Geschichtliches
Die Stifter Arnhalm I. und sein Sohn Bruno ließen die Feste in ein Klostergebäude umgestalten. Um 1120 bestand bereits die dem Apostel Andreas geweihte Klosteranlage. Die Stifterfamilie, die nicht besonders begütert war, konnte aber auf die Dauer die Vogtei über die neue Gründung nicht übernehmen. Deshalb trat Markgraf Leopold der Starke (1122 – 1129) aus dem Geschlecht der steirischen Otakare, die in Steyr residierten, als Schutzherr auf. Er unterzeichnete 1125 die Stiftungsurkunde und überließ dem Kloster das Gebiet an der Teichl. Die Namen Gleinkersee und Gleinkerau erinnern heute noch an den einstigen Besitz dieses Klosters.
Gleink war eine Tochtergründung von Garsten, aus dem der erste Abt Ulrich kam. Ulrich war ein Verwandter des hl. Berthold, des ersten Abtes von Garsten. Die Babenberger, die Bischöfe von Bamberg und andere Gönner förderten die neue Gründung, der später die Pfarren Dietach (mit Filialkirche Stadlkirchen) und Haidershofen (mit Filialkirche Burg) inkorporiert wurden.
Der romanische Klosterbau wurde 1220, 1275 und 1313 durch Brände beschädigt. Schon im 13. Jahrhundert und bis zum Ausgang des Mittelalters hatten die Äbte um die Sicherung des Bestandes der dem Kloster gemachten Schenkungen und zuerkannten Rechte einen ständigen Kampf zu führen. Nach den unruhigen Zeiten der Kriege mit den Ungarn, die bei Ernsthofen 1485 eine Brücke über die Enns geschlagen und beiderseits des Flusses unter Wilhelm Tettauer Schanzen errichtet hatten, erlebte das Stift noch vor der Glaubensspaltung eine Blütezeit unter Abt Gregor Grand (1504 – 1520). Sein Nachfolger Thomas Amfeldt (1520 – 1539) musste zusehen, wie türkische Kavallerie aus dem Streifkorps Kasimsbegs im September1532 die Gegend von Gleink und Dietach verwüstete. In den folgenden Jahrzehnten drang auch das Luthertum in das Kloster ein, aber schon 1575 nahm mit dem aus Niederaltaich in Bayern stammenden Abt Georg Andreas (1575 – 1585) die katholische Glaubenserneuerung in Gleink ihren Anfang.
Durch die politischen, wirtschaftlichen und religiösen Verhältnisse in der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts, vor allem durch die Plünderung im Bauernkrieg 1626, geriet das Kloster in eine große Notlage, aus der es erst die Äbte Cölestin Pestaluz (1658 – 78) und Rupert I. von Kimpflern (1678 – 1708) wieder herausführten. Unter diesen Äbten begann auch für Gleink die große barocke Bauperiode, die unter Abt Rupert II. Freysauf von Neudegg (1709 – 1735) ausklang. Als vorletzter Abt regierte Andreas von Schwandtner (1735 – 1762).
Im Jahre 1762 wurde der aus Steyr gebürtige und als Prediger berühmte Professor der Universität Salzburg Wolfgang Holzmayr zum Abt gewählt. Er leitete als Wolfgang III. das Stift bis zu dessen Aufhebung. Im Zuge der Kirchenreformen Kaiser Josefs II. wurde Gleink am 21. Mai 1784 säkularisiert. Das Reinvermögen betrug ohne Stifts- und Wirtschaftsgebäude, Silber, Pretiosen, Vorräte und Bibliothek 222.056 fl 23 kr. Neben den Besitzungen in Oberösterreich gehörten zum Stift Untertanenämter und Weinberge in Österreich unter der Enns (heute Niederösterreich). Der letzte Abt erhielt im Oktober 1784 die Pfarre Enns; dort ist er 1791 gestorben. Sein Epitaph befindet sich in der Pfarrkirche Enns-Lorch. Durch die Auflösung der Bibliothek kamen wertvolle Handschriften in die Linzer Studienbibliothek und in das Diözesanarchiv.
