Habt Vertrauen - Ich bin es - Fürchtet euch nicht!
Liebe Mitchristen,
Es gibt Zeiten in unserem Leben, in denen wir das Gefühl haben, alles ist ins Wanken geraten. Wir fühlen uns hilflos dem gegenüber, was sich da gerade ereignet, womit wir gerade konfrontiert sind..
Vielleicht kennen Sie das.
Unsere Sprache findet bildreiche Umschreibungen, um solche Erfahrungen auszudrücken:
Das Wasser steht mir bis zum Hals; Ich bin hin und her gerissen; Vieles ist auf mich eingestürzt; Da sind die Dinge wie Wellen über mir zusammengeschlagen.
Es kann einem gehen wie den Jüngern, die Gegenwind hatten und deren Boot von den Wellen hin und her geworfen wurde. Es gibt Erfahrungen im Leben, die sich uns entgegenstellen, uns aus der Bahn werfen, wie Gegenwind erbarmungslos ins Gesicht blasen:
Eine schlimme Nachricht, eine Krankheit, der Tod eines geliebten Menschen, eine bittere Enttäuschung in einer Beziehung, ein Streit mit nachhaltigen Folgen.
Auch der Blick auf die Zukunft mag uns lähmen, sie kann uns Angst einjagen. "Was kommt da auf und zu? " "Das kann niemals gut gehen", so sagen wir. ( wie vielleicht gegenwärtig auch im Blick auf Corona)
Mitten hinein in all diese Erfahrungen möchte das heutige Evangelium zu uns sprechen. Wie können wir umgehen mit unseren Ängsten, Unsicherheiten, Verzweiflung und scheinbare Ausweglosigkeiten?
Führen wir uns noch einmal vor Augen:
Die Jünger im Boot - von den Wellen hin und her geworfen durch einen heftigen Wind.
Über die vom Wind aufgepeitschten Wellen kommt Jesus zu ihnen, er geht über das Wasser, so heißt es. Das ist für die Jünger so unwirklich, alle Erfahrungen sprengend, dass sie ihn für ein Gespenst halten müssen und sie vor Angst schreien.
Was ist es, das Jesus befähigt, über Wasser zu gehen?
Erinnern wir uns an den Beginn der Erzählung:
Jesus hat Stunden im Gebet mit seinem Vater verbracht, einsam auf einem Berg, bis zur vierten Nachtwache.
Sein "In Gott-sein" im Erleben und Durchwachen der Nacht,
sein Sich-einlassen auf Gott in seinem eigenen Hin- und her-Geworfen sein in Seinem Leben - das lässt ihn den Abgrund des Meeres überschreiten.
Der Blick auf diesen Jesus - so wie er auf sie zukommt - lässt Petrus schließlich ausrufen: " Wenn du es bist, dann befiehl, dass ich auf dem Wasser zu dir komme"
Indem er den Blick auf Jesus heftet, der von seinem Vertrauen in Gott getragen ist, kann er alle Angst vergessen und selbst über Wasser gehen.
Von dem Moment an aber, wo er den Blick abwendet, -von Jesus weg auf den heftigen Wind - überfällt ihn wieder die alte Angst und er droht unterzugehen.
Wie können wir mit den Ängsten und Widrigkeiten unseres Lebens umgehen?
Zunächst einmal geht es wohl darum, dem ins Auge zu schauen, was da bedrohlich und gespenstisch auf mich zukommt, mich ernsthaft damit auseinanderzusetzen, was mir widerfährt, anstatt die Ablenkung zu suchen. Die Nacht auszuhalten.
Inmitten der durchwachten Nacht, so zeigt mir die Erzählung, gibt es einen Weg heraus. " Habt Vertrauen: Ich bin es, Fürchtet euch nicht" heißt es.
Ich versuche, diesen Aufruf auf mein Leben hin zu hören.
Ich lasse die Aufforderung "Komm" für mich gelten. "Verharre nicht im Blick auf den Abgrund, Hebe deinen Blick aus der Tiefe nach oben. Was dir zunächst wie ein Gespenst erscheint, ist deine Rettung, die auf dich zukommt.
Wenn es mir gelingt, den Blick zu heben, werde ich nach und nach "Ihn" erkennen, der mir da entgegen kommt.
"Komm" heißt für mich: Richte deinen Blick auf mich, mach dich fest in mir - in meiner Kraft, die in dir ist. Sie lässt dich über Wasser gehen, über die Abgründe deines Lebens.
Sein Anruf "Komm", der zunächst wie eine Zumutung erscheint, wird nach und nach zu einem Mut-zu sprechen. Sein An mich- Glauben lässt in mir die Erinnerung wach werden, was mir früher vielleicht bereits einmal zur Erfahrung geworden ist, was mir Kraft gegeben hat, eine Situation zu bestehen, die Erfahrung seines "Mit mir Seins.
Diese Erinnerung hilft mir, meine Angst zu bewältigen.
Tröstlich ist für mich der Fortgang der Erzählung:
Auch wenn ich IHN wieder aus den Augen verliere und mein Blick sich auf den Abgrund heftet, dass ich in der Angst unterzugehen drohe, dann bleibt mir, mit Petrus zu rufen: "Rette mich". Ich darf sicher sein: Er wird mir seine Hände entgegen strecken.
"Fürchtet euch nicht. Habt Vertrauen."
Diese Grundbotschaft steht über unserem Leben.
Wichtig ist, mich in diesem Vertrauen einzuüben - so wie Jesus einsam auf einem Berg "ins Gespräch" zu kommen mit "Ihm".
Still zu werden.
"Meine Seele ist stille in dir, denn ich weiß, mich hält deine starke Hand" so haben wir gesungen.
Dieses "Ich weiß" ist kein Wissen des Verstandes, es ist ein Wissen des Herzens - etwas, das mir selbst zur Erfahrung geworden ist.
Dieses Wissen des Herzens möge uns tragen und ganz besonders durch die Stürme unseres Lebens hindurchführen - Amen.