Pfingsten
Liebe geistbegabte Pfarrgemeinde!
Diese Anrede kommt ihnen sicherlich komisch vor und doch bescheinigen uns die biblischen Texte die Fähigkeit der Geistbegabung seit unserer Taufe und Firmung.
Zu Pfingsten werden wir wieder daran erinnert.
Für viele Christen hat Pfingsten an Bedeutung verloren, was ich sehr schade finde, ist es doch das Fest der Lebendigkeit und Zuversicht.
Pfingsten ist wie ein Türöffner in Zeiten der Verschlossenheit, der Angst und des Unfriedens.
Pfingsten eröffnet Perspektiven, wo man das Gefühl hat, es geht nichts weiter, oder man steckt in einer Sackgasse.
Nimmt man die Inhalte des Pfingstfestes ernst, erspart man sich unter Umständen sogar Depression und Zukunftsangst.
Was ist bezeichnend an den pfingstlichen Berichten?
In der Apostelgeschichte erfasst die Jüngerinnen und Jünger ein heftiger Sturm und Feuerzungen erleuchten ihren Geist. Die verängstige Versammlung kommt in Bewegung, erlebt einen kräftigen Anschub von Körper und Geist. Das Resultat kennen wir: es ist die Geburtsstunde der Kirche, der Gemeinschaft der an Christus Glaubenden. Plötzlich konnten sie sich verständlich machen, konnten, befreit von Angst und Kleinglauben, die Botschaft mutig verkünden.
Im Evangelium hören wir, dass die Jünger:innen aus Furcht vor den Juden zwar beisammen waren, aber die Türen verschlossen hatten.
Zumindest waren sie noch beisammen, sie hätten sich nach dem Desaster der Kreuzigung auch in alle Winde zerstreuen können. Der Bericht über die Auferstehung wurde zwar von Maria überbracht, aber glauben konnten sie es noch nicht. Gut Ding braucht eben Weile!
Sich vor Angst verschließen, das kennen wir auch. In Situationen, die wir nicht überblicken, denen wir nicht gewachsen sind, die zu neu sind, um sie gelassen auf sich zukommen zu lassen. Denken sie nur an den Verlust eines wichtigen Menschen, oder die Sorge um die Kinder oder Eltern, oder auch gravierende berufliche Veränderungen.
Das macht uns Angst. Aber Angst ist bekanntlich kein guter Ratgeber sagt der Volksmund. Weil Angst lähmt, verunsichert und die schöpferischen und kreativen Kräfte in uns unterdrückt und behindert. Gleichzeitig entsteht ein starkes Gefühl der Verwirrung und des Unfriedens das sehr quälend sein kann und jede Zukunftsaussicht verstellt.
Unsere inneren Türen sind aus Angst verschlossen.
Was geschieht im Evangelium weiter?
Jesus trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch!
Da freuten sich die Jünger:innen, als sie den Herrn sahen.
Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch!
In einfachen Sätzen wird hier großes verkündet.
Die Erfahrung der Jünger:innen war offensichtlich, dass Jesus genau in dieser großen Angst in ihrer Mitte ist und bleibt. Er kommt durch die verschlossenen Türen mit dem zweimaligen Friedensgruß, um ihnen Trost und Mut zuzusprechen. Also trotz Verschlossenheit und Angst ist er da, er öffnet die Türen nicht gewaltsam nach dem Motto, macht endlich auf, stellt euch nicht so an, seid doch nicht so ängstlich. Und die Freude ist groß, als sie ihn erkennen.
Nicht alle können es glauben, was da passiert, wie uns der Bericht über Thomas im Anschluss zeigt. Aber so sind wir Menschen eben, jeder und jede braucht seine eigene Erfahrung mit diesem Geist Jesu.
Der Friede Christi wirkt laut Johannesevangelium von innen heraus. Tief in unserer Seele ist er beheimatet und möchte sich entfalten. Wirklicher Friede ist im Evangelium nicht Verhandlungssache oder geschicktes Taktieren. Wirklicher Friede kommt von Jesus Christus in der Kraft des Heiligen Geistes. Es ist der Friede des Herzens.
Er hauchte sie an und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen…
Dieser Geist befähigt auch einander zu vergeben und Sündenvergebung zu erlangen.
Wer weiß, wie quälend Schuld sein kann, kann erahnen, wie wichtig Vergebung für ein gutes, friedliches Leben ist.
Durch Vergebung wird Friede möglich, ohne Vergebung bleibt der Unfriede.
All das bewirkt die Geistkraft Gottes in unserer Welt:
Vergebung, Befreiung von Angst, Trost und Mut, Freude über das Wirken Gottes in unserer und meiner Welt. Manchmal aufbrausend, wie ein Sturm, manchmal wie der sanfte Hauch des lebenspendenden Atems.
Wir sollten es nicht vergessen, dass auch wir durch die Firmung besiegelt sind, mit der Gabe Gottes, dem Heiligen Geist.
Amen.