Vorbedingungen zum Bau
Er erwarb schon 1 Jahr nach seinem Amtsantritt 1825 als Privatmann den heutigen Pfarrhof mit einigem Grundbesitz und schuf damit die Voraussetzung für den Standort unsere heutigen Kirche.
Zwischen 1851 und 1877 lösten sich 4 Pfarrer im Amte ab, bis am 3.10.1877 Pfarrer Franz Xaver Gruber neu bestellt wurde. Lassen wir ihn selbst berichten: "Aus allen Schriften des hiesigen Pfarrarchivs der älteren und der jüngeren Zeit geht hervor, daß aus Rücksicht der dringenden Nothwendigkeit schon seit jeher auf die Erbauung einer neuen Pfarrkirche hingearbeitet wurde, die Verwirklichung aber unterblieb, einerseits wegen Mangel an Mittel, anderseits des Umstandes wegen, da meine Vorgänger auf der Pfarre Traun entweder im Alter zu sehr vorgerückt waren, oder zu bald wieder abberufen wurden, um ein mühseliges und langwieriges Werk in Angriff zu nehmen und durchführen zu können. Der Verfasser (dieses Berichtes) trat am 3.Oktober 1877 die Pfarre Traun an, und als er nach mehreren Wochen den hochwürdigsten Herrn Bischof Franz Josef Rudigier.... seinen Dank für die Verleihung der Pfarre aussprach, wurde ihm diese denkwürdige Antwort zu teil: "Ich habe Sie unter 4 Aspiranten als den Jüngsten auserwählt, damit Sie in Traun ein würdiges und der Größe der Gemeinde entsprechendes Gotteshaus bauen.
Der Herr möge Sie stärken und segnen, daß einmal wahr werde, was ich am 24.August 1866 gelegentlich der Firmung und canonischen Visitation in Traun ins Gedenkbuch der Pfarre geschrieben: "An den Bau einer neuen Pfarrkirche ist ernstlich zu denken und daran zu gehen, die Nothwendigkeit einer solchen steht außer allem Zweifel." Voll Staunens über eine solche Gedächtnisstärke sah ich im bezüglichen Gedenkbuch nach und fand den genauen Wortlaut des Gesagten mit der Unterschrift Sr.bischöflichen Gnaden.
Und so machte ich mich daran, die bischöflichen Worte in Ausführung zu bringen. Es wurde im März 1880 ein Kirchenbauverein mit kirchlicher und staatlicher Bewilligung in`s Leben gerufen. Ich übernahm es, meine schwachen Kräfte einem voraussichtlich durch eine lange Jahre dauernden mühseligen Werke mit frohem Muthe und Gottvertrauen zu widmen, und machte mich an die Ausführung.
Die Mittel dazu sollte die Wohltätigkeit bieten; ich wußte, daß ich gar manche Schwierigkeiten, auch die nicht sonderlichen Annehmlichkeiten des Bettelberufes zu überwinden haben werde. Mit leeren Händen, aber mit einem unerschütterlichen Vertrauen von Oben wurde das große Werk damit angefangen, daß der hochwürdigste Herr Bischof im Diözesanblatt des Jahres 1881 eine Sammlung von Beiträgen in allen Seelsorgekirchen von Oberösterreich zur Herstellung einer neuen Pfarrkirche in Traun angeordnet."
Pfarrer Gruber gründete also bereits 1880 einen Kirchenbauverein, zu dessen Mitgliedern auch die vielen neu zugezogenen Fabrikarbeiter zählten. Der erste, und leider auch vorerst der einzige behördliche Schritt zur Errichtung einer neuen Pfarrkirche war, wie in einer Ladung zu lesen ist, die komissionelle Erhebung "behufs Konstatierung der Unzulänglichkeit der dortigen (Schloß)-Kirche und der Eignung des vorgeschlagenen Bauplatzes für den Bau einer neuen Kirche".
