Das Cölestinerinnenkloster
Im Jahre 1639, zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges, wurde das Kloster der Cölestinerinnen von der Verkündigung in Pontelier im Burgund vollkommen vernichtet und die Klosterfrauen vertrieben. Die verwitwete Kaiserin Eleonora, eine große Gönnerin dieses Ordens, kaufte für sie eine neue Heimstatt. 1640 erfolgte der Kauf eines Hauses in Steyr in der Berggasse (früher Am Berg 96). Es war das Haus des Dr. Anemäus, da sich darinnen bereits eine Kapelle befand. Nach dem Umbau und der Fertigstellung des Hauses kamen am 20. August 1646 die Nonnen per Schiff von Wien nach Steyr.
Die Nonnen hatten ihren Namen daher, dass sie das Geheimnis der Verkündigung der Geburt des Herrn an die seligste Jungfrau Maria besonders verehrten. Der Orden wurde von Maria Victoria Fornari (gestorben am 15. Dezember 1617 in Genua) gegründet. Ihr Leben und ihr Glaube fanden Anerkennung mit der Seligsprechung durch Papst Leo XII. im Jahr 1828. Das Ordenskleid der Nonnen bestand aus einem weißen Habit mit Skapulier und Gürtel, einem himmelblauen Mantel und einem schwarzen Schleier. Es heißt, dass die Farbe des himmelblauen Mantels zur Bezeichnung „Cölestinerinnen“ beitrug nach dem italienischen Wort celestino für himmelblau.
Der Orden war eine beschauliche Ordensgemeinschaft, und die Klosterfrauen lebten nach der Regel des hl. Augustinus. Nach den Ordensstatuten musste sich jedes Kloster durch das Anfertigen von Handarbeiten selbst erhalten. Doch die Cölestinerinnen hatten in Steyr viele Wohltäter. Besonders großzügig zeigten sich die Freiherren von Cavriani aus Nieder Waltersdorf, die große Summen spendeten. Eine weitere Gönnerin war die Freifrau von Eyssin, deren Tochter Maria Magdalena (geboren 1643 in Profaß, verstorben am 15. September 1690) als Novizenmeisterin in diesem Kloster lebte. Durch die reichlichen Spenden konnten weitere Häuser gekauft, sowie Kirche und Loreto-Kapelle (1662 – 1670) gebaut werden.
Im Vorraum zur ehemaligen Sakristei befindet sich heute noch im Haus Promenade 3 eine Gedenktafel, die auf den Bau, die Gönner und Förderer hinweist. An die Ordensfrauen ergeht darin die Bitte, der zufolge sie bei ihrem täglichen Gang in die Klosterkirche all dieser Menschen und deren guten Werken gedenken sollten. „Dieser Stein wurde zum ewigen Gedächtnis aufgerichtet im Jahre Christi MDCLII“ (1652).
1727 brach ein fürchterliches Unglück in die Beschaulichkeit des Klosterlebens ein. Von der heutigen Haratzmüllerstraße ausgehend ergriff ein ungeheures Flammeninferno die Stadt. Das Schloss und auch das Kloster in der Berggasse wurden ein Raub der Flammen. Nur in der angebauten Loreto-Kapelle blieb die Statue der Mutter Gottes mit dem Schleier auf dem Haupt unversehrt. Es gab auch eine Tote: Eine alte, schwerhörige Klosterfrau hat ins Gebet versunken nichts von dem Brand gemerkt und ist verbrannt. Eine Sage berichtet, dass sie von Zeit zu Zeit Vorübergehenden erschienen sei.
Ein weiterer Verbleib im Kloster war nicht möglich. Die Klosterfrauen kamen vorübergehend nach Rosenegg. 1729 war die Kirche bereits neue errichtet und eingeweiht. 1731 malte Carl von Reslfeld das Hochaltarbild „Maria Verkündigung“. 1742 entstand für den Altar das Fastentuch „Christus am Kreuz“, gemalt von Johann Georg Morzer.
Das Ende des Klosters kam 1784, als Kaiser Joseph II. die Schließung des Klosters und die Verteilung der Güter und kostbaren Einrichtung verfügte. Nach der Klosteraufhebung mussten die Cölestinerinnen unfreiwillig zu den Ursulinen übertreten und kamen in die Klöster in Linz und Salzburg.
Leopoldine Grundner
Beitrag in "Pfarrgemeinde aktuell" Nr. 2/2008