Die Orgel der Pfarrkirche Waizenkirchen
Die Geschichte der Orgeln in der Pfarrkirche Waizenkirchen lässt sich nicht sehr weit zurückverfolgen. Laut Archiv wurde im Jahre 1820 eine schon über 30 Jahre nicht mehr reparierte Orgel instandgesetzt. Da die Kirche sowie deren gesamte Einrichtung 1738 einem großen Feuer zum Opfer fielen, ist es naheliegend, dass diese Orgel in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erbaut wurde, jedenfalls vor 1790. Näheres über dieses Instrument und dessen Erbauer ist aber nicht mehr bekannt.
Der Orgelbauer Josef Breinbauer aus Ottensheim errichtete im Jahre 1851 eine neue Orgel mit zwanzig Registern auf zwei Manualen und Pedal. Er schuf eine für ihn sehr typische Gehäuseform. Das Rückpositivgehäuse könnte er jedoch schon vorgefunden, integriert und zugleich erweitert haben. Dieser Gehäuseteil dürfte älter sein, es wäre also möglich, dass es sich bei der Vorgängerorgel um eine Brüstungsorgel gehandelt hatte, die von hinten gespielt wurde.
Im Laufe der Zeit wurden an der Breinbauer-Orgel zahlreiche und oft unsachgemäße Reparaturen und Veränderungen durchgeführt. 1918 mussten über Auftrag des Kriegsministeriums viele wertvolle Zinnpfeifen abgeliefert werden, diese ersetzte man durch minderwertige Zinkpfeifen. 1935 wurden drei neue Register und ein elektrisches Orgelgebläse eingebaut. Eine große Generalüberholung fand in den Jahren 1957/58 statt, wobei der ausführende Orgelbauer bereits zu dieser Zeit über den sehr desolaten Zustand des Instrumentes klagte.
Eine letzte große Instandsetzung erfolgte 1968, ein Gutachter der Diözese bezeichnete die Orgel als totales Flickwerk. Bei dieser Reparatur musste unter anderem der Spieltisch und die gesamte Traktur erneuert werden, um die Orgel spielbar zu halten. Seitdem erfolgten viele kleinere Reparaturen, das Instrument musste zudem sehr oft nachgestimmt werden.
Bei der großen Kirchenrenovierung 1987 wurde die Orgel gereinigt.
Von der ursprünglichen Orgel des Josef Breinbauer blieben nur einige wenige Pfeifen sowie die Gehäuse von Hauptwerk und Rückpositiv erhalten. Leider ist auch die ursprüngliche Disposition dieser Orgel nicht mehr bekannt.
Anfang des Jahres 2004 wurde über eine umfassende Sanierung der Orgel beraten. Gutachter der diözesanen Orgelkommission und des Bundesdenkmalamtes rieten aber von einer weiteren Reparatur ab und plädierten für einen Neubau. Am 25. Mai 2004 beschloss der Pfarrgemeinderat einstimmig, eine neue Orgel für die Pfarrkirche anzuschaffen.
Am Wochenende des 12. und 13. Jänner 2008 wurde die alte Orgel das letzte Mal bei den Gottesdiensten gespielt.
Disposition der alten Orgel vor dem Abbau:
HAUPTWERK / 1. Manual, C-f´´´ (9 Register)
Prinzipal 8´ Prospekt
Hohlflöte 8´
Quintade 8´
Salicional 8´
Oktave 4´
Spitzflöte 4´
Quint 2 2/3´
Superoktav 2´
Mixtur V 1 1/3´
RÜCKPOSITIV / 2. Manual, C-f´´´ (7 Register)
Gedackt 8´
Prinzipal 4´ Prospekt
Rohrflöte 4´
Nachthorn 2´
Quint 1 1/3´
Scharf III 1´
Krummhorn 8´
PEDALWERK / C-d´ (4 Register)
Prinzipal 16´
Subbaß 16´
Oktavbaß 8´
Choralbaß 4´
Normalkoppeln als Tritt: II-I, I-P, II-P
Freistehender Spieltisch
Während der „orgellosen" Zeit versah eine 5-registrige Truhenorgel der Firma Eisenbarth, welche beim linken Seitenaltar aufgestellt war, ihren Dienst.