Bald nach der Aufhebung wurden die Stiftsgebäude als Kaserne verwendet. 1791 gelangte Gleink als Dotationsgut an den Bischof von Linz. Die Bischöfe von Linz verwendeten Gleink gern als ihren Sommersitz, der ehemalige Meierhof des Stiftes aus dem letzten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts war bis 1938 bischöflicher Meierhof. Der letzte Konventuale von Gleink, P. Ulrich Damböck, starb 1833 als Pfarrer von Losenstein. Auf Veranlassung von Bischof Gregor Thomas Ziegler kamen 1832 Salesianerinnen von Wien nach Gleink. Ihr Kloster zählte in der Blütezeit bis zu 70 Schwestern. Von ca. 1950 an war kein Eintritt mehr zu verzeichnen, deshalb verfügte man 1977 die endgültige Auflösung. Die Pfarrseelsorge in Gleink wurde nach der Klosteraufhebung von Weltpriestern durchgeführt, seit 1950 vom Orden der Herz Jesu Missionare. Seit dieser Zeit leitete der Orden (bis 1990) auch ein Caritasheim, ein Jugendheim für Knaben. Die vorletzte Restaurierung der Kirche wurde 1954 abgeschlossen, die letzte, eine Generalsanierung von Kirche und Klostergebäuden, in den Jahren 1981 bis 1994 (mit Unterbrechungen) durchgeführt.
Zwischen Steyr und Gleink liegt die Ortschaft Stein. Dort befand sich bis 1785 eine dem Apostel und Evangelisten Matthäus geweihte Kirche. Sie wurde 1349 gegründet und hatte den Status einer Filial-Pfarrkirche von Steyr; die Seelsorge wurde von Benefiziaten (Weltpriestern) und Dominikanern des Klosters in Steyr versehen. Das Wappen von Gleink zeigt ein dreiblättriges Kleeblatt auf grünem Dreiberg im roten Feld.
Baugeschichte:
Die Anlage des Stiftes ist im Gesamteindruck ein Produkt der großen klösterlichen Baubewegung des österreichischen Barock in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts und am Anfang des 18. Jahrhunderts. Die ehemalige Klosterkirche ist seit 1784 Pfarrkirche, sie ist dem Apostel Andreas geweiht. An diesem Kirchenbau sind drei Perioden besonders markant.
Als erste Periode ist die romanische zu nennen: 1223 wurden 2 Altäre geweiht, 1273 ist die Weihe der Kirche erwähnt. Diesem Zeitabschnitt gehört offenbar die Kernanlage des basilikalen, querschifflosen Langhauses mit Ausnahme des östlichen Joches an. Letzteres erweitert sich trapezförmig zum breiten gotischen Chor. Die Proportionen des Langhauses (Breite zu Höhe) sind relativ steil, sie stehen im Verhältnis 1 : 2. Ursprünglich war der Grundriß wahrscheinlich im gebundenen System mit zwei quadratischen Mittelschiffjochen angelegt. Ob der quadratische Westturm, welcher der Breite des südlichen Seitenschiffes entspricht, romanische Kernmauern enthält, ist unsicher.
Die zweite Bauphase ist jene der Gotik, 1436 ist abermals eine Kirchweihe mit allen Altären und Kapellen angeführt. Es erfolgte ein völliger gotischer Umbau des Langhauses bzw. Neubau des Chores. Von der Gotisierung des Langhauses sind im Mittelschiff über den barocken Gewölben in der östlichen Hälfte die Spitzen gotischer Fenster und in der westlichen Hälfte die Ansatzstellen gotischer Gewölbe erhalten. Die Kernmauern des Chores mit den Strebepfeilern und der Spitze eines reich profilierten Fensters gehe ebenfalls auf das 15. Jahrhundert zurück.
