Wie Politik aufbauen kann
Die Nationalratsabgeordnete und Bürgermeisterin von Altmünster Elisabeth Feichtinger, Alt-Landeshauptmann Josef Pühringer und Landesrat Stefan Kaineder sind politisch in verschiedenen Parteien engagiert. Doch ist ihnen gemeinsam, dass jede und jeder von ihnen auch die Ausbildung hat, um katholischen Religionsunterricht zu geben. Das ergab am 21. Mai eine überraschende Ausgangsbasis für ein gemeinsames Gespräch in der Jakobuskirche Seewalchen: Wo trägt der Glauben im harten Geschäft der Politik? Wie motiviert die religiöse Verankerung im Einsatz, die Welt zu gestalten, ja zu retten?
"Hoffnung ist eine Alltagstugend", sagte Landesrat Kaineder. Er sei zwar zuversichtlich, dass der große und notwendige Wandel zur Klimarettung in den kommenden zwei Jahrzehnten gelingen werde, doch sei für ihn tagtäglich erfahrbar, dass nicht alles aus eigener Kraft zu schaffen sei. Die Schöpfungsenzyklika "Laudato sì" sei für ihn Motivation, unseren einzigen Planeten bewohnbar der nächsten Generation zu übergeben. "Meine Kinder werden das Jahr 2100 wahrscheinlich erleben - und ich möchte nicht, dass das, was wir heute für dieses Datum hochrechnen, dann wirklich eingetreten ist", so Kaineder. "Gott etwas zutrauen", nannte es Abgeordnete Feichtinger und erzählte von der Erfüllung einer Wallfahrt nach Lourdes. Und Alt-Landeshauptmann Pühringer gab zu, nicht selten ein Stoßgebet zum Himmel um Stärke und Einsicht gesprochen zu haben.
Die Kirche solle nicht selbst Politik machen, meinte Pühringer. Aber sie habe eine Funktion als Wächterin in der Gesellschaft, als Anwältin der Schöpfung und der Benachteiligten. Die breit aufgestellte Volkskirche, die viele Milieus und Lebensformen mit dem Blick auf das Wesentliche vereinen könne, nannte Feichtinger als Vorbild der Kommunalpolitik, wenn es gelte, viele Menschen einzubinden und bei Entscheidungen mitzunehmen. Kaineder betonte, dass auch die Politik die Kirche herausfordern sollte: gesellschaftliche Errungenschaften wie Demokratie und Gleichberechtigung dürften im organisatorischen Bereich der Religionsgemeinschaften nicht untergraben werden.
Bei allen politischen Entscheidungen und Weichenstellungen gelte es, auch ein "leidenschaftliches Vorbild" zu sein, waren sich die drei Gesprächspartner einig. Mensch zu sein, "von dem man sich etwas abschauen kann", gebe dem politischen Einsatz Wahrhaftigkeit und Ehrlichkeit.
Gabriele Eder-Cakl, Direktorin des Pastoralamts der Diözese Linz, führte als Gesprächsleiterin durch den Abend. Für Pfarrassistent Markus Himmelbauer zeigte sich, "dass auch heute politisches Gespräch und Gedankenaustausch gelingen können, die konstruktiv und von gegenseitigem Respekt getragen sind." Die Zuhörerinnen und Zuhörer dankten mit langem und begeistertem Applaus am Ende dieses anregenden Abends.
Markus Himmelbauer