Blühendes Eisen - Gedanken zu den Grabkreuzen
In der Margarenkapelle der Stadtpfarre Steyr steht ein Monstranzkreuz, geschmiedet von Wolfgang Pöttinger, einem der bedeutendesten Kunstschmiede unseres Landes. Ein Geschenk, das ob seinem Wert an diese Kapelle gestiftet wurde. ...
Steyr hat eine große Geschichte der Eisenkultur. Denken wir nur an die Kunstwerke von Blümelhuber und Gerstmayr oder an das zauberhafte Gitter zum Sakramentshäuschen in der Stadtpfarrkirche. Und das Eisen eine noch viel längere Geschichte. Vor allem waren es immer Waffen, dann Werkzeuge. Und zuletzt kunstvoll geschmiedet edle Werke menschlicher Kunst.
Seit dem 17. Jahrhundert finden wir Eisenkunst auf Friedhöfen in den aufgestellten Grabkreuzen und eisernen Grabmälern. Den ersten Höhepunkt erreichten sie im 17. und 18. Jahrhundert. Zu dieser Kunst zählt auch der Sonnenblumenepitaph aus der Gruft der Stadtpfarrkirche Steyr. Die Grabkreuze geben Zeugnis vom Glauben, dass die Macht des Todes in seiner ganzen Härte vom Leben überwunden wird, das von Gott kommt, der in der Auferstehung Christi die ehernen Riegel der Pforte der Unterwelt zerbrochen hat.
Das Monstranzkreuz in der Margaretenkapelle
Meister Wolfgang Pöttinger war Kunstschmied in Grieskirchen. Ihm ist es gelungen, mit den alten Schmiedetechniken von Spaltungen und Feuerschweißen Eisen zum Blühen zu bringen, damit es in die Welt des Todes die Botschaft vom Leben verkündet. Vor fast 50 Jahren hatte bei ihm Ing. Rudolf Huber ein Monstranzkreuz in Auftrag gegeben. Ursprünglich war es für den Friedhof bestimmt, er hat es aber später an die Margaretenkapelle der Stadtpfarre Steyr gewidmet, damit es hier seinem Wert entsprechend geschützt aufgestellt werde. Kons. Wolfgang Pöttinger hat selbst zu Weihnachten 1984 in einem Brief die Deutung seines Werkes festgehalten aus dem ich hier zitiere.
Das Monstranzkreuz will etwas „demonstrieren“: Das Kreuz löst sich auf in Strahlen wie die Strahlen der Sonne. Es will uns ein Evangelium, die Frohbotschaft verkünden und soll die Fülle der künftigen Herrlichkeit ahnen lassen. Denn Jesus sagt: „ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben“ (Joh 10,10).
Die Mitte ist das Christusmonogramm XP, denn er ist Mittelpunkt und Hoffnung des ganzen Kosmos. Alpha und Omega stehen an den äußeren Enden: Christus ist Anfang und Ende, und am oberen Ende das Symbol des Geistes der über dem All schwebt. Die Lanzenspitzen, die sich gegen Christus richten, werden in Strahlen verwandelt, angedeutet durch die Vergoldung.
An der Basis sind die Wellen des Wassers, denn Christus ist das Wasser des Lebens, in das wir bei der Taufe eingetaucht sind, und von dem wir durch die Sakramente immer wieder trinken. Wir denken an das Wort des Herrn: „Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht in das Reich Gottes kommen“ (Joh 3,5).
Das Kreuz beginnt zu blühen: große und kleine Blüten. Die acht großen Tulpen erinnern an die acht Seligpreisungen der Bergpredigt: „Selig die arm sind vor Gott ...“ Und doch bleibt das Symbol des Kreuzes in seiner ganzen Härte, der Härte des Eisens. Dem Kreuz können wir nicht ausweichen, wie auch Jesus dem Tod am Kreuz nicht ausgewichen ist und gerade dadurch zur Herrlichkeit der Auferstehung gelangt ist. Dies wusste auch Paulus, wenn er schrieb: „Ich bin überzeugt, dass die Leiden der gegenwärtigen Zeit nichts bedeuten im Vergleich zu der Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll“ (Röm 8,18).
Die Tafel für die Namen ist als Schild gestaltet, damit wir dem Bösen wehren, um einmal teilzuhaben an der Herrlichkeit des Herrn. Und denken wir daran, dass wir in unserem Glaubensbekenntnis sprechen: „Ich glaube an die Auferstehung der Toten und das ewige Leben.“
Lassen wir diese Zeugnisse auch in unserer Zeit sprechen.
Roland Bachleitner
in: Pfarrgemeinde aktuell, Nr. 3/2009, S. 3 ff.