Die barocke Periode setzt zur Mitte des 17. Jahrhunderts ein. Abt Augustin Kausler (1648 – 1658) veranlasste eine Restaurierung des Kircheninneren, welche durch Verputzflächen und einen Stichkappentonnen-Ansatz oberhalb der heutigen Gewölbe bezeugt ist. Während der Regierungszeit der Äbte Cölestin Pestaluz (1658 1678) und Rupert I. von Kimpflern (1678 – 1708) erhielt die Kirche das heutige Gepräge. Unter dem letztzitierten Abt wurde auch der Kirchturm erhöht (43 m hoch mit Zwiebelhelm). Abt Rupert II. Freysauf von Neudegg (1709 – 1735) zeichnet für die Abschlussarbeiten verantwortlich: 1709 fand die Ausmalung der Kirche statt, das Portal kam 1714 und die Orgel 1732 dazu.
Kirchenraum
Die Kirche präsentiert sich heute als dreischiffige, fünfjochige Pfeilerbasilika. Das Gewölbe des Mittelschiffes besteht aus böhmischen Kappen und sitzt über dem Gesims der Hochschiffwand auf. Optisch lasten die Gurtbögen auf den großen, kompositen Pilastern des unteren Geschoßes. Die Seitenschiffe, mit flachen Hängekuppeln gewölbt, besitzen in der Kapitellzone Stuckhermen. Der einjochige, längsrechteckige Chor schließt in drei Seiten des Achtecks. Nach Westen setzt sich das Mittelschiff um ein Joch fort, in dem die flachhängekuppelgewölbte Vorhalle und darüber die Orgelempore mit Hängekuppel untergebracht sind, Die Stuckdekoration ist vor allem über den Mittelschiffarkaden, in den Fensterleibungen und an der Vorderseite der Orgelempore angebracht.
Die Fresken an sämtlichen Gewölben sind ursprünglich ein Werk von Johann Georg Daller aus den Jahren 1708/09, jedoch wurden sie durch weitgehende, schwache Übermalung des Steyrer Malers und Restaurators Anton Stern 1884 – 1886 entstellt. Bei den letzten beiden Restaurierungen hat man sie so gut wie möglich wiederhergestellt. Den Fresken liegt folgendes Programm zugrunde:
Im Chor sieht man die Darstellung der drei göttlichen Tugenden und der entsprechenden Laster. Die Hoffnung ist dargestellt durch eine Frau mit einem Anker, ihr Gegenstück, die Verzweiflung, zeigt einen Mann, der Selbstmord begeht. Die Liebe, eine Frau mit Kindern, hat als Kontrast den Hass, einen Mann, der willens ist, ein Kind zu töten. Der Glaube, eine Frau mit Kreuz, Hostie, Kelch und den Insignien der Kirche versehen, hat als Gegenstück den Unglauben, der durch höllisches Feuer gekennzeichnet ist.
Das Mittelschiff präsentiert die 4 Kardinaltugenden. Zuerst nach dem Chor ist der Starkmut gezeigt; eine allegorische Gestalt ist ausgewiesen durch Löwe, Schild und Säule. In der unteren Zone ist ein Chronogramm (Zeitinschrift) mit folgendem Text zu lesen: IN CONSPECTU REGIS DOMINI (Im Anblick des Königs, des Herrn; die hervorgehobenen Buchstaben ergeben: 1709). Die folgende Kardinaltugend ist die Klugheit: ihr charakteristisches Attribut ist die Schlange. Dann folgt ein Gewölbeabschnitt mit der Darstellung des Propheten Ezechiel und der vier Evangelistensymbole Mensch, Stier, Löwe und Adler. Hier nimmt eine Inschrift auf die Tätigkeit Anton Sterns bezug: „Nach alten Motiven neu gemalt von Anton Stern1884 – 1886“. Anschließend folgt die Darstellung der Mäßigung. Typisch für sie sind das Zaumzeug und das Gießen von Wasser in das Feuer. Die vierte Kardinaltugend, die Gerechtigkeit, ist gekennzeichnet durch die Attribute Schwert und Waage.
