Gott meint es gut mit uns
Erinnern Sie sich noch an das Evangelium von letzter Woche?
Auf die Frage von Jesus "Für wen halten die Menschen den Menschensohn?" antwortet Petrus: Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!
Petrus glaubt an Jesus, als den Sohn Gottes. Petrus ist überzeugt davon, dass Gott durch Jesus die Menschen zur Nachfolge Christi - zu einem christlichen Leben führen will.
Im heutigen Evangelium konfrontiert Jesus seine Jünger mit der Ankündigung, dass er leiden wird, getötet wird, aber nach 3 Tagen auferstehen wird.
Und da ist Petrus entsetzt - das darf Gott nicht zulassen.
Gott hat doch Jesus gesandt um zu befreien - und so macht er ihm Vorwürfe und fordert ihn auf, das beim Vater im Himmel zu verhindern.
Und Jesus weist ihn zurecht: Weg mit dir Satan, geh mir aus den Augen.
Gott Vater im Himmel ist ein liebender Gott, einer der sich um seine Kinder sorgt - aber er mutet seinem Sohn als auch uns allen mehr zu - er mutet uns auch Leiden, Schweres und Unheil zu.
Und das versteht Petrus nicht - und auch wir verstehen das genauso nicht.
Gab es denn keinen anderen Weg uns zu befreien als dass Jesus das Kreuz auf sich genommen hat und sich für uns kreuzigen hat lassen?
Es ist schwer zu verstehen: Jesus hat in den Jahren, in denen er mit seinen Jüngerinnen und Jüngern zu den Menschen gegangen ist und geheilt, gepredigt und Segen gespendet hat, einen klaren Weg eingeschlagen. Er hat bedingungslose Liebe, Barmherzigkeit und Güte gepredigt - ohne Einschränkungen und ohne Kompromisse. Ohne wenn und aber!
Das hatte Folgen. Zum einen sind ihm immer mehr Menschen gefolgt und wollten in seinem Geiste leben. Aber andererseits hat er dadurch auch Neider, Feinde, Menschen die Angst vor ihm hatten und ihn vernichten wollten auf den Plan gerufen.
Und diese Gruppe - mächtige Menschen, die um Ihren Einfluss fürchteten - wollte ihn mundtot machen. Sie haben erkannt, dass es für sie zu gefährlich wird und Jesus mit seiner Lehre die Menschen zu sehr beeinflusst. Und so spitzte sich die Situation zu, bis dass sie Jesus so in die Enge trieben, dass er Stellung beziehen musste: Entweder - oder: Entweder gilt die Lehre Gottes in jedem Fall des Lebens oder - wenn es zu eng wird - gibt es doch Einschränkungen und Ausnahmen.
Ich denke Gott hätte - wenn es einen leichteren Weg gegeben hätte - seinem Sohn dieses Leid erspart. Aber die Lehre Gottes - Barmherzigkeit, Liebe und Gewaltlosigkeit gilt immer!
Da geht es nicht, dass dann - wenn diese Lehre auf die Probe gestellt wird, eine Ausrede, eine Alternative gewählt werden kann.
So ist der Satz Jesu eigentlich eine logische Sache:
Wenn einer hinter mir hergehen will, verleugne er sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.
Wir sind auf den Namen Christi getauft - Wir sind zur Nachfolge Christi bestimmt.
Wir sind dazu bestimmt, nach seiner Lehre - Liebe, Nächstenliebe, Barmherzigkeit, Güte und Gewaltlosigkeit zu leben und seine Lehre weiterzugeben.
Und dabei sind auch wir gefordert nicht zu kneifen wenn's unbequem wird.
Unbequem, weil Glaube heutzutage halt doch nicht mehr so fix in der Gesellschaft verankert ist und von manchen Menschen belächelt wird. Und wir es daher vorziehen, unseren Glauben im Stillen zu leben.
Unbequem, weil wir manchmal genau wissen, dass Gott mit dem einen oder anderen Tun von uns nicht einverstanden ist.
Unbequem, weil es in dieser unserer Kirche nicht immer ganz rund läuft und daher immer mehr Menschen dieser Kirche den Rücken kehren.
Wir sind Christen und wir bleiben Christen - es gibt kein Ausbüchseln, kein Kneifen und keine Ausrede. Es geht um die Nachfolge Jesu und um seine Lehre.
Es geht nicht so sehr um das Leiden - die Kirche hat in den vergangenen Jahrhunderten das mit dem Kreuz auf sich nehmen manches Mal missbraucht um Leiden zu rechtfertigen. Leiden, dass mit Sicherheit nicht von Gott gewollt war, sondern eindeutig von Menschen verursacht wurde und nichts mit der Nachfolge Christi zu tun hatte.