Das Ergebnis liegt in einem Schreiben des k.k. Bezirkshauptmannes Obermüller vom 22.Oktober 1880 vor: "Bei der .... comissionellen Erhebung behufs Feststellung der Unzulänglichkeit der jetzigen Kirche und der Eignung des in Aussicht genommenen Platzes für eine neue Kirche wurde folgendes konstatiert: Das Kirchenschiff der ehemaligen Schloßkapelle und jetzigen Pfarrkirche in Traun ist 12,3 Mtr..lang und 6 Mtr breit, hat somit einen 73,8 Quadrat Mtr Grundraum, und kann, das Presbyterium als unbenützt abgerechnet 0.399 Quadrat Mtr Grundraum für eine Person gerechnet, für einen einzelnen Gottesdienst nur 185 Personen, und bei zwei Gottesdiensten, die an Sonn- und Feiertagen abgehalten werden, nur 370 Personen fassen. Die Pfarrgemeinde Traun zählt aber durchschnittlich 1500 Seelen, wonach nach Abschlag von ein Drittel der Atersschwachen, Kranken und Kindern, zwei Drittel oder 1000 Personen für einen einzelnen Gottesdienst, somit bei zwei Geistlichen von denen jeder nur eine Messe lesen darf, 500 Personen unterzubringen sind.
Die vorangeführten Ziffern konstatieren zur Genüge die Unzulänglichkeit des Grundraumes der jetzigen Pfarrkirche und das dringende Bedürfnis zum Bau eines neuen Gotteshauses.
Die jetzige Pfarrkirche muß außerdem als in mittelmäßigen Bauzustande befindlich bezeichnet und bemerkt werden, daß der Thurm derselben vor ca. 5 Jahren einer Rekonstruktion unterzogen werden mußte, und im Inneren des Gebäudes zu wiederholten Male eingreifende Reparaturen vorzunehmen waren.
Zum Bau des neuen Gotteshauses steht dem Kirchenbauverein ...... eine Fläche von 2877 Quadrat Mtr zur Verfügung....... Besagter Grund liegt vis a vis dem Pfarr- und Schulgebäude in Traun und grenzt in östlicher Richtung an den Trauner Gemeindeweg. Der Grund ist, wie die Untersuchung ergab, schotterhältig somit zu dem beabsichtigten Bau vollkommen geeignet.
Hiervon wird die Kirchenvermögens-Verwaltung mit der Aufforderung in die Kenntnis gesetzt, anher mitzutheilen, ob und welche Geldmittel ihr zum Neubau einer Kirche zur Verfügung stehen"......
Baubeginn
Die Begeisterung für dieses Vorhaben dürfte so groß gewesen sein, daß bereits noch im selben Jahr große Mengen an Baumaterial als Spenden auf dem künftigen Bauplatz lagerten. Obwohl in den Statuten festgehalten wurde, daß über den Bauplan "erst nach mehreren Jahren, wenn einmal ein Baufond von 25.000 fl. zur Verfügung steht, durch ein eigenes Komitee Beschluß gefaßt werde", begann Pfarrer Gruber gemeinsam mit dem Bürgermeister und "Maurermeister" Roithner bereits im Frühjahr 1881 mit dem Bau, ohne das für die staatliche Unterstützung sehr wichtige Behördenverfahren abzuwarten.
Die Pläne stammten von dem Architekten Otto Schirmer, dem Erbauer des Linzer Domes. Die Kosten wurden ohne Einrichtung auf 79.000 fl. geschätzt. Bezüglich der Finanzierung dürfte, gemäß der damaligen Praxis nach der Schaffung des Religionsfonds durch Josef II, die Meinung bestanden haben, daß aus diesen Mitteln die "Professionistenkosten" gedeckt würden, wie es bisher bei allen Bauvorhaben in der Schloßkirche der Fall war. Die Pfarre hätte dann nur für die Material- und Fuhrwerkskosten aufzukommen.
Auf ein diesbezügliches Ansuchen um staatliche Unterstützung kam die Ernüchterung des offensichtlich nicht wohlgesinnten Bezirkshauptmanns:
Schreiben des B.H.vom 4.9.1881 : "..........Das vorliegende Bauprojekt wurde technisch geprüft und gibt an und für sich zu einer Bemängelung keinen Anlaß, dagegen stehen die Gesamtkosten dieses Baues mit 79.000 fl. in gar keinem Verhältnis zu der Seelenzahl der Pfarrgemeinde Traun und würde der Neubau der Kirche in einem anderen als dem gothischen Baustyle eine Kostenersparung von mindestens 10 % zur Folge haben.
