Da öffnete sich der Himmel
Mit dem heutigen Sonntag schließt der Weihnachtsfestkreis.
Es begegnet uns der erwachsene Jesus.
Er reiht sich ein in die Schar derer, die da dem Aufruf des Johannes Folge leisten und durch das Untertauchen im Jordan zum Ausdruck bringen möchten, dass sie ihr Leben von Grund auf ändern möchten: Sie werden "untergetaucht" und tauchen "neu" auf.
Und dieses Ritual der Taufe war ja kein harmloses "Geplantsche". Es war ein starkes Zeichen: Untergetaucht werden, bis einem "die Luft ausgeht" - und dann neu "auftauchen", neu "belebt" werden - wie beim ersten Atemzug - das Leben "neu" beginnen.
"Und siehe, da öffnete sich der Himmel" über Jesus.
Und dieses Bild - der offene Himmel - scheint mir wichtig.
Es macht einen grundsätzlichen Unterschied, ob der "Himmel", unter dem ich leben, "verschlossen" erscheint, oder "offen".
Jesus erfährt den Himmel "offen" und hört - von dort her -dieses Wort, das wie eine Überschrift über sein Leben gesetzt wird: "Dieser ist mein geliebter Sohn, an ihm habe ich Wohlgefallen gefunden!"
Und so hat es sich dann ja auch gezeigt: nur einer, der sich geliebt weiß, im Grunde seines Daseins, nur einer, an dem Gott Gefallen hat, kann leben wie Er.
Nur so lässt sich seine souveräne Art, seine heilende und befreiende und aufrichtende Wirkung verstehen, wie sie uns die Bibel dann Seite für Seite schildert.
Grundsätzlich gibt es diese zwei Arten zu leben:
Die eine ist die "offene" Art: d.h. zu leben unter einem "offenen" Himmel und aus dieser von Gott gegebenen Zusage heraus: "Du bist geliebt."
Die andere, die "verschlossene" Art, bedeutet:
Du musst dir Gefallen und Anerkennung erringen und Liebe verdienen - vor Gott und vor den Menschen.
Wir hängen zu sehr dieser zweiten Art an:
Was tut der Mensch nicht alles, um Gefallen zu finden, um geliebt zu werden?
Wie viele Anstrengungen werden dafür gemacht.
Und wir kennen alle - auch aus dem eigenen Leben - so krampfhafte, oft auch missglückte Versuche, unbedingt "Gefallen" zu finden.
Wir wissen auch, wie zerbrechlich, wie gefährdet und auch abhängig von Zufälligkeiten dieses "Gefallen-finden" sein kann.
Wir kennen auch die Angst, vielleicht doch nicht zu gefallen, nicht zu entsprechen, nicht geliebt zu sein.
Diese "verschlossene" Art zu leben macht eng und vergiftet das Zusammenleben, da der andere doch immer ein Konkurrent bleibt.
Und immer ist der Verdacht da, man selbst würde doch benachteiligt und der andere bevorzugt.
Ganz anders die Art Jesu:
Aus dem Bewusstsein heraus, angenommen und geliebt zu sein - von vornherein - von Gott her - war er fähig zu diesem offenen und befreienden Umgang mit den Menschen.
Er war frei von der Angst um sich selbst.
Er musste im anderen nicht immer seinen Konkurrenten sehen, der ihm gefährlich werden könnte.
Er konnte in ihm seinen Bruder, seine Schwester sehen, die von derselben Liebe getragen ist, wie er.
Zwei Arten zu leben, das Leben zu deuten, aber verschieden, wie Tag und Nacht.
Was Jesus wollte ist, dass wir uns seine Art zu eigen machen. Dass wir - wie er - glauben und darauf vertrauen, dass auch über uns der Himmel "offen" steht, dass auch über uns gesagt ist:
"Du bist mein geliebter Sohn, meine geliebte Tochter.
An dir habe ich Wohlgefallen gefunden." - Im Sakrament der Taufe wurde uns das ja auch zugesagt.
Das zu glauben wäre unsere "Erlösung".
Es gibt Zeiten, vielleicht nur Momente in unserem Leben, in denen uns der Himmel wirklich wie "offen" erscheint, in denen wir spüren, von Gott angenommen und geliebt zu sein. Ja, es gibt solche Erfahrungen. Und sie helfen uns zu leben.
Es gibt auch das andere, wo all das nicht zu stimmen scheint, wo uns der Himmel recht verschlossen vorkommt und wir keinen Zugang zu Gott finden.
Wo wir meinen, diesem Gott und seiner Liebe nicht trauen zu können.
Ja, auch das gibt's. Und wer kennt nicht auch solche Zeiten in seinem Leben.
Das Beispiel Jesu, seine Worte und Taten, sein Weg, überhaupt: seine Art zu leben und das Leben zu deuten - wovon wir Sonntag für Sonntag in den Evangelien hören - möge uns immer wieder hinführen zum Glauben, dass auch über uns der "Himmel "offen" steht.
Und das Vertrauen, im Grunde geliebt zu sein, möge uns "öffnen" - uns befreien von der Angst um uns selber- und so befähigen zu einem "liebevollen" Umgang miteinander.