Es geht vielmehr um die Wahrhaftigkeit seiner Lehre. Egal was kommt. Egal wie schwer es auch ist.
Es gibt kein Ausweichen und kein vorzeitiges Abbiegen.
Jesus hat es uns mit seinem Kreuz auf sich nehmen und seinem Gang nach Golgotha vorgelebt.
Nur so hat seine Lehre die Glaubwürdigkeit bekommen. Nur so hat Gott uns gezeigt, dass kein Druck von Menschen, keine noch so schlimme Androhung dazu führt, dass Gottes Lehre nicht gilt.
Sie gilt immer!
Petrus hat die Ankündigung Jesus von Leid und Sterben nicht verstanden - und hat Angst bekommen.
Haben wir nicht auch oft Angst - dass Gott uns zu viel zumutet, dass wir leiden müssen, dass wir unser Leben verlieren?
Und auch da sagt Jesus klare Worte: Wer sein Leben retten will, wird es verlieren. Wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen.
Wir haben Angst, gerade jetzt in Zeiten von Corona steigt die Angst vor Verlusten in unserem Leben. Verlust des Arbeitsplatzes, Verlust von Wohlstand, Verlust von Beziehungen und vertrautem Leben.
Wer sein gewohntes Leben retten will, wer zu sehr am "alles soll bleiben wie es ist" hängt, gibt Gott keine Chance in seinem Leben zu wirken.
Pater Anselm Grün, der bekannte Benediktinermönch aus Deutschland schreibt dazu:
Jesus zeigt uns, wie Leben wirklich gelingt. Wahres Leben besteht nicht darin, alles an sich zu raffen und vor jeder Herausforderung davonzulaufen. Leben heißt für Jesus aber auch nicht, sich möglichst viele Härten auszusuchen, um sich das Leben besonders schwer zu machen. Wer Leben will, wer der innersten Stimme seines Herzens folgen möchte, in der Jesus selbst zu ihm spricht, der muss bereit sein, das Kreuz auf sich zu nehmen, der muss "JA" sagen zu seiner eigenen Gegensätzlichkeit.
Das Kreuz ist ein Bild dafür, dass wir nicht eindeutig sind. Wir haben in uns nicht nur Liebe, sondern auch Hass. Wir sind nicht nur diszipliniert, sondern haben auch undisziplinierte Seiten in uns. Wir haben nicht nur Erfolg, sondern auch Misserfolg. Wir sind nicht nur gesund, sondern auch krank.
Nur wer auch den Gegenpol seiner glänzenden Seiten annimmt, wird wahrhaft Mensch. Kreuz heißt aber auch, Ja zu sagen zu dem, was mich täglich durchkreuzt, frei zu werden von der Fixierung auf die eigenen Vorstellungen, wie ein Leben zu gehen hat. Das Kreuz befreit mich dazu, in meinem durchkreuzten Alltag, in meinem Scheitern, in den täglichen Konflikten und Brüchen das Bild zu finden, das Gott sich von mir gemacht hat.
Wer sein Kreuz auf sich nimmt, dessen Leben zerbricht nicht, wenn so vieles in ihm und um ihn in die Brüche geht. Er verfolgt in all den Irrwegen und Umwegen die Spur Jesu und die führt ihn zum wahren Leben.
Nehmen wir in unserem Leben die Gegensätzlichkeit von der Pater Anselm Grün gesprochen hat an:
Gehen wir unseren Weg fröhlich, wenn die Zeit der Freude da ist.
Verzagen wir aber nicht, wenn unsere Pläne durchkreuzt werden.
Haben wir Geduld, wenn wir Misserfolg haben und scheitern.
Haben wir Verständnis für unsere Schwächen und für die Schwächen unserer Mitmenschen.
Bleiben wir zuversichtlich, wenn wir immer wieder die gleichen Fehler machen.
Vertrauen wir auf Gott, wenn Krankheit und Trauer über uns kommt.
Anvertrauen wir Gott unsere Ängste und Nöte.
Und bitten wir Gott um seinen Beistand und seine Hilfe für uns und für unsere Mitmenschen.
Gott ist mit Sicherheit anders, als wir es uns vorstellen.
Aber:
DER HERR IST TREU. ER WIRD EUCH KRAFT GEBEN UND EUCH VOR DEM BÖSEN BEWAHREN.
Diesem Satz aus dem 2. Brief des Apostel Paulus an die Thessalonicher können wir trauen:
Gott meint es gut mit uns, er will für uns Lebendigkeit, Fülle und Zufriedenheit, er will für uns das wahre Leben,
Amen.