Was weiters die im Comissionsprotokolle vom 25.Juni 1881- wie es scheint erst nachträglich - eingestellte Bitte um einen entsprechenden Beitrag zu diesem Bau seitens des Patrons d.i. des o.ö.Religionsfondes betrifft, so muß hierüber, - abgesehen davon, daß aus obiger Eintragung nicht einmal zu entnehmen ist, von wem die Bitte ausgeht, und in welchem Umfange sie gestellt wurde - schon vorläufig folgendes bemerkt werden:
Nach den Ausführungen in den Erlässen des Ministeriums für Cultur und Unter-richt.......besteht eine gesetzliche Pflicht zum Neubau einer Kirche für die Konkurrenz, bzw. für den Patron durchaus nicht, und es könnte höchstens die Bewilligung einer gnadenweisen Beitragsleistung dieses Fondes bei dem Herrn Minister für Cultur und Unterricht in Antrag gebracht werden, welcher Beitrag jedoch weit unter den nach dem gegenwärtigen Plane sich ergebenden Professionistenkosten von 44.984 fl. 91 kr. zurückbleiben würde.
Aus diesen Gründen, und nachdem weiters auch die Kostenbestreitung in den vorliegenden Verhandlungsakten in keiner Weise vollkommen klar und sichergestellt ist, bin ich dermalen noch nicht in der Lage ..... diesfalls hohen Orts einen Antrag zu stellen.
Euer Wohlgeboren werden daher beauftragt, in dieser Richtung vorerst unter Zuziehung sämtlicher Interessenten im kommissionellen Wege zu konstatieren, ob und wie weit der Bau bereits begonnen hat, wer eventuell hiezu die Baubewilligung ertheilt hat, wie hoch sich derzeit das Vermögen des in der Gründung begriffenen Baufonds in Baarem und annähernd zu bezeichnenden Baumaterialien und deren Bewerthung beläuft, sowie in welcher Weise die Aufbringung dieser bedeutenden Baukosten, sohin die Vollendung des einmal begonnenen Baues sichergestellt erscheint, da von Sicherstellung dieser Kosten bzw. der vollständigen Bauausführung eine Beitragsbewilligung aus dem Religionsfonde höheren Orts kaum zu erwarten steht,- wobei noch überdies bemerkt werden muß, daß auch die künftige Erhaltung dieses Objektes nach den vorstehenden Auseinandersetzungen zu beurtheilen kommt.
Nachdem übrigens der Bau dieser Kirche - wie die k.k.Statthalterei zur Kenntnis kam - mit den Grundfesten bereits begonnen haben soll, obwohl hiefür, wie es scheint, von keiner Seite eine Baubewilligung ertheilt wurde, werden Euer Wohlgeboren hierüber die Erhebungen zu pflegen und eventuellen Falles mit Rücksicht auf das Ansuchen um einen Baubeitrag aus dem Religionsfonde den Bau ohneweiters zu sistieren haben, und es muß schon jetzt bemerkt werden, daß jene, welche den Bau ohne vorher eingeholte Genehmigung in Angriff genommen haben, auch die Verantwortung für alle aus diesem Vergehen erfliessenden Folgen zu tragen haben." (Es folgt der Hinweis auf die o.a. Vereinsstatuten, die nicht eingehalten wurden).
In einer langen Antwort wenige Tage später schreibt Pfarrer Gruber u.a.: "......Die überaus günstigen Erfolge des am 18.April 1880 ins Leben gerufenen Trauner Kirchenbauvereines ermuthigten das Comite in beschleunigter Weise vorzugehen, da die Baustelle durch verabfolgte Materialien derart übersäet wurde, daß an die Angriffnahme des Baues früher gedacht werden mußte, als nach dem natürlichen Gang der Dinge erwartet werden durfte...". Zur Nichteinhaltung der Statuten ersucht er um Verständnis, "da einerseits ohnehin die sachverständigen Männer dem Comite einverleibt sind.., andererseits in dieser so namhaften Beteiligung der Bevölkerung um und in Traun eine sichere Garantie liegt, daß das Angefangene mit gleichem Opfermuthe seinem Ende zugeführt werde..." Dieser Opfermut werde umso mehr anhalten, wenn der Religionsfond als Patron "im Gnadenwege" Unterstützung gewähre.
