Altpfarrer Josef Kammerer gestorben
Der Lebenslauf der Bestatterin Marianne Damböck wurde beim Requiem vorgetragen.
Pfarrer Josef Kammerer
Josef Kammerer wurde am 8. Jänner 1925 in Engertsberg 3, in Kopfing als 4. von 5. Kindern geboren. Nach dem Besuch der Volksschule in Kopfing begann er 1937 seine Gymnasialzeit, die er wegen Kriegsdienstleistungen von 1943 bis 1945 unterbrechen musste. 1946 maturierte er im Bundesrealgymnasium Wels und trat anschließend ins Priesterseminar Linz ein. Am 29. Juni 1950 feierte er seine Priesterweihe im Mariendom Linz.
Nach ersten Seelsorgeposten in Linz, Lenzing, Riedersbach und Haigermoos wurde Josef Kammerer 1963 zum Pfarrer von Stroheim bestellt. Ab 1970 war er 12 Jahre Pfarrer in Lenzing. 1982 kam er nach dem plötzlichen Tod von Pfarrer Lehner nach Waldneukirchen.
„Mit euch bin ich Christ und für euch bin ich Priester“, war sein Leitspruch.
Pfarrer Josef Kammerer war kontaktfreudig und tatkräftig.
Er musste nach dem Orgelbrand vom 17. Dezember 1982 die Arbeit als Bauherr übernehmen. Der Atem stockte uns, als wir ihn außen an der Turmzwiebel klettern sahen, wo er die Arbeiten in schwindelnder Höhe begutachtete.
Die Kirche war verrußt, und im Zuge der Renovierungsarbeiten wurden neugotische Elemente wie die Kanzel und der Herz Jesu Altar entfernt, die alte Sakristei zur Wochentagskapelle umgebaut, Bänke mit gleichem Motiv nachgefertigt, die Wand zum Altarraum geöffnet, eine neue Sakristei angebaut und eine neue Orgel bestellt.
Am Christkönigsfest 1985 fand die Altarweihe mit Bischof Maximilian Aichern statt.
Die neue Orgel wurde 1989 eingebaut und mit dem Festgottesdienst am Dreikönigstag 1990 von Abt Odo Bergmair aus Kremsmünster eingeweiht.
Bauherr war Pfarrer Kammerer auch bei der Errichtung des Kindergartens 1984 und bei der Pfarrheimsanierung 1995. Die notwendige Trockenlegung, der Umbau des Eingangs, das Pfarrbüro, die neuen Räume der Bücherei und des Pfarrsaals tragen seit damals zur lebendigen Gestaltung unseres Pfarrlebens bei.
Einweihung war am Christkönigsonntag 1996.
Als die Nahwärme gegründet wurde, war auch die Pfarre mit dem „Pfarrschacher“ ein Gründungsmitglied, Nachhaltigkeit wurde da schon gelebt, mit dem Bau wurde 1999 begonnen.
Als Seelsorger war unserem Herrn Pfarrer die Begleitung der Familien, der Zugang zu den Kindern - er kannte alle ihre Namen -, die kirchlichen Feste und ein lebendiges Pfarrleben ein besonderes Anliegen. Regelmäßig kam er in den Kindergarten und in die Schule. Sofort war er von einer Schar Kinder umringt. Die Freude der Begegnung war auf beiden Seiten zu spüren.
Als begeisterter Sänger freute sich unser Altpfarrer über die vielen musikalischen Kräfte, die zur Ehre Gottes sangen und musizierten. Der Kirchenmusik hat er große Anerkennung gezollt, zu den Adventkonzerten des Kirchenchores, bzw. der Musikkapelle kam er noch, als es für ihn schon sehr mühsam war. Musikfeste, Chorabschluss und Büchereifeste, er war überall gern gesehener Gast.
