Unsere Pfarrkirche
Baugeschichte der Pfarrkirche von Waldneukirchen
Die Anfänge:
Vermutlich gab es schon Ende des 11. Jahrhunderts eine kleine hölzerne Kirche, die den Heiligen Peter und Paul geweiht war. Mit dem steinernen Kirchenbau dürfte im 13. Jahrhundert begonnen worden sein.
Der Altarraum:
Aus der Zeit der Verselbständigung als Pfarre (1337) stammt der Altarraum, der als zweijochiger Chor mit 5/8 Schluss und einfachem Kreuzrippengewölbe gestaltet ist. An den Knotenpunkten der Gewölberippen befinden sich drei einzigartige skulptierte Schlusssteine, die den Heiligen Petrus mit erhobener segenspendender Hand, den trompetenblasenden Engel und eine Rosette, dem Symbol Mariens, zeigen. Das „Heilig-Geist-Loch“ weist einfaches Dekor auf. Außergewöhnlich sind die bei den Restaurierungsarbeiten von 1983 bis 1985 entdeckten gotischen Wandmalereien. Durch sein Alter und seine Qualität beeindruckt das Fresko „Heiliger Michael als Seelenwäger“ aus der Zeit um 1300, das einen großen Teil der rechten Chorwand einnimmt. Der Erzengel Michael trägt ein reich ornamentiertes Kleid und hält eine Waage in der Hand, wo die vier kleinen Teufeln Schuld in der Waagschale anhäufen und die „arme Kreatur Mensch“ nur durch das Blut Christi auf der anderen Waagschale sein Heil erwarten kann.
Hinter dem neugotischen Flügelaltar von Johann Rindt aus dem Jahr 1868 befindet sich das Fresko im Stil der Donauschule mit dem Thema „Die Enthauptung des Heiligen Paulus vor den Toren Roms“ aus der Zeit um 1550.
Ein „Grisaille“ Ornament zierte einst das frühere Sakramentshäuschen.
Das Langschiff:
Das Langschiff ist ein ausgezeichnet durchdachter und wohl proportionierter Baukörper. Es wurde 1457/1458 vom Passauer Bischof eingeweiht. Ein Medaillon mit den Renovierungsdaten „1794“ ziert das Gewölbe. An den Kirchenwänden befinden sich 12 Weihekreuze aus sechs verschiedenen Generationen, wo besonders das älteste mit dem „Schwurfinger“ auffällt.
Das Seitenschiff:
Das Seitenschiff wurde in exquisiter spätgotischer Bauweise 1555 fertiggestellt, wie eine Jahreszahl zwischen den Gewölberippen belegt. Blütenornamente und ein Christuskopf im Gewölbe, der als „vera ikon“, ein wahres Abbild von Christus gilt und im Stil des 14.Jahrhunderts gemalt ist, zieren das Seitenschiff. Aus dem puritanischen Geist der Reformation heraus wurden die Fresken bereits 1581, wie eine Jahreszahl bezeugt, wieder übermalt.
Steinmetzzeichen:
Unmittelbar mit der Baugeschichte verbunden sind die gotischen Steinmetzzeichen an verschiedenen Bauteilen der Kirche. Einige besonders interessante runenartige Zeichen haben sich im Turmgeschoss und an den Pfeilern im Langhaus und im Seitenschiff erhalten. Sie gehen auf die im Spätmittelalter gut organisierten Bauhütten zurück und dienten den Steinmetzen in erster Linie als Abrechnungsgrundlage für die einzelnen Werkstücke. Insgesamt weist der Kirchenraum 17 Steinmetzzeichen auf, die auf die Steyrer Bauhütte hinweisen.
Die Kirchentür:
Vor einem Rätsel steht man bei der Kirchentür, die mit einmaligen romanischen schmiedeeisernen Beschlägen verziert ist. Einer Sage nach soll sie das Burgtor des rätselhaften „Teufelsturms“ gewesen sein. Um der Wahrheit auf die Spur zu kommen, sollte eine Holzuntersuchung, eine Dendrochronologie, das Alter der Tür feststellen, was leider wegen fehlender Untersuchungs- und Vergleichsreihen (noch) nicht möglich ist. Der Experte der Wiener Universität für Bodenkultur konnte zumindest erforschen, dass es sich bei der Tür um sechzigjähriges Lärchenholz handelt.
Barockisierung:
1723 begann eine durchgreifende Barockisierung des Kircheninventars, was heute noch im barocken Marienaltar und der barocken Turmkuppel erkennbar ist. Die Madonna stammt aus der Schule des in unserer Gegend bekannten Künstlers Hans Spindler, der im Kloster Garsten wirkte. Das einzigartige hölzerne Tretrad auf dem Kirchendachboden stammt nach den Ergebnissen der Holzuntersuchung aus der Zeit um 1723, als der Kirchturm um neun Meter erhöht wurde - auf 47,3 Meter. Waldneukirchen besitzt die drittgrößte Barockkuppel in Oberösterreich (neben Braunau und Frankenmarkt), sie ist mit seinen komplizierten Verbindungen gänzlich aus Holz gefertigt.
Kirchenbrand am 17.12.1982:
Nach dem schrecklichen Brand begann eine umfassende Renovierung der Kirche, in deren Verlauf die wertvollen Fresken entdeckt wurden. Der neugotische Herz-Jesu-Altar und die Kanzel (1900/1903) wurden leider entfernt und sind am Dachboden des Pfarrhofes sorgsam aufbewahrt. Es wurde ein Durchbruch vom Altarraum zur Wochentagskapelle, der einstigen Sakristei, geschaffen und eine neue Sakristei angebaut.
1985 fand die Altarweihe statt und 1990 die Orgelweihe.