Die neue Eisenbarth-Orgel der Pfarrkirche Waizenkirchen
Der Orgelneubau wurde von der renommierten Orgelbauwerkstatt Wolfgang Eisenbarth aus Passau, Bayern, durchgeführt. Die historischen Gehäuse von Hauptwerk und Rückpositiv, die schon aus denkmalpflegerischer Sicht bewahrt werden mussten, wurden in der Orgelbauwerkstatt Eisenbarth fachgerecht restauriert und vom Restaurator Martin Schildberger neu gefasst, sodass diese nun wieder eine Einheit mit der barocken Ausstattung der Pfarrkirche bilden. Echowerk und Pedalwerk stehen in einem neuen Gehäuse hinter dem Hauptwerk. Der vollmechanische Spieltisch ist freistehend mit Blickrichtung des Organisten zum Hauptwerk aufgestellt.
Es wurde ein Konzept entwickelt, das die landschaftliche Tradition berücksichtigt, aber auch heutiger liturgischer und konzertanter Musizierpraxis gerecht wird.
Die Disposition wurde von Orgelbaumeister Wolfgang Eisenbarth und Thomas Dinböck, Organist in Waizenkirchen, unter der Beratung von Prof. Thomas Pumberger aus Altheim, erarbeitet.
Die feierliche Orgelweihe fand am 13. Juli 2008 statt. Prälat Mag. Martin Felhofer, O.Praem., Abt des Stiftes Schlägl, weihte in Conzelebration mit Dechant Pfarrer Karl Burgstaller, Waizenkirchen, und Marianus Hauseder, Abt des Stiftes Engelszell, die neue Orgel.
Der Festgottesdienst wurde von einem Solistenensemble, dem Trompetenensemble Trombastique sowie Thomas Dinböck an der neuen Orgel gestaltet.
Das festliche Orgelkonzert zur Orgelweihe spielte am 21. September 2008 der Passauer Domorganist Ludwig Ruckdeschel.
Im August 2021 wurde als Besonderheit noch ein Zimbelstern eingebaut, sodass die Eisenbarth-Orgel nun über 29 klingende Register (darunter eine Windabschwächung) verfügt, die auf drei Manuale und Pedal verteilt sind.
Insgesamt erklingen 1774 Pfeifen, davon 146 Zungenpfeifen und 249 Holzpfeifen. Das Instrument besitzt eine rein mechanische Ton- und Registertraktur und wiegt ca. 7500 kg.
Disposition der neuen Eisenbarth-Orgel:
RÜCKPOSITIV / I. Manual / C-a´´´ (9 Register)
Rohrflöte 8´
Principal 4´ Prospekt
Waldflöte 4´
Nazard 2 2/3´
Schwegel 2´
Terz 1 3/5´
Quinte 1 1/3´
Cimbel III 1´
Tremolo
Zimbelstern
HAUPTWERK / II. Manual / C-a´´´ (9 Register)
Bordun 16´
Principal 8´ Prospekt
Hohlflöte 8´
Octave 4´
Spitzflöte 4´
Quinte 2 2/3´
Octave 2´
Mixtur V 1 1/3´
Trompete 8´ nach Gabler
ECHOWERK / III. Manual / C-a´´´ (5 Register)
Copl 8´
Gamba 8´
Traversflöte 4´ überblasend
Flageolett 2´
Dulcian 8´ norddeutsches Vorbild
Tremolo
PEDALWERK / C-f´ (6 Register)
Subbass 16´
Zartbass 16´ Windabschwächung
Oktavbass 8´
Gedecktbass 8´
Oktave 4´
Posaune 16´ nach Gabler
KOPPELN / als Tritt und Zug
I-II, III-II, I-P, II-P, III-P
Freistehender Spieltisch
Weitere Informationen zur Orgelbaufirma Eisenbarth finden Sie unter:
www.orgelbau-eisenbarth.de
Möge die neue Eisenbarth-Orgel - eine der klangschönsten Instrumente der Diözese Linz - zur Ehre Gottes und zur Freude der Menschen erklingen.