kennen wir ja auch von uns selber.
„Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken.“ Das ist die Einstellung, die Jesus hat. Wie ein „Arzt“, als „Heiland“ möchte er den Menschen begegnen.
Jesus gibt durch seine Art den Menschen zurück, was sie verloren haben, oder was ihnen genommen wurde: ihre Würde und ihr Ansehen und das Gefühl „sein zu dürfen“ und „berechtigt“ zu sein unter den Augen Gottes.
Und das richtet die Menschen auf, lässt sie aufleben und neu werden.
In diese, seine Art, in seine Einstellung zu den Menschen, können und sollen wir uns „einüben“. Tagtäglich, bei all unseren Begegnungen:
Da ist mir ein Text untergekommen, den ich gerne weitergeben möchte:
Wie ich Dir begegnen möchte…
Ich möchte dich lieben, ohne dich einzuengen.
Ich möchte dich wertschätzen, ohne dich zu bewerten.
Ich möchte dich ernst nehmen, ohne dich auf etwas festzulegen.
Ich möchte zu dir kommen, ohne mich dir aufzudrängen.
Ich möchte dich einladen, ohne Forderungen an dich zu stellen.
Ich möchte dir etwas schenken, ohne Erwartungen daran zu knüpfen.
Ich möchte von dir Abschied nehmen, ohne Wesentliches versäumt zu haben.
Ich möchte dir meine Gefühle mitteilen, ohne dich für sie verantwortlich zu machen.
Ich möchte dich informieren, ohne dich zu belehren.
Ich möchte dir helfen, ohne dich zu beleidigen.
Ich möchte mich um dich kümmern, ohne dich ändern zu wollen.
Ich möchte mich an dir freuen, so wie du bist.
Wenn ich von dir das Gleiche bekommen kann,
dann können wir uns wirklich begegnen
und uns gegenseitig bereichern.
Wir wissen aus eigener Erfahrung:
Nur liebevolle Zuwendung kann einen Menschen verändern und heilen.
Ja, es kommt viel darauf an, wie wir einander „begegnen“.
Tröstlich für uns ist: wir dürfen an einen Gott glauben, der uns barmherzig „begegnet“
und uns „behandelt“ wie ein „Arzt“, damit wir wieder „heil“ werden.