Projektunterstützung für Landlose in Guatemala
Lieber Erich,
danke für die Rückmeldung. Gerne schicke ich dir zum Landlosenprojekt in Chahal/Guatemala einige Infos.
Im vergangenen Jahr haben sie alle notwendigen Arbeiten durchgeführt, um eine Dorfstruktur aufzubauen. Das schaut jetzt so aus: Acht Familien leben jetzt im Dorf San Martin, in ihren eigenen Häusern. Im Grunde genommen sind es bescheidene Hütten, aber funktionabel, mit viel Geschick und Liebe errichtet und mit einfachster Küche, Wohnzimmer und Schlafraum ausgestattet. Jedes Haus hat seine eigene, "persönliche" Note, incl. einem Wasseranschluss. Dass sie eine Krippe aufgestellt haben, ist nicht nur Zeichen ihres religiösen Lebens, sondern auch Ausdruck dafür, dass sie sich in ihrer neuen Heimat bereits "eingerichtet" haben.
Als Besucher ist man versucht zu sagen, das Dorf ist idyllisch angelegt. Mit dem Dorfplatz in der Mitte und dem "Versammlungshaus" am Rande. Dahinter steckt jedoch harte Arbeit in den vergangenen Monaten. Die Familien haben sich ihren bescheidenen Wohlstand selbst erarbeiten müssen. Aus dem Projekt erhielten sie je ca. 7 ha Grund und Boden zur eigenen Bewirtschaftung, dazu gibt es ein Gemeinschaftsfeld, auf dem sie miteinander den Boden bearbeiten. Jetzt kommt regelmäßig (zweiwöchentlich für zwei bis drei Tage) ein "Agrartechniker" nach San Martin, um die Frauen und Männer in der Feldarbeit in Theorie und Praxis einzuschulen. Das ist ein besonders wichtiger Bestandteil, denn sie haben bisher nicht gelernt, wie man den Boden erfolgreich kultiviert. Denn als Tagelöhner bei Großgrundbesitzern zu arbeiten hat sehr wenig bis gar nichts damit zu tun, als selbständiger Bauer (Campesino) für den Lebensunterhalt der Familie zu sorgen.
Nicht nur die körperliche Arbeit hat den Bewohnern von San Martin in der Vergangenheit zu schaffen gemacht, auch die Auseinandersetzung mit ihrer Vergangenheit in den vielen Jahren des Bürgerkrieges. An diesem Beispielhaften Projekt wurde sehr deutlich, dass die Wunden des Bürgerkrieges noch lange nicht verheilt sind. So sind von den 14 Familien noch einmal sechs "ausgeschieden". Die Differenzen waren einfach zu groß.
Nicht nur deshalb ist das Dorf daher noch "ausbaufähig". Im Dorf ist noch Platz für weitere Familien, das Grundstück mit seinen insgesamt 175 ha bietet noch genügend Land für sie.
Das Dorf ist derzeit nur zu Fuß (Gehzeit eineinhalb Stunden) erreichbar. Mit der Gemeinde Chahal verhandeln sie gerade über den Bau eines befahrbaren Weges. Der Druck auf Seiten der Gemeinde ist groß, denn der Dorfchef hat den Antrag in Anwesenheit der KMB-Delegation übergeben. Mal sehen, was das für Wirkung zeigt.
Die Stimmung im Dorf ist gut, und die Familien sind stolz auf Ihr Dorf. Doch sie Wissen auch, dass sie jetzt noch eine gute Begleitung brauchen, um auch dauerhaft sesshaft zu bleiben.
Dr. Franz Hehenberger