Vor den Fresken der Orgelempore gewahrt man wiederum ein Chronogramm: PSALLITE DOMINIO SANCTIEIUS (singet dem Herrn, ihr seine Heiligen = 1709). Der Gemäldeschmuck der Orgelempore ist der Thematik der Kirchenmusik gewidmet (König David und musizierende Engel). Bei der letzten Restaurierung wurden in den Seitenschiffen Fresken freigelegt, die Engelsgestalten mit diversen Symbolen zeigen. Das schlecht erhaltene Fresko unter der Orgelempore hat als Thema die Schlüsselübergabe an Petrus (1954 freigelegt).
Ausstattung im Chorraum
Das in der Qualität an der Spitze stehende Objekt der Ausstattung ist der 1664 hergestellte HOCHALTAR. Nach Ansicht des Kunsthistorikers Heinrich Decker ist er ein Werk des Bildhauers Sebastian Gründler aus Kremsmünster. Der Altar ist ein Hauptwerk des Knorpelwerkstiles, eines vor allem in den 60er und 70er Jahren des 17. Jahrhunderts vorherrschenden, nach seinen typischen knorpeligen Ornamenten benannten Stils. Der Altar liegt stilistisch auf einer Ebene mit den Altären in den Kirchen von Wartberg an der Krems, Oberrohr und Weigersdorf. Am Altar ist eine Inschriftstafel mit folgendem Chronogramm angebracht: GLORIA DEO EIUSQUE SANCTIS SEMPITERNA (Ewige Ehre sei Gott und seinen Heiligen – 1664). Die Mittelgruppe des Hochaltares zeigt eine Skulptur der Maria mit dem Jesuskind, unmittelbar flankiert von den Heiligen Benedikt von Nursia und Papst Gregor I. dem Großen. Außen kommt dazu das heilige kaiserliche Ehepaar Heinrich II. und Kunigunde. Im Auszug des Altares befindet sich die Statue des Kirchenpatrons (hl. Andreas), flankiert von den Pestheiligen Sebastian und Rochus. Die Aufsatzgruppe der hl. Dreifaltigkeit ist eine Zutat um 1900, stört aber das Ensemble nicht.
An den Chorwänden hängen zwei Ölgemälde des berühmten Barockmalers Martino Altomonte in qualitativen, reichgeschnitzten zeitgenössischen Rahmen: links hl. Maria mit dem Jesuskind (1725), rechts hl. Josef mit dem Jesuskind (1727). Im Chor sind noch zwei schwere Messingleuchter (3. Viertel des 17. Jhs.) zu beachten. An der südlichen Chorwand sieht man den 1890 geschaffenen Vorbau eines Oratoriums mit dem Allianzwappen von Diözese Linz und Bischof Franz Maria Doppelbauer. Eine Banderole trägt den Wahlspruch dieses Bischofs: „In nomine domini“ ((Im Namen des Herrn). Der Boden des Chors besteht aus Marmorplatten (abwechselnd aus rotem, weißgeäderten Marmor und Forellenmarmor). Auch die Kommunionbank besteht aus rotem Marmor (Salzburger Herkunft). Die Tür derselben bringt auf beiden Flügeln das Gleinker Wappen (derzeit deponiert). Im Langhaus sind Platten aus Kehlheimer Stein verlegt.
Ausstattung im Langhaus
Unter dem Triumphbogen der Kirche ist rechts die Kanzel zu beachten. Sie ist ein Werk des 3. Viertels des 17. Jahrhunderts und zeigt wiederum reiches Knorpelwerk. Der Schalldeckel wird bekrönt von einem Engel, der die zwei Tafeln mit den 10 Geboten hält. An der Brüstung sieht man in Nischen die Statuen der vier großen abendländischen Kirchenväter Augustinus, Ambrosius, Gregor und Hieronymus.