Es folgen Schilderungen der desolaten Schloßkirche, die den Anstand und selbst die Gesundheit der Kirchenbesucher gefährde und fährt fort: "Da die hiesige Bevölkerung großentheils aus Fabrikarbeitern besteht, diese aber an Werktagen in den Arbeitssälen ohnehin in der alldort vorherrschenden nicht erfrischenden Saalluft arbeiten müssen. so fühlen sie sich an Sonn- und Feiertagen zum Besuch einer Kirche nicht angezogen, die die obgenannten Gebrechen aufweist. Es kommt also auch ein staatliches Moment in Betracht, weil der Arbeiter, der aus irgendeinem Grunde die religiösen Bedürfnisse nicht befriedigen kann, eher den sozialistischen Lehren zugänglich ist, welche den Staat in seinen Grundfesten erschüttern". Auch die Schuljugend könne nicht mehr "angeeifert" werden.
Es folgt ein Hinweis auf die gerade fertig gestellte Kirche in Vichtenstein, die über 50% der Gesamtkosten als Professionistenkosten vom Religionsfond erhielt. Der Bau wurde durch diese Unterstützung in 4 Jahren fertig gestellt. Den vorzeitigen Baubeginn begründet er mit den schreienden Bedürfnissen, einer Baukostenersparnis bei Arbeiten in der schönen Jahreszeit, dem Umstand, daß ein ungenannter Spender 2/3 der erforderlichen Ziegel unter Bedingungen zugesagt habe, die einen sofortigen Baubeginn erforderlich machten. Außerdem seien für die Inneneinrichtung Versprechungen gemacht worden, "die bei den vorgerückten Jahren der Geschenkgeber durch Verzögerung des Baues fraglich werden könnten." Der Kirchenbauverein habe fast 1000 Mitglieder. Das Schreiben dürfte wenig Eindruck hinterlassen haben.
Nach dieser kalten Dusche folgten ein Bittbrief nach dem anderen, einer davon an die "Kaiserliche und königliche Hoheit" mit folgender Einleitungsfloskel:
"In tiefster Demut, aber voll Zuversicht in die angestammte Huld und Hochherzigkeit, welche sich ohne Unterlaß über Tausende ergießt, wagen es die gehorsamst Gefertigten als Comite-Mitglieder......für den Neubau einer Pfarrkirche in Traun Ob.Öst., sich in den weiten Kreis der Bittenden zu stellen, weil sie das erhebende Bewußtsein in sich tragen, daß sie sich unter die Zahl der Hülfewürdigen rechnen dürfen."
Weiters:
"Die Pfarrgemeinde, die beinahe aus wenig bemittelten oder unbemittelten Leuten und in einem starken Drittel aus Fabrikarbeitern besteht, macht die riesigsten Anstrengungen um der Erfüllung ihres heißesten Wunsches näher zu kommen." .....
Es folgen die bereits bekannten Begründungen und die obligate Schlußformel:
"Indem die unterthänigst Gefertigten der süßen Zuversicht Raum geben zu dürfen glauben, daß ihre unterthänigste Bitte einer allergnädigsten Berücksichtigung würdig befunden werde, erlauben sie sich noch beizufügen, daß die Pfarrgenoßen es nicht unterlassen werden, für das Wohl des allerhöchsten Kaiserhauses Heil und Segen vom Himmel zu erflehen."
Inzwischen gingen die Pläne bis in das Hochbaudepartement des Ministeriums für Inneres und - wurden verworfen. Der Bau sei zu aufwendig.
Aus einem noch vorhandenem Grundrißplan ist ersichtlich, daß die Kirche im heutigen Umfang als neugotische Hallenkirche errichtet werden sollte. Sie sollte im Inneren von derselben Anzahl von Säulen getragen werden wie heute, die aber nur ein 70 cm breites Fundament aufweisen und bis auf einen Meter an die beiden Seitenwände gerückt waren. Der Turm sollte höher als der heutige werden.
Quellenangabe:
Pfarrhof von St. Dionysius in Traun (Link zum Foto: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Traun_Pfarrhof_von_St._Dionysius_01.JPG). © Isiwal/commons.wikimedia.org/CC BY-SA 3.0 AT (Link zur Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/at/deed.de)