Eine, die die Not der Menschen sieht und für Schwache eintritt
Es klingt etwas altertümlich, fast pathetisch. wenn ich sage, es ist mir eine Ehre heute hier zu sein und die Festpredigt zu halten. Aber es ist mir wirklich eine Freude heute als Frau, die den Namen eurer zweiten Kirchenpatronin trägt, und als Frau im Dienst der Kirche und damit der Menschen, mit euch zu feiern. Die Einladung durch Markus Himmelbauer war für mich auch Ansporn mehr über meine Namenspatronin nachzudenken, sich mit ihrem Leben und ihrer Aussagekraft zu beschäftigen.
Margareta von Antiochien (in der heutigen Türkei) war eine junge Frau, die um 305 n.Chr. für ihren Glauben an Jesus Christus in den Tod gegangen ist, wobei zuvor noch Wunder an ihr passiert sind. Das ist die Grundaussage der Heiligenüberlieferung. Es gibt dazu zwei Legendenstränge: Die eine Legende berichtet davon, dass sie als Tochter eines heidnischen Priesters von diesem selbst wegen ihres Festhaltens am christlichen Glauben dem Richter übergeben wurde. Als dieser Richter die wohl sehr hübsche junge Frau begehrte, sie ihn aber zurückwies, ließ er sie grausam foltern und ins heiße Öl werfen. Margareta überstand dies aber unversehrt – sehr zum Staunen der Mitmenschen, von denen sich daraufhin etliche taufen ließen. Der wütende Richter ordnete jedoch daraufhin ihre Enthauptung an.
Fürsprecherin in Notlagen
Der zweiten Legende nach war sie eine christliche Schäferin, die nach der Zurückweisung des ihr nachstellenden Stadtpräfekten, ebenfalls grausam gefoltert wurde. Auch hier heißt es, dass die Wunden schnell verheilten und sie danach enthauptet wurde. Was genau geschah kann man nicht feststellen. Tatsache ist aber, dass sie den Märtyrertod erlitt und höchstwahrscheinlich auf dem Weg zur Hinrichtung für ihre Peiniger noch gebetet hat. Margareta wurde heiliggesprochen und von der Kirche offiziell als eine von drei Frauen in den Kreis der vierzehn Nothelfer erhoben.
Dass Margareta zum Nothelferkreis gehört, hat mich immer schon angesprochen und beeindruckt. Eine Namenspatronin bzw. eine Pfarrpatronin zu haben, die die Not der Menschen sieht, die für Schwache eintritt, an die man sich wenden kann in Gefahren, Sorgen und schwierigen Situationen, ist ja eine gute Sache. Und manchmal tut es sehr gut, sich an eine Heilige zu wenden, die als einfacher Mensch gelebt hat und von der man erkannt hat, dass sie Gott und seiner Botschaft ganz nahe war und ist. Sie bittet auch uns Menschen des 21. Jahrhunderts noch ihre Fürbitte an.
Aber warum wird uns da gerade eine Märtyrerin empfohlen als Fürsprecherin, als Heilige für alle Zeiten und als großes Vorbild? Märtyrertum ist doch etwas Erschreckendes! Wir sind doch – zumindest in Europa weit weg – von Christenverfolgung. Ist so eine Märtyrerin noch modern, Ansprechperson für Menschen unseres Jahrhunderts? Oder: Von Tod und Gewalt hören wir schon genug in den Medien. Wir sind konfrontiert mit Machtmenschen, die Kriege heraufführen. Müssen wir da noch an Gewalttaten im frühen Christentum hier in der Kirche erinnert werden?
Das Licht Gottes strahlt auf trotz Leiden
Mir fällt dazu Folgendes ein: Ja, Grausamkeiten und Gewalt sind leider in der Menschheit immer wieder aktuell. Freilich möchte man nicht ständig davon hören, aber wir müssen uns trotzdem immer wieder damit auseinandersetzen und nach etwas suchen, das solche Situationen ernst nimmt und gerade dann Hilfe und Hoffnung gibt. Da sind Menschen, die ihre ganze Hoffnung, ihr ganzes Leben auf Jesus Christus gesetzt haben, gefragter denn je. Und auch die für heute ausgesuchten Bibelstellen, weisen in diese Richtung.
