Von Wundern ist schon lange nicht mehr die Rede

Möglicherweise brauchen wir keine Wunder mehr, weil wir genügend harte Nüsse naturwissenschaftlich aufgeklopft haben. Oder weil unser Gottvertrauen felsenfest ohne handfesten Beweis Bestand hat.
Oder etwa eher, weil es schon längst so gründlich verweht ist, dass kein stärkster Wunderhauch es wiederbringt.
Vielleicht wollen wir keine Wunder mehr, wären sie lästig für unser aufgeklärtes Hirn.
Und wenn es doch noch Wunder gibt, haben wir blinde Augen, schließen sie fest genug, schauen in eine andere Richtung und bräuchten dringend das Zusatzwunder des Wundererkennens.
Und sollten wir tatsächlich ein Wunder als solches erkennen, füllt uns die Dankbarkeit das Herz nie mehr so voll, dass der Mund übergeht, und keiner erfährt davon.
Deshalb ist heute "wunderbar" ein altmodisches Wort für cool, geil und toll.
Elisabeth Nömair