Sonntag der Vorfreude vor Pfingsten
Der Dichter RUMI erzählt:
Morgens ging ich in den Garten eine Rose mir zu pflücken, heimlich und in Furcht, der Gärtner könnte mich dabei erblicken. Doch waren seine Worte, köstlich über mein Erwarten: Nicht die Rose allein, ich schenke dir den ganzen Garten!“
Wir stehen im Kirchenjahr zwischen den großen Festen Jesu Himmelfahrt und Pfingsten. Im Evangelium hören wir heute vom innigen Gebet Jesu mit dem er Abschied von den Jüngerinnen und Jüngern nimmt und mit großer Dringlichkeit noch einmal formuliert, was sein ganzes Leben ausmacht: „Ewiges Leben hat, wer Gott erkennt und aus dieser Verbundenheit lebt!“ Das biblische Wort erkennen meint eine innnige Liebesbeziehung –Ewiges Leben hat, wer in einer innigen Liebesbeziehung mit Gott lebt. Und so betet Jesus für alle„die Gott ihm gegeben hat“ bis heute, sogar noch aus dem Himmel… um Beistand und Bewahrung. Er betet um die Fülle der Gotteskraft für jeden von uns: „Ich komme zu euch. Dann wird euer Herz sich freuen!“ „Nicht nur 1 Rose schenk ich dir, ich schenke dir den ganzen Garten! Garten ist gerade jetzt ein starkes Bild für üppiges, volles, buntes Leben, für Lebenskraft und Lebensfreude, ein Bild für glückliches Leben, für Erholung und Genießen, Raum für Feste mit Freunden. Garten ist auch ein Erfahrungsraum, was es für ein gutes Gelingen von Leben braucht: Fürsorge, Pflege, Zeit zum Wachsen, Ausreißen von Unkraut, immer wieder neu aussäen und ernten. Ein schöner und fruchtbarer Garten braucht eine weise Gärtnerin, einen aufmerksamen Gärtner.
Dieses Bild von Emil Nolde mit seinen kraftvollen und warmen Farben drückt für mich diese Fürsorge, Beistand und Bewahrung aus, um die Jesus für uns betet. Diese innige Fürsorge eines Gärtners, der sich um seine Blume sorgt, der sich über ihre Schönheit freut und will, dass sie ganz zum Leuchten kommt.
Jesus betet heute um die Herrlichkeit Gottes: um Verherrlichung für sich, für Gott, für jede/n von uns, um die Herrlichkeit, die bei Gott ist und von Gott ausgeht. Verherrlichung- ein Begriff, der in unserem Wortschatz so nicht mehr vorkommt. Dieses Wort ist eine Übersetzung für das griechische Wort „doxa“ und bedeutet Glanz, Majestät Gottes. Diese Größe Gottes, dieses Leuchten ist sichtbar geworden in Jesus und auch in manchen Menschen. In einer anderen Bibelübersetzung bittet Jesus Gott: Lass den göttlichen Glanz in ihnen erstrahlen!
Wir kennen dieses wunderbare Strahlen, den Glanz in den Augen von Kindern, die sich freuen, wir kennen den Glanz in Gesichtern von verliebten Menschen, die durch und durch strahlen, wenn sie voneinander sprechen oder sich anschauen, den Glanz in Menschen, die ganz aufgehen im gemeinsamen Musizieren, … Menschen, die von Innen leuchten: aus Begeisterung, aus Liebe, aus Güte, voll Heiterkeit oder Frieden, ein Licht, das aufgeht, wenn man sie trifft.
Es ist ein Glanz, der fasziniert, der echt ist und nicht geborgt, der aus einer inneren Erfahrung leuchtet. Dieser Glanz ist im Innersten nicht zerstörbar, sondern kommt vom Geist Gottes her. Der Glanz Gottes färbt ab, Gott färbt ab, lässt Menschen nicht unberührt, verändert.
Wir feiern heute ein Fest der Vorfreude auf das große Geschenk der Gaben des Heiligen Geistes, dass sie in uns leuchten und über uns hinausstrahlen in die Welt.
Die Zeit vor Pfingsten ist in der Tradition der Kirchen eine besondere Zeit des Gebets: Zeit von Novenen 9 Tage Gebet, Bittprozession, besondere Gebetsanliegen ….Jesus macht es uns vor: Er betet für uns und uns alle in der Welt. Jesus betet er, oft, immer wieder in der Bibel: Er schaut auf zum Himmel, geht auf den Berg, in die Wüste, will allein sein um zu beten. Er taucht ein in das Kraftfeld Gott, er vergewissert sich, dass Gott unser ganzes Glück und Wohlergehen will. Er lebt mit Gott im Herzen. Jesus will dieses Glück auch für uns: Dass auch wir in der Einheit sind mit dem Vater, dass auch wir in diesem Glanz, in dieser Herrlichkeit und aus dieser Kraft leben und wirken.
Das Herzensgebet lädt ein, einen Gedanken immer wieder zu beten: z.B. „Der Friede Jesu Christi wohne in meinem Herzen!“ Die Freude, das Vertrauen, … oder Gott besondere Menschen ans Herz zu legen -für sie um den Segen zu bitten und es ist schon erstaunlich, was diese innere Orientierung im Inneren und nach Aussen bewirkt!
„Bringt eure Bitten mit Dank für das, was euch geschenkt ist. Dann wird der Friede Gottes, der alles menschliche Begreifen weit übersteigt, euer Denken und Wollen im Guten bewahren, geborgen in der Gemeinschaft mit Jesus.“ Phil 4,6“
Machen wir unser Herz bereit für die unglaubliche Fülle der Gotteskraft, den Hl. Geist, den Jesus uns aus dem Himmel schenken will. Jesus will, dass wir sein großes Glück erleben, ewiges Leben haben, indem wir innigst mit Gott verbunden leben und betet: Lass die Fülle der Gotteskraft in ihnen erstrahlen!
„Nicht nur 1 Rose schenk ich dir, ich schenke dir den ganzen Garten!“