Im Korintherbrief (2 Kor 4,5-51) hieß es, dass das Licht Gottes uns in Jesus Christus aufstrahlt, im Sohn Gottes, der selbst Gewalt erlitten hat, gestorben ist und auferweckt wurde. Dieses Licht vertreibt jegliche Finsternis. Diese Erkenntnis ist der große Schatz, den die Jünger und Jüngerinnen in sich trugen und weitergegeben haben. Auch sie waren sterblich, waren zerbrechliche Gefäße, die aber ganz auf die auferweckende Kraft Gottes bauten. 250 Jahre später hat eine einfache junge Frau, Margareta aus Antiochien, an diese Kraft geglaubt und ist mit ihrem Leben dafür eingestanden. Sie hatte Jesus selbst nicht gesehen und gehört, die Botschaft von ihm muss sie aber ganz und gar getroffen und erfüllt haben. Eine alles aushaltende und überwindende Kraft hat sie erfasst, ihr Sinn und unheimlichen Mut gegeben und damit konnte sie wohl auch Menschen, die von ihr hörten, späteren Generationen also, den Mut, der selbst über den Tod hinausreicht, weitergeben.
Dieser Mut, den Weg mit Gott zu gehen, wohin er auch führt, wird im Evangelium (Lk 9,23-26) nochmals verdeutlicht. Wer sein Leben für Gott einsetzt, der wird das wahre Leben gewinnen. Das kann für jeden anders aussehen (Jeder nehme sein Kreuz); es heißt aber für uns alle, sich nicht selbst als Mittelpunkt zu setzen, sondern dem zu vertrauen, dessen Liebe uns ganz und gar erfüllen und selbst über den Tod hinausführen wird. Ich wünsche uns, dass wir in unserem Herzen, in unserem Gewissen, durch oft leise Stimmen und Spuren Gottes oder durch Menschen wie Margareta und Jakobus Gottes Plan für uns erkennen können. Hoffentlich finden wir, wie die beiden, sogar den Mut in manchen Situationen gegen den Strom der Zeit, gegen Oberflächlichkeit, Egoismus, Lieblosigkeit und Hass zu schwimmen. Auch wenn wir uns dabei aussetzen, oder sprichwörtlich in die Nesseln setzen.
Der Name Margareta kommt übrigens ursprünglich aus dem Altgriechischen bzw. Persischen und heißt übersetzt: Die Perle. So kann die heilige Margareta für uns zu einer Perle auf unserem Lebensweg werden. Eine Perle, die uns erinnert an den Schatz des Glaubens, eine Perle, die uns Staunen lässt über die unheimliche Kraft, über das unauslöschliche Licht, das in diesem Glauben steckt.
Frauen in der Kirche etwas zutrauen!
Und noch etwas möchte ich heute ansprechen: Mich hat das Anliegen, das hinter der Wiedereinführung des Patroziniums zur Heiligen Margareta steht, wie es auf der Homepage der Pfarre Seewalchen beschrieben ist, sehr beeindruckt. Pfarrgemeinderat und Pfarrassistent Markus wollen damit auch die Rolle der Frau in der Kirche stärken. Ich wirke seit langem in meiner Heimatpfarre Desselbrunn mit und war auch dort leitende Seelsorgerin. Ich habe dabei festgestellt, dass die seelsorgliche Arbeit einer Frau geschätzt wird, dass Kirche dann am besten lebt, wenn Frauen und Männer zusammenwirken auf Augenhöhe. Und ich denke, das ist etwas, was uns die Erinnerung an die Heilige Margareta mitgeben kann. Ihr Beispiel zeigt, welchen starken Mut Frauen in der Nachfolge Jesu haben können. Sie zeigt uns, dass man Frauen in der Kirche durchaus etwas zutrauen kann. Frauen und Männer mögen ihrer Berufung folgen können!
Amen.
Margareta Gschwandtner war langjährige Leitende Seelsorgerin (Pfarrassistentin) in Desselbrunn OÖ.