In Erinnerung werden uns auch Pfarrer Kammerers Predigten bleiben: prägnant, Bezug nehmend auf Gegenwärtiges, in Verbindung gesetzt mit dem jeweiligen Evangelium. Auf „kammerer-myblog.de“ konnten wir noch immer seine Sonntagsgedanken lesen, sogar die Predigt für den Sonntag, an dem er schon verstorben war, wurde noch veröffentlicht.
Seine Pfarrpilgerreisen waren für damals etwas Besonderes. Reisen und Pilgern war nicht so „in“ wie heute, und Lourdes, Rom und die 2 Reisen ins Heilige Land hinterließen bei den Teilnehmer*innen prägende Eindrücke. Mit Bischof Wagner in Rom organisierte er unsere Fahrt vom Singkreis Waldneukirchen, und wir erlebten den Palmsonntag ganz vorne am Petersplatz.
Durch Pfarrer Kammerer wurde die Pfarrkanzlei auf Computer umgestellt, vorrausschauend, zukunftsorientiert. Wie viele Stunden mag er wohl damit verbracht haben, alles einzugeben, nachdem er sich in dieses neue Metier eingearbeitet hat!
Eine ganz besonders große Leistung war, dass Pfarrer Kammerer Register der Matriken (Tauf-, Heirats- und Sterbebücher) angelegt hat, die heute über die Website Matricula abrufbar sind. Er beschäftigte sich aber auch mit der Haus- und Familienforschung und machte viele Chroniken für interessierte Familien, die im Pfarrarchiv erhalten sind.
Besonders intensiv beschäftigte er sich damit auch in seinem Ruhestand. Das Internet war für ihn ein Tor zur Welt – so wie das Erlernen von Fremdsprachen noch bis ins hohe Alter.
Im Jahr 2000 feierten wir mit ihm sein 50-jähriges Priesterjubiläum. Pfarrer Schmidbauers Festrede war sehr berührend, er nannte ihn einen geistlichen Menschen und menschlichen Geistlichen.
2002 war er 20 Jahre Seelsorger in Waldneukirchen. Die Pfarrwiese wurde zur Festwiese, viele Gratulanten waren gekommen, Volksschul- und Kindergartenkinder und seine große Schar an Minis tummelten sich im Pfarrgarten.
Als die Jägerschaft den Bau einer Kapelle plante, unterstützte er den Gedanken, diese dem heiligen Franziskus zu weihen, denn dessen Sonnengesang ist es, was auch unserem Altpfarrer ein Herzensanliegen war: mit dem Gottesgeschenk Natur achtsam umzugehen.
Wir freuten uns mit ihm, dass er beim Bergsteigen so viel Freude, Begeisterung und wahrscheinlich auch Gottes Nähe erfahren durfte.
Am Sonntag, 31.August 2003 wurde mit einem Festgottesdienst Abschied von Waldneukirchen gefeiert. Pfarrer Josef Kammerer bekam beim dazugehörigen Pfarrfest ein „Bschoadbinkerl“ mit, ging mit seiner Köchin Maria zum Auto und wartete auf seinen Nachfolger Mag. Hans Hauer. Dieser kam auf dem Fahrrad zum Pfarrhof nach Waldneukirchen geradelt.
Bis 2013 war Pfarrer Kammerer in seiner Eigentumswohnung in Wels, dort hatte er seine Geschwister in unmittelbarer Nähe.
Nach Waldneukirchen kam er immer wieder gerne, beim Erntedankfest 2010 feierte er sein 60-jähriges Priesterjubiläum, seinen 90.Geburtstag 2015 beim Pfarrcafé.
Sein 70-jähriges Priesterjubiläum beging er 2020 im Alten- und Pflegeheim „Bruderliebe“ in Wels, seinem letzten Zuhause hier auf Erden. Bischof Scheuer feierte den Festgottesdienst. Waldneukirchen war eingeladen, diese Feier zu umrahmen. Wegen Corona war das leider nicht möglich, aber am 9. Jänner 2022 feierten wir mit der Waldneukirchner Rud seinen 97. Geburtstag dort.
