"Langsam gibt es Hoffnung..."
"Langsam gibt es Hoffnung...", hört ich immer wieder in den Gesprächen, die ich dieser Tage entweder mit Abstand oder am Telefon führe.
Jeden Tag stundenlange Berichterstattung über die Corona-Pandemie. Verantwortliche in Wirtschaft, Politik und Kirche überlegen intensivst, wie man der Lage bestmöglich Herr wird.
Wir wissen, es betrifft uns alle. Niemand kann sagen, das kümmert mich nicht, ich lebe weiter wie bisher. Zusammenhalten ist angesagt, um jeden Preis muss es gelingen, das Virus zu besiegen.
"Langsam gibt es Hoffnung" trauen wir uns jetzt sagen, obwohl noch ein weiter Weg vor uns liegt wird gleichzeitig betont. Aber trotzdem merke ich, dass es guttut, von einer Hoffnung zu hören, von einer begründeten Hoffnung.
Auch das Bild vom Licht am Ende des Tunnels ist ein starkes Bild. Obwohl niemand genau weiß, wie lange der Tunnel noch ist, aber immerhin, da gibt es ein Licht und das beruhigt uns. Das lässt uns wieder ein Stück leichter atmen.
Alle, die jetzt besonders belastet sind, die Pflegekräfte, Einsatzkräfte, Krankenhauspersonal, die Angestellten und LeiterInnen der Supermärkte, aber auch alle in der Telefonseelsorge, den Familienberatungen und in den caritativen Einrichtungen. Alle Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft und alle Eltern, die jetzt Arbeit, Home Learning und Erziehung unter einen Hut bringen müssen und alle, die arbeitslos geworden sind. Alle sehnen sich danach, wieder leichter atmen zu können.
"Langsam gibt es Hoffnung..." ist da ein wichtiger Satz!
Wir Menschen brauchen die Hoffnung, gerade in Krisenzeiten.
Von einer existenziellen Hoffnung hören wir heute und jedes Jahr aufs Neue, in der Osternacht.
Es ist die Botschaft der Auferstehung.
Aber können Sie an die Auferstehung vom Tod glauben?
Viele Christinnen und Christen glauben angeblich nicht wirklich an die Auferstehung, viele halten sie für einen frommen Wunsch oder für einen Aberglauben.
Ist Ostern vielleicht eine gute Erfindung der Kirche und der Theologen um den Menschen Hoffnung zu geben, weil der Mensch nicht ohne Hoffnung leben kann?
Ich meine es gibt unterschiedliche Herangehensweisen an die österlichen Berichte der Bibel:
Die eine ist, ich glaube nur das, was ich sehe und beweisen kann, oder ich glaube aufgrund der Überlieferung und der Tatsache, dass es in unserem Leben mehr gibt zwischen Himmel und Erde, als ich mir vorstellen kann.
Mit der ersten Haltung werde ich mir mit dem leeren Grab schwer tun, genauso schwer wie Thomas, der den Auferstandenen anfassen musste, um an ihn glauben zu können. Obwohl das Grab leer ist werde ich immer noch zweifeln, weil es meine Vorstellung übersteigt und sprengt.
Zweifel sind nicht schlecht, weil sie uns vor Leichtgläubigkeit und Scharlatanen warnen. Doch ein grundlegender Zweifel an der Auferstehung vom Tode hat massive Auswirkungen auf mein Leben.
Denn wenn mit dem Tod nicht alles aus ist, weil mich mein Schöpfergott in seiner grenzenlosen Liebe nicht fallen lässt und mich aufnimmt in die ewige Heimat, bekommt mein Leben eine andere, größere eine ewige Dimension dazu.
Die Angst vor dem Tod, und zwar vor jeglichem Sterben wie Scheitern, Abschied, Versagen, tiefen Ängsten, Verbitterung... kann sich wandeln in freudvolle Hoffnung und tiefe Zuversicht. Das Leben bekommt dadurch eine neue Perspektive. Diese Hoffnung und Zuversicht tragen uns, gerade in schweren Zeiten.
Am Ostermorgen kamen Maria aus Magdala und die andere Maria zum Grab und begegneten dem Engel, der den großen Stein weggewälzt hatte.
Der Stein steht auch für unsere Zweifel, unsere Angst und Ohnmacht und für alles, was unser Leben schwer und unerträglich macht.
Dieser Stein ist weggewälzt und das Licht strahlt in die dunkle Grabkammer. Er ist nicht hier, denn er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Fürchtet euch nicht! Sagt der Engel wie selbstverständlich.
Das Leben, die Liebe, Gott selbst hat den Tod überwunden, er ist auferstanden und geht euch voraus nach Galiläa, wie er gesagt hat, dorthin, wo ihr wohnt und arbeitet, dort werdet ihr ihn sehen, dort könnt ihr ihm begegnen in allem Guten, das ihr erlebt. Dort will er eure tragfähige Hoffnung sein. Fürchtet euch nicht!
Amen.