Überleben durch Brunnen für Tansania
Wassermangel in Tansania
Sauberes Trinkwasser ist für die meisten Familien in der Region Mara
im Norden von Tansania ein unerfüllter Traum. Sie beziehen ihr Wasser
aus offenen Wasserstellen und -löchern, die auch von Tieren genutzt
werden und verschmutzt sind. Oft müssen die Frauen und Kinder bereits
mitten in der Nacht dorthin losmarschieren, um nicht als Letzte
anzukommen und ewig in der Schlange zu warten – und so noch mehr
Zeit zu verlieren, die dann für die Feld- und Hausarbeit fehlt.
Die inzwischen immer längeren Dürreperioden verschärfen die Situation:
Regelmäßig vertrocknen Wasserstellen, sodass die Fußwege noch
länger werden, um an Wasser zu gelangen.
Tiefbohrbrunnen als Lösung
Zusammen mit der tansanischen Partnerorganisation GGF (Grain to Grow Foundation)
errichtet Sei So Frei OÖ Tiefbohrbrunnen (und Regenwassertanks – je nachdem, welche
Variante am jeweiligen Ort mehr Sinn ergibt). Mit einer regionalen Bohrfirma wird bis zu 65 m
tiefgebohrt, schließlich wird das Wasser mittels mechanischer Handpumpe an die Oberfläche
befördert. Die Kosten für 1 solchen Brunnen betragen rund 8.000 Euro. Seit 2011 sind
14 Brunnen entstanden, ein einziger Brunnen versorgt rund 5.000 Menschen dauerhaft mit
gesundem, sauberem Wasser. „Wir sind so dankbar“, berichtet Dorica Wiliam. In ihrem Dorf
Masurura wurde 2018 ein Brunnen gebaut. „Früher waren die Kinder oft schwer krank. Sie
haben verschmutztes Wasser getrunken. Heute sind sie gesund. Wir haben Hoffnung. Wir
können leben.“
Sauberes Wasser mithilfe der Sonne
Seit 2021 setzt Sei So Frei OÖ vermehrt auf Solarpumpen, weil dadurch mehr Wasser
gefördert wird und somit noch mehr Menschen vom Brunnen profitieren. Dank der hohen und
kontinuierlichen Pumpleistung wird das Wasser vom Brunnenloch in zwei 10.000-Liter-Tanks
auf einer 4 m hohen Plattform befördert. Von dort treibt es die Schwerkraft durch Leitungen,
sodass das Wasser an weiteren Stellen im Dorf (Streusiedlung) entnommen werden kann.
Die Dorfbevölkerung leistet ihren Beitrag und hebt die Gräben für die Wasserleitungen aus.
Zwei solarbetriebene Brunnen sind schon in Betrieb: Einer versorgt über 5 Entnahmestellen
rund 5.600 Menschen im Dorf Nyakiswa. Der andere steht neben der Kiagata Secondary
School im Dorf Kyankoma, einer der ganz wenigen Mittelschulen in dieser Gegend. Dort
profitieren unmittelbar 700 Kinder und 15 Lehrkräfte, dank 3 weiterer Entnahmestellen
kommt das saubere Trinkwasser außerdem noch rund 10.000 Menschen aus Kyankoma
zugute. In der laufenden Projektphase von 2022-2024 sollen mindestens sechs weitere
Brunnen (voraussichtlich alle mit Solarpumpe) entstehen. Die Kosten für einen Brunnen mit
Solarpumpe und mehreren Entnahmestellen betragen rund 22.000 Euro (etwas weniger oder
mehr je nach Materialpreisen, Anzahl und Entfernung der Entnahmestellen, etc.)
„Nur was etwas kostet, ist auch was wert.“
Sorgsamer Umgang mit dem Wasser hat oberste Priorität für die Mitglieder des Wasser-
komitees, das in jedem Dorf den Brunnen managt. Dabei handelt es sich um einen
ehrenamtlichen, unabhängigen und offiziell registrierten Verein, dessen Mitglieder vom Dorf
gewählt und von der Bezirksverwaltung geschult werden. Sie führen genaue Aufzeichnungen
und ein Bankkonto, sorgen für Wartung, Hygiene regelmäßige Tests der Wassergüte, etc.
Die Wasserentnahme ist nur zu festgelegten Öffnungszeiten möglich und gegen einen
Kostenbeitrag, den die Familien gemeinsam festlegen und der in die Erhaltung des Brunnens
oder Regenwassertanks fließt. „In Tansania gilt genauso wie bei uns: Nur was etwas kostet,
ist auch was wert,“ sagt Franz Hehenberger, Geschäftsführer von Sei So Frei OÖ. „Kann
sich eine Familie den Kostenbeitrag absolut nicht leisten, machen die Wasserkomitees
Ausnahmen.“ 50 Tansania-Schilling (umgerechnet knapp 2 Cent) kostet üblicherweise ein
20-Liter-Kübel. Kleine Händler, die Wasser mit den Fahrrädern hertransportieren verlangen
das 10-Fache für dieselbe Wassermenge.
Unterstützungsmöglichkeiten
Mit 10 Euro schenken Sie einer Familie in Tansania Trinkwasser für 1 Woche.
Mit 90 Euro ermöglichen Sie, beim Bau eines Brunnens 1 Meter tief zu bohren.
Mit 210 Euro finanzieren Sie ein 400 Watt-Solarmodul.
Erfolgreich seit vielen Jahren
Sei So Frei, die entwicklungspolitische Organisation der Katholischen Männerbewegung in
OÖ, engagiert sich seit über 20 Jahren in der Region Mara im Norden von Tansania. Durch
viele ineinandergreifende Maßnahmen (Landwirtschaft, Trinkwasser, HIV/Aids&FGM, etc.),
Geduld und Ausdauer konnte bereits das Leben von rund 100.000 Bewohner·innen im
Bezirk Musoma nachhaltig verbessert werden: Sie sind inzwischen unabhängig von der
Unterstützung von außen.
Dieses Erfolgskonzept setzt Sei So Frei OÖ seit 2016 in den Nachbarbezirken Butiama und
Rorya um, damit auch dort von Armut betroffene Familien die Möglichkeit bekommen,
gesund, genährt und selbstständig zu leben.