Als Priester ist Pfarrer Kammerer nie in Pension gegangen. Er war gefragter Beichtpriester, half in vielen Pfarren aus und feierte täglich – zuletzt schon im Rollstuhl sitzend - die heilige Messe, bis zwei Tage vor seinem Sterben.
Besondere Freude hatte er mit dem Foto-Kalender von R. Diwald. Für jeden Monat haben sich Freunde aus Waldneukirchen bereiterklärt, Pfarrer Kammerer zu besuchen, bzw. als dies noch möglich war, mit ihm einen Ausflug zu machen. Die Besuche, ja schon die Vorfreude, wenn er auf einen neuen Monat umblätterte, bereicherten sein Alter und sind für die, die ihn besucht haben, eine schöne Erinnerung.
Das „Waldneukirchner Lied“ (Mag. E. Ulbrich, M. Damböck) wurde von ihm immer wieder gespielt, und er war zu Tränen gerührt, wenn er es den Besuchern oder bei seinen Telefonaten vorspielte.
Im Herbst vorigen Jahres sprach er erstmals über seinen Wunsch, in Waldneukirchen beerdigt zu werden. Seine Vogerl sollten auch wieder nach Waldneukirchen kommen, denn zum 90. Geburtstag bekam er ein größeres Zimmer und durfte wieder Vogerl umsorgen - wie im Pfarrbüro Waldneukirchen.
Als am 23. April der Anruf aus der „Bruderliebe“ kam, dass Josef Kammerer für immer die Augen geschlossen hat, erfuhren wir auch, dass er dort gut in die Ewigkeit hinüber begleitet worden war. Beim Singen von „Segne du Maria“ nahm er Abschied von dieser Welt. Für die Schwestern war der Abschied unerwartet, und man spürte eine große Betroffenheit und Trauer, aber auch Bewunderung, wie sehr er bei Priestern und Laien, bei Jung und Alt beliebt war. Die Schwestern waren dankbar, dass er bis zuletzt aktiv als Priester wirken konnte - war es ihm doch ein Herzensanliegen gewesen, den Menschen und da vor allem den Kindern Jesus nahe zu bringen und Gottes Nähe erfahren zu lassen..
Nach seiner Verabschiedung in Wels wurden auch seine Vogerl mit ihm nach Waldneukirchen gebracht.
Für seine Verdienste wurde Konsistorialrat Pfarrer Josef Kammerer Ehrenbürger von Stroheim und Waldneukirchen, er bekam den Ehrenring der Gemeinde Lenzing und das goldene Verdienstzeichen des Landes O.Ö.
Dem Wunsch des Verstorbenen entsprechend, erfolgte die Beisetzung am 29. April in Waldneukirchen in einem Ehrengrab der Gemeinde. Prälat Maximilian Mitterndorfer leitete den Begräbnisgottesdienst, viele seiner Lebensbegleiter als Priester feierten mit, und Altbischof Aichern würdigte seine menschliche Qualität als Seelsorger.
„Er suchte den Kontakt zu den Verantwortlichen der Gemeinde, zu den Vereinen und Körperschaften“, würdigte Bürgermeister K. Schneckenleitner den Verstorbenen.
Pfarrer Josef Kammerer hatte das Priesteramt in der unglaublich langen Zeit von 72 Jahren ausgeübt.
Der Kontakt zu seinen „Waldneukirchnern“ ist nie abgebrochen, so wurde er von Pfarre und Gemeinde, den Vereinen, Feuerwehren, dem Kirchenchor und der Musikkapelle auf seinem letzten Weg begleitet, ebenso von Verwandten, Freunden und Abordnungen von Stroheim, Lenzing und Wels.
Ein Glaubensbekenntnis ist dieses Leben.
Gott hat gesät, aus seiner Hand kommt das Leben.
Gott wird auch ernten, in seiner Hand mündet ein langes reiches Leben.
Marianne Damböck