Die sechs Seitenaltäre besitzen leider nicht die Qualität des Hochaltares. Sie wurden alle nach der Aufhebung des Stiftes im Laufe des 19. Jahrhunderts verändert. Der Altar rechts vom Triumphbogen besitzt einen gemalten Aufbau aus dem 1. Drittel des 18. Jahrhunderts, er ist aus barocken Teilen zusammengesetzt. Zwei Details sind besonders zu erwähnen: Das noch aus dem späten 17. Jahrhundert stammende Ölgemälde mit der Anbetung Jesu durch die Weisen aus dem Morgenland und die darüber auf Holz gemalte Zunge, von fünf Sternen umgeben: zwei typische Attribute, die auf den hl. Johannes von Nepomuk Bezug nehmen. Die beiden folgenden Altäre im südlichen Seitenschiff sind, wie ihre Gegenstücke im nördlichen, Arbeiten des 3. Viertels des 17. Jahrhunderts. Die Mittelstücke kamen später dazu. So erhielt der erste von diesen das Herz-Jesu-Bild, das Oberbild zeigt den hl. Leopold, der nächste bekam die Darstellung des Herzens Mariä, das ursprüngliche Oberbild bringt Christus als
Gnadenbrunnen. Die beiden nächsten Seitenaltäre wurden mit Bildwerken versehen, der 5. Seitenaltar trägt noch das Oberbild des 17. Jahrhunderts, die hl. Scholastika. Der letzte Seitenaltar (links vom Triumphbogen) aus dem 1. Drittel des 18. Jahrhunderts hat baldachinartigen Aufbau, der vom Stiftswappen bekrönt ist. Das Gemälde darunter zeigt die hl. Margarete Maria Alacoque vor Christus mit dem offenen Herzen (19. Jh.). Auf der Altarmensa steht ein barocker Glasschrein mit den Reliquien des Katakombenheiligen Venatius.
An den Hochwänden des Langhauses sind acht Ölbilder aus der Leidensgeschichte Christi zu sehen. Sechs gehören noch dem ausgehenden 17. Jahrhundert an, die beiden letzten sind Werke von Johann Michael Feichtmayer aus dem Jahre 1710. Die Bildthemen sind paarweise folgende: (von der Orgel ausgehend) Abendmahl, Ölberg, Geißelung, Dornenkrönung, Schweißtuch der Veronika, Kreuzigung, Kreuzabnahme, Grablegung (das letzte Gemälde ist bezeichnet und datiert).
Die Kirchenbänke gehören den 70er Jahren des 18. Jahrhunderts an. Sie standen früher in der Spitalskirche in Steyr, welche im Josephinismus profaniert wurde. Reich geschnitzt sind die Stuhlwangen der Bänke in der Vorhalle (frühes 18. Jahrhundert).
Die Orgel ist das letzte bedeutende Glied der barocken Ausstattung. Sie wurde von Abt Rupert II. bei Johann Christoph Egedacher in Salzburg in Auftrag gegeben. Das nördliche Orgelgehäuse trägt folgende Initialen: R A Z G = Rupert Abt zu Gleink; das südliche die Jahreszahl 1732, das Jahr der Herstellung. Als besonders gut gelungen darf das Positiv dieser Orgel – mit musizierenden Putten bezeichnet werden. Diese werden von Heinrich Decker dem Bildhauer Johann Franz Schwanthaler zugeschrieben.
Gegen Ende des 19. Jhs. wurde die ursprüngliche Orgel umgebaut und pneumatisiert. Die Schweizer Orgelbaufirma Bernhardt Edskes wurde mit der Rekonstruktion des Instrumentes beauftragt. Die arkustisch und architektonisch einmalige Orgelanlage mit zwei Manualen und Pedal umfasst 20 klingende Register und drei Nebenregister. Das Instrument ist mit rein mechanischer Traktur, einer klassischen Keilbalganlage und Tretvorrichtung versehen. Eine insgesamt sehenswerte und hörenswerte Orgel.
Das ausgezeichnete Vorhallengitter zeigt im Aufsatz Akanthusspiralen und in der Mitte einen doppelseitig bemalten Wappenschild. Von außen erblickt man das Stiftswappen, zum Innenraum hin das Wappen des Abtes Rupert II. (um 1710).
In der Vorhalle steht ein barocker Opferstock aus rotem Marmor. Die Eingangstüre besitzt zwei bemerkenswerte romanische Türzieher in Form von Löwenköpfen (1. Hälfte des 13. Jahrhunderts).
