"Sie sind so etwas wie Licht und Salz für andere"
Es gibt immer wieder Menschen, die durch ihre klare Haltung die Welt ein bisschen besser machen und zum Nachdenken anregen.
Ich denke an den mutigen Einsatz der deutschen Kapitänin und Klimaschutzaktivistin Carola Rackete. Sie erlangte internationale Bekanntheit, als sie im Juni 2019 als Kapitänin der Sea-Watch 3 insgesamt 53 aus Libyen kommende Flüchtlinge bzw. Migranten im Mittelmeer aus Seenot rettete und nach wochenlangem Warten auf eine Genehmigung trotz eines Verbots durch italienische Behörden den Hafen der Insel Lampedusa anlief. Die vielbeachtete Aktion stieß auf ein geteiltes Echo. Während die Beurteilung seitens deutscher Politiker und Medien überwiegend wohlwollend ausfiel, kam von italienischer Seite, insbesondere durch Innenminister Matteo Salvini (Lega), teils harsche Kritik. Den nach der Festnahme Racketes verhängten Hausarrest hob eine italienische Untersuchungsrichterin nach drei Tagen wieder auf. (Wikipedia)
Ich denke aber auch an die Frau, die ihren Mann jahrelang zu Hause pflegt, weil sie es ihm versprochen hat.
Ich denke auch an den seligen Franz Jägerstätter, der durch seine Kriegsdienstverweigerung bis heute sehr kontraversiell dikutiert wird.
Was mich dabei fasziniert ist, dass überall dort, wo Menschen ihre christlich-menschliche Überzeugung in die gewaltfreie Taten umsetzen, sich etwas verändert, bewegt und neu wird.
Sie sind so etwas wie Licht und Salz für andere und für die ganze Gesellschaft.
Wenn Jesus den Menschen im Evangelium heute zuruft: Ihr seid das Salz der Erde und das Licht der Welt - dann meint er damit aber auch uns.
Schön wäre es, wenn das immer stimmen würde. Verleihen wir wirklich unserer Gesellschaft, unserer Gemeinde, der Familie den guten Geschmack und leuchtet unser Licht wirklich den Menschen, daß wir als Zeichen der Hoffnung attraktiv und glaubwürdig sind?
Oder beschränken wir uns auf die Kritik an denen, die etwas tun und ihre Glaubensüberzeugung zu leben versuchen?
An wen richtet nun Jesus eigentlich seine Worte?
Seine Zuhörer waren die Hörer der Bergpredigt, ganz gewöhnliche, meist einfache Frauen und Männer aus dem Volk, die große Erwartungen an ihn hatten, also nicht nur sein Jüngerkreis.
Er spricht zu allen: zu Fischern, Bauern, Hausfrauen, Handwerkern, Angestellten und Kindern. die meisten konnten nicht lesen und schreiben und hatten auch keine Titel vorzuweisen. Sie zählten nicht einmal zu den ausgesprochen Frommen.
Aber es waren Menschen, die etwas von dem verstanden hatten, was Jesus wichtig war, die sich anstecken ließen von Jesu Glauben, Hoffnung und Liebe zu seinem Vater im Himmel.
Und er spornte sie nicht zu mehr Leistung an: etwa öfter in den Tempel zu gehen, mehr zu beten, mehr Opfer zu bringen, mehr Veranstaltungen zu organisieren.
Er sagte ihnen nur: Ihr seid - so wie ihr seid, Salz der Erde.
Ohne Euch wäre die Suppe der Welt fad und geschmacklos, ohne euch gäbe es in der Welt weniger Licht. Wenn es euch nicht gäbe, hätte die Welt weniger Hoffnung und weniger Orientierung.
Liebe Mitchristen, ich glaube nicht, daß es solche Menschen nur in früheren Zeiten gab, auch heute, auch unter uns leben viele Menschen, die Impulse und Kraft geben, weil sie ihr Leben aus dem christlichen Glauben heraus gestalten, oder weil sie für die Menschen da sein wollen.
Es gibt z.B. viele Menschen, vor allem Frauen, die auf sehr viel verzichten, weil sie ihre alten Eltern pflegen. Es gibt junge Erwachsene, die sich wöchentlich um die Jugendgruppen kümmern, es gibt Frauen und Männer, die immer wieder Alte und Kranke besuchen, ohne irgendeinen finanziellen Vorteil. Es gibt Eheleute, die auch in schweren Tagen zu ihrem Wort stehen. Es gibt Jugendliche, die Woche für Woche ihre Jungschargruppe leiten. Und es gibt Menschen, die sich um verzweifelte Flüchtlinge kümmern.
Wenn wir darüber nachdenken, wie viel tagtäglich an mitmenschlicher Hilfe passiert, dann werden wir spüren, daß Jesus recht hatte mit dem Wort vom Salz.
Es gab und gibt hier und heute Menschen, die wirklich Salz für die Erde sind, ohne die unsere Gesellschaft und unsere Pfarre geschmacklos und unmenschlich wäre.
Wahrscheinlich geht es uns mit unserer christlichen Gemeinde so, wie mit einem lieben Menschen.
Solange er selbstverständlich da ist, wissen wir ihn gar nicht zu schätzen. Erst wenn er nicht mehr da ist, spüren wir, was wir an ihm gehabt haben. So ist es auch mit der Kirche und der Pfarre.
Sicher müssen wir das eine oder andere kritisch hinterfragen. Denn vieles läuft nicht so, wie es sollte und auch die Kirche bleibt immer reformbedürftig, wie es das II. Vat. Konzil gesagt hat.
Doch was wäre die Welt und unsere Gesellschaft ohne der Botschaft und dem Zeugnis der tätigen Nächstenliebe?
Wir müssen manchmal einfach nur da sein, wo man uns braucht und das tun, was gerade nötig ist. Die heutige Osthilfesammlung ist so ein kleiner Baustein für eine bessere Welt.
Dann strahlen wir vielleicht nicht wie die Sonne, aber wir leuchten vielleicht wie ein Licht auf einem Leuchter, das anderen Menschen Wärme, Helligkeit im Dunkel und Orientierung schenkt. Und das ist sehr viel. Amen.