Erfüllte Zeit (Aschermittwoch)
Liebe Mitchristen,
im Radio gibt es am Sonntagfrüh eine Sendung, die nennt sich "Erfüllte Zeit".
Da werden die unterschiedlichsten religiösen und spirituellen Themen besprochen, die sonst oft im Alltag wenig Platz haben.
Erfüllte Zeit, frage ich mich, was ist das eigentlich?
Ist es eine ausgefüllte Zeit, oder eher eine bewusste Zeit, in der ich Wesentliches für mein Leben tue oder erfahre?
Manchmal hat man den Eindruck, dass die Zeit uns davonläuft. Niemand hat Zeit, alles muss schnell gehen, warten kommt nicht infrage.
Sofort hört man Beschwerden und Kritik, wenn etwas zu lange dauert, ein Paket, ein Anruf, ein Dokument, ein Termin im Krankenhaus.
Alles soll möglichst sofort passieren.
Heute beginnt wieder die Fastenzeit. 40 Tage dauert sie, dann feiern wir endlich Ostern. Schnell geht da gar nichts.
40 Tage, 6 Wochen, ist eine lange Zeit, in der es um Fasten und Buße geht.
Keine lustigen Dinge, das kann sich hinziehen.
Da braucht es Geduld und Ausdauer.
Für Menschen, die es immer eilig haben, eine schwierige Sache.
40 Tage, oder Jahre sind eine Zeiteinheit, die uns in der Bibel immer wieder begegnet.
40 Jahre wandern die Israeliten in der Wüste, bis sie endlich das gelobte Land erreichen. 40 Tage ist der Prophet Elija unterwegs, bis er am Gottesberg Horeb Gott schauen darf.
Auch Jesus zieht sich 40 Tage zurück, um zu fasten und zu beten, bevor er sich stark genug fühlt für seine schwierige Mission.
Zusammengefasst können wir sagen: wer Gott begegnen will, der muss sich Zeit nehmen und sich darauf vorbereiten.
Das geht nicht schnell, schnell oder unüberlegt.
Die Fastenzeit mutet uns das Warten zu.
Man kann sie als geschenkte Zeit betrachten, in der es neu möglich wird, sich mit den Menschen um mich, mit Gott und mit mir selber zu befassen und wenn nötig zu versöhnen.
Wir haben Zeit dafür, müssen nichts überstürzen und das braucht auch Zeit.
Versöhnung, Selbsterkenntnis, Gott auf die Spur zu kommen, das sind Prozesse des Wachsens und Reifens. Das geht nicht schnell, schnell, nicht von heute auf morgen.
Man kann diese Zeit auch als Weg sehen, den ich aufmerksam gehen muss und nicht schnell mit dem Auto zurücklegen kann.
In der Fastenzeit brauchen wir nichts überstürzen, wir dürfen dankbar sein, dass wir diese Zeit haben, uns neu auszurichten, umzukehren wo es nötig ist und zu entschleunigen.
Nach dem Motto: weniger ist mehr!
Einzig die Bereitschaft zur Neuausrichtung ist notwendig, die Bereitschaft Gott zu begegnen, damit aus dieser Zeit keine verlorene Zeit wird, sondern im umfassenden Sinn des Wortes, eine erfüllte Zeit.
Ich wünsche ihnen eine erfüllte Fastenzeit.
Amen.