Zur Vorgeschichte
Und zwar die Kirche St.Dionysen, vermutlich eine bayrische Gründung aus dem 8. Jahrhundert im Ausmaß von 24 mal 8 m (ohne Turm) und die wesentlich kleinere Schloßkapelle, die laut Stiftungsurkunde 1376 nur "für die Herrschaft und das Gesinde" bestimmt war.
Sie wurde seither von einem Priester, einem "Benefiziaten" betreut. Ihm waren zum persönlichen Unterhalt die Zehentleistung von 9 der Herrschaft Traun zugehörigen Bauernhöfe in Oftering, Gutau und in Waldburg zugeteilt, die auch später seine Nachfolger als Pfarrer von Traun bis zur Aufhebung der Grundherrschaft in Österreich 1848 in Anspruch nehmen konnten.
Mit der Gründung der Pfarre mußte eines der beiden Gotteshäuser Pfarrkirche werden. Von der Größe, dem Bauzustand und der Lage nach hätte dies zweifellos die Kirche St.Dionysen sein müssen. Patron und damit Erhalter dieser damaligen Filialkirche von Leonding war die Grundherrschaft Ebelsberg, die im Besitz des Bischofs von Passau war.
Der damalige Pfleger des Schlosses Ebelsberg hatte finanzielle Bedenken, weshalb auf den Rat der passauischen Hofkammer der Bischof dieses Angebot ablehnte. Josef II hatte außerdem gerade - ganz unkonventionell - das Gebiet von O.Ö. als selbständige Dözese Linz von Passau losgelöst. Er hatte sich von einem Boten, den er als Beobachter nach Passau geschickt hatte, den Tod des Passauer Bischofs auf schnellstem Wege melden lassen und daraufhin überfallsartig die neue Diözese proklamiert.
Die Kirche St. Dionysen wurde am 27.10.1787 gesperrt und die 3 Altäre, Kanzel und etliche Stühle an Arme als Brennholz abgegeben. Die Orgel, einige Kirchenstühle, verschiedene Gerätschaften und, wenn auch nicht direkt schriftlich vermerkt, die damals als eher wertlos betrachteten vier Heiligenstatuen, St.Dionysius, St.Ottilia, St.Ullrich und St.Wolfgang an die nun zur Pfarrkirche erhobene Schloßkapelle abgegeben.
Eine mündliche Überlieferung oder Dichtung lt. Pfarrchronik erzählt: "Als der Mann die Statue des hl.Dionysius auf dem Kirchenwege von Dionysen nach der Schloßkirche trug, tat er bei dem Gaderbauernstiegl, das durch den Bahnbau verschwunden ist, die Äußerung: "Schau dich noch einmal um, Dionysl, auf deine alten Weiber". Zur Strafe für solch frevelhafte Reden bekam er soviel Kopfweh, daß er daran sterben mußte".
Der schöne Taufstein kam in die Stadtpfarrkirche Urfahr. Der Turm der Kirche wurde 1790 abgetragen. Das nackte Gemäuer wurde von der Dorn-Mühle gekauft und einige Zeit als Wagenschuppen verwendet. Später wurde zunächst das Dach verkauft. In ruinenhaftem Zustand wurde nach Jahren ein Teil des Steinmauerwerkes abbruchreif und diente zum Aufbau von Wohnhäusern. Die Grundmauern und das aufgehende Mauerwerk blieb in dem heutigen Haus der Frau Irrnstorfer in der Unteren Dorfstraße Nr.25 erhalten. Das Sakramentshäuschen soll ein Bauer als Futtertrog für die Schweine verwendet haben. Nach Angaben von Frau Trude Mayr hatte es aber einen Ehrenplatz beim "Holzbauer" in St. Dionysen eingenommen. Ihr Vorfahre brachte es bei Baubeginn der neuen Pfarrkirche auf den Bauplatz mit der Bitte, es in die Kirche miteinzubauen. Wir sehen es heute auf der linken Seite des Presbyteriums unserer Stadtpfarrkirche.
Die Schloßkapelle wurde also 1784 die erste Pfarrkirche von Traun. Sie wurde auf 12 x 6 m erweitert, eine Emporekirche eingebaut und ein Turm errichtet. Die Pfarre hatte damals ca. 700 Einwohner. Das ehemalige "Benefiziatenhäusl" in der Oberen Dorfstraße beim "Fischerhans" wurde versteigert und dafür in der Bahnhofstraße das bis 1997 im Besitz Hauber befindliche und jetzt abgebrochene neue Pfarr- und Schulhaus gekauft, jener Haustrakt, der mit der Schmalseite den heutigen Gehsteig begrenzt hatte. Kirche und Pfarrhaus mußten von Anfang an als Notlösungen betrachtet werden. In den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts wurden die Zustände in der alten Pfarrkirche so unerträglich, daß der Bau einer neuen Kirche nicht mehr aufzuschieben war. Es soll nun versucht werden an Hand von schriftlichen Unterlagen aus dem reichhaltigen Pfarrarchiv einen kurzen Einblick in das damalige Baugeschehen zu geben.
Quellenangabe:
Reste der Kirche St. Dionysen in Traun (Link zum Foto: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Traun_Reste_der_Kirche_Sankt_Dionysen_01.JPG?uselang=de). © Isiwal/commons.wikimedia.org/CC BY-SA 3.0 AT (Link zur Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/at/deed.de)