Marienkapelle
Sie ist im Winkel zwischen Kirche und Sakristei angelegt worden. Bau und Ausstattung erfolgten von 1708 – 1710. Bemerkenswert ist die Raumwirkung dieses, mit einem längselliptischen Grundriss versehen Kapellenbaues. Dieser Grundriss entspricht einem mit 1710 bezeichneten Entwurf des berühmten österreichischen Barockarchitekten Jakob Prandtauer für die Sakristei der Stiftskirche von Kremsmünster. Der Innenraum ist geprägt durch das zweigeschoßige System, durch sechs konkav geschwungene Wandflächen, die dazwischen schräg aneinanderstoßenenden, durchlaufenden Doppelpilaster und durch das reich geschwungene Kranzgesims. Das Kuppelgewölbe ist mit einem Fresko von Johan Georg Daller (um 1710) mit gemalter Architektur ausgestattet. Sie endet in einer gemalten Scheinkuppel. An der Altarwandseite gewahrt man auf Engelswolken eine schwebende Gruppe der Marienkrönung. In der Sockelzone blicken die 12 Apostel der in den Himmel aufgenommenen und von der Dreifaltigkeit gekrönten Gottesmutter nach. Das Fresko war übermalt und wurde bei der vorletzten Renovierung freigelegt. Die Kapelle präsentiert einen carlonesken Stuckaltar mit Baldachin und zwei Engeln. Das früher unter den Baldachin angebrachte Ölgemälde (um 1715) zeigt seitenverkehrt das Gnadenbild von Maria Hilf in Passau, darunter die topgraphisch bemerkenswerte Ansicht des Stiftes Gleink, flankiert von den Heiligen Wolfgang und Leonhard (derzeit in der Sakristei). Der Taufstein vermittelt stilistisch den Übergang von der späten Gotik zur frühen Renaissance, er gehört dem 1. Drittel des 16. Jahrhunderts an und weist ein Steinmetzzeichen auf. Die Stuhlwangen der Bänke sind stilistisch mit jenen der Vorhalle verwandt. In der Kapellengruft wurden die Hofrichter des Stiftes beigesetzt. Einige Epitaphien zu beiden Seiten des Ausganges erinnern an sie.
Sakristei
Sie ist ein langgestreckter, fünfjochiger Raum südlich des Chores. Das erste, schmälere Joch ist flachhängekuppelgewölbt, die übrigen sind mit Platzlgewölben versehen. Die Gewölbe mit Fresken von Daller (um 1708) zeigen Szenen aus dem Leben des hl. Andreas, sie wurden 1892 freigelegt. Besonders interessant ist das erste Bildthema, es zeigt wie Arnhalm und Bruno ihre Stiftung dem hl. Andreas überreichen. Das Lavabo aus rotem Marmor hat zwei Löwenköpfe, darüber ist in der Mitte das Benedictuskreuz erkennbar. Die aus dem späten 17. Jahrhundert stammenden Sakristeischränke erhielten im 18. Jahrhundert geschnitzte Hängeblüten. Als gutes barockes Gemälde darf die Berufung des späteren Apostel Petrus und Andreas durch Christus an der Schmalseite des Raumes angesehen werden. Zwei weitere Barockbilder zeigen den Tod des hl. Benedikt von Nursia und eine Kreuzigungsgruppe.
Stiftsgebäude
Die Klostergebäude sind ein einheitliches Werk aus der 2. Hälfte des 17. und des frühen 18. Jahrhunderts. In der Anlage ist das Stift charakterisiert für diese Zeit und besonders für den Klosterbau in Oberösterreich. Dir Kirche ist nicht in der Bauachse und ohne eigentliche sammelnde Bedeutung für die Gesamtgruppe. Sehr wahrscheinlich waren italienische Baumeister aus der Familie der Carlone tätig, die unter anderem auch für die Klosteranlage in Garsten verantwortlich zeichneten.
