"Ich bin die Tür zum Leben!"
Liebe Schwestern und Brüder!
„Versteh mich, bitte, nicht zu schnell!“ So könnte Jesus heute zu uns sagen.
Der Text des Johannes Evangeliums beginnt mit der „Tür in den Schafstall“ und endet beim „Leben in Fülle.“
Was mich da betrifft, frage ich: Was hat sich abgespielt an jenem Tag an der Tür, als ich von zuhause fortging... beim Heiraten, bei der Berufswahl, zum Auslandseinsatz usw. ist mir heute noch bewusst zu welchem „Stall“ ich gehört habe? Welcher Stimme bin ich damals gefolgt, das frag ich mich nach dem heutigen Evangelium. Welchen Prinzipien bin ich gefolgt? Was war mir wichtig und was ist mir wichtig geworden? Habe ich Frieden gefunden?
Dieses Evangelium regt mich also zu einem Rückblick auf mein bisheriges Leben an. Gibt es Ziele, die ich immer noch verfolge? Habe ich gelernt, wie in meiner Kindheit, auf die Stimme meines Hirten zu hören oder habe ich mich auch „bestehlen und verführen lassen von Dieben und Räubern“?
Mein Leben war kein Wellnessen, es war auch nicht frei von Leid.
Ein „erfülltes Leben“ schließt ja alle Höhen und Tiefen, auch Abgründe mit ein und denn noch ist es mir heute irgendwie möglich, mit einer gewissen Zufriedenheit zu sagen: „Es war zwar oft schwer und es hatte viele dunkle Stunden, aber so, wie es war, ist es gut.“ Kann ich das so sagen?
Ist das schon „das Leben in Fülle“ des auferstandenen Jesus Christus?
Wie ist also dieser Weg, der zu dieser Zufriedenheit und Erfahrung führte?
Wir glauben, alt genug zu sein, um zu wissen, was richtig und falsch ist. Die meisten Entscheidungen sind gefallen. Wir brauchen nur mehr klug verwalten, dann ist alles gut.
Da dürfte Jesus einwenden und sagen: „Versteh mich bitte nicht zu schnell.“
Wir neigen alle ein bisschen zu einfachen Lösungen, Selbstberuhigung und Schuldzuweisungen. Jesus aber steht jeden Tag an der Tür und möchte gehört werden. Es sind nicht allzu viele, die in seinem Schafstall geblieben sind. „Aber einem Fremden werden sie nicht folgen, denn sie kennen seine Stimme nicht,“ sagt das Evangelium.
Es ist und bleibt ein Abenteuer, nach der Stimme des Gottessohnes zu suchen.
Seine Stimme regt uns an, selber für jemanden Hirte zu werden, Engagement zu zeigen, sich für Nächste einzusetzen, ja sogar eine Berufswahl zu treffen.
Voraussetzung dafür ist immer der Glaube und das Vertrauen in sein Wirken.
Es ist Jesus, der gute Hirte, der seine Schafe kennt und beschützt. Sie vertrauen ihm und kennen seine Stimme. Er führt sie auf gute Weide und in einem weiterführenden Bild ist er selbst die Tür zu den Schafen.
Im uralten Gebet des Psalm 23 erfahren wir dieses Glück, gerettet, getröstet und erlöst zu sein von allen Fesseln und Zwängen, die das Leben mit sich bringt.
Kaum ein Wort geht so tief wie dieses: Du bist bei mir! Dein Stab und dein Stock geben mir Zuversicht. Gehen muss ich selber.
Ich weiß, dass einer mit mir geht, der's Leben kennt, der mich versteht, heißt es in einem Lied.
Einer, der immer da ist!
Der ICH BIN. Amen