Der alte Friedhof von Steyr

Nach dem Brauch der alten Baiern hat man die christlichen Friedhöfe um die Kirchen angelegt. Sie werden auch oft "Freithöfe" genannt, weil sie wie die Kirchen Asylorte für Verfolgte waren.
So wurde auch in Steyr der erste Friedhof um die Stadtpfarrkirche angelegt. In der Barockzeit wurden auch Grufträume unter der Stadtpfarrkirche für Beisetzungen verwendet. Die letzten Beisetzungen auf dem Friedhof um die Stadtpfarrkirche fanden 1783 statt.
Durch die kaiserlichen Bestimmungen sind damals die Friedhöfe vielfach aus dem Zentrum vor die Städte und Märkte hinausverlegt worden. Da es in Steyr aber bereits einen Friedhof auf dem Tabor gab, wurden um die Stadtpfarrkirche keine Beisetzungen mehr vorgenommen.
Nach wie vor aber ist in der Anlage rings um die Stadtpfarrkirche zu erkennen, daß es sich hier um einen Friedhof handelt. Dies ist am deutlichsten zu erkennen an den 110 Epitaphien (Gedenksteine) aus der Zeit vom 15. bis zum 18. Jahrhundert, die in und um die Kirche angebracht sind. Diese Epitaphien sind auch eine kleine Geschichte der Stadt Steyr.
Ein weiterer "Friedhof" befindet sich unter der Stadtpfarrkirche. Es ist eine Gruft, wo es im 17. und 18. Jahrhundert eine Reihe von Beisetzungen gab. Schöne und wertvolle Epitaphien aus geschmiedetem und bemaltem Eisenblech befinden sich dort, von der Feuchtigkeit allerdings stark gefährdet. Ein Teil wurde in den letzten Jahren in den Werkstätten des Bundesdenkmalamtes restauriert und an der Westseite der Kirche angebracht, vor allem ein Sonnenblumenepitaph, der an den Tod von 5 Kindern einer einzigen Familie von 11 Kindern innerhalb von 11 Tagen im Jahre 1703 erinnert.