Der Haupthof ist rechteckig und völlig abgeschlossen. An seiner Längsseite befindet sich in der Mitte der Kirchturm. Im Westen und Norden liegen die Konventgebäude, im Süden die Abtei mit der Einfahrt. Über dieser ist das im Knorpelwerkstil ausgeführte Wappen des Abtes Rupert I., angebracht.
Die Prälatur reicht über den Haupthof nach Osten hinaus und schließt mit der Kirche und dem Sakristeiflügel einen kleinen Hof ein. Im Süden der Prälatur erhebt sich ein gleich langer, mit ihr nur durch Mauern verbundener Trakt mit zweistöckigem Mittelteil (Einfahrt) und einstöckigen Flankengebäuden, an deren Enden je ein achteckiger Turm gesetzt ist (erbaut unter Rupert I.). Das Einfahrtstor ist jedoch älter. Dieses Gebäude, das ehemalige Hofrichterhaus, dient heute als Pfarrhof. Erst durch diesen Flügel erhält die Gruppe fassadenmäßige Orientierung. Im allgemeinen herrscht im Äußeren größte Nüchternheit, einfache Wandstreifen trennen die einzelnen Stockwerke.
Die ehemalige Prälatenkapelle im Südtrakt trägt am Türsturz die Jahreszahl 1684. Der Raum ist zweijochig und tonnengewölbt mit Stichkappen. Die Stuckdekoration ist ein Werk des auch in Garsten tätigen Giovanni Battista Carlone. Der ebenso im Südflügel gelegene Garstener Saal erhielt seine Stuckdecke etwa 1720 – 1730. Im ältesten Teil der Abtei befindet sich im Erdgeschoß der Theatersaal. Er ist fünfjochig und tonnengewölbt mit Stichkappen. Sein Stuck ist ein Werk der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts. Der Raum ist mit Wandnischen ausgestattet. Die schmiedeeiserne Gittertüre im Erdgeschoß der Abtei ist mit 1727 datiert. Ursprünglich war diese nicht in Gleink, das schmückende Wappen ist das des Abtes Alexander II. Strasser (1709 – 1731) von Kremsmünster. Vermutlich kam die Gittertüre vom Bischofshof in Linz hierher. Dieses Gebäude war früher das Stiftshaus von Kremsmünster. Ein dort befindliches Gitter zeigt ebenfalls jenes Wappen.
Aus dem ehemaligen Prälatengarten sind etliche Sandsteinfiguren zu zitieren. Seit 1979 stehen die meisten im Hof des Schlosses Lamberg in Steyr. Vier der Statuen stellen die Jahreszeiten dar. Besonders kurios und bemerkenswert aber sind die 12 Zwerge, die rund um den Brunnen stehen. Diese Figuren sind Werke des Linzer Bildhauers Johann Wanscher (um 1720).
Vor dem Stift ist noch die Johannes Nepomuk Statue zu erwähnen. Sie steht unter einem baldachinartigen Kapellenaufbau und dürfte wohl anlässlich der Heiligsprechung im Jahre 1729 hergestellte worden sein.
Trotz der Aufhebung verblieben in Gleink etliche Pretiosen aus der Barockzeit (Monstranz, Messkelch, holzgeschnitzte Altarleuchte mit Putten und aus Metall mit dem Stiftswappen, Peststab, Äbteporträts und andere Ölgemälde). Diese kunsthistorischen Kostbarkeiten sind seit Herbst 1994 in einem Teil der Orgelempore und in den Räumen zu beiden Seiten derselben zur Schau gestellt.
Würdigung
Gleink gehörte immer zu den kleineren Stiften im Lande ob der Enns. Es erreichte nie die Bedeutung von Kremsmünster, St. Florian oder des benachbarten Garsten. Durch die Restaurierungen im Jahre 1954 und insbesondere in den Jahren 1981 – 1994 unter Pfarradministrator P. Andreas Mair MSC ist Gleink heute ein Anziehungspunkt für Kunstfreunde und Kunstkenner.
Prof. Kustos Adolf Bodingbauer
PS.: Der Kirchenführer hat 40 Seiten, ist mit vielen fotographischen Aufnahmen dokumentiert und im Pfarramt Gleink käuflich zu erweben.