„Das Wissen, dass viele für mich beten, gibt mir Kraft!“

Im Advent 2020 bietest du live-Gottesdienste über zoom an. Zuletzt nahmen vierzig Personen daran teil. Woher kommt der Erfolg?
Karl Höllwerth: Meine Frau und ich haben zu Ostern begonnen, Freunde einzuladen, bei unserer Hauskirche mitzufeiern. Mit unserem ältesten Sohn und seiner Familie haben wir über Internet dies schon vorher betrieben. Nachdem man wieder die Kirche besuchen konnte, kam sogar ein wenig Wehmut auf. Ich hätte nie gedacht, dass „Gott auf die digitale Schiene aufspringt“ und uns zeigt, dass auch wir über die Kirchenmauern hinaus Gottesdienstgemeinschaft erleben können.
Als Diakon, als einer, der voll im Beruf steht und zugleich ein geistliches Amt innehat, bist du nahe an den Menschen. Was erlebst du als deren Glück und Sorgen während des Corona-Lockdowns?
Höllwerth: Viele erkennen, wie gut wir es am Land haben – wir können jederzeit hinaus gehen, sind dankbar für die Natur und die Sonne, die uns nicht nur Licht schenkt, sondern auch ein Gefühl der inneren Wärme. Natürlich ist die Sorge da, wie gehe ich „richtig“ mit dieser Pandemie um? Darf ich den alten Menschen besuchen? Die Unsicherheit treibt uns alle um.
Mir fehlt der direkte Kontakt zu den Menschen schon sehr. So kommen im Reden doch oft Pro-bleme zur Sprache, bei denen ich unterstützend wirken kann. Leider ergreifen Menschen mit Proble-men oft nicht selber die Initiative und melden sich. Darum ist es gut – in welcher Form auch immer – Beziehung aufrecht zu erhalten.
Was steht im Zentrum der Weihnachtsbotschaft und wie erklärst du sie in der Schule?
Höllwerth: Diese Frage habe ich erst heute meinen Viertklasslern gestellt. Zu meiner Freude ist ihre Antwort auch meine – die letzten drei Jahre waren also nicht umsonst: Jesus soll nicht irgendwo geboren werden. Nein, bei jedem Einzelnen im Herzen, so war die Antwort. Und diese Geborgenheit und Liebe wollen wir weitergeben. Wir wissen natürlich auch, dass wir immer wieder scheitern. Dann heißt es für uns wieder neu, Jesus in unser Leben zu lassen. So feiern wir immer wieder Weihnachten – zu jeder Zeit.
Ende des Jahres gehst du als Lehrer in Pension und ziehst dich auch für einige Monate aus dem aktiven Leben der Pfarre zurück. Was erwartest du dir persönlich für diese kommende Zeit?
Höllwerth: Ja, nun am 3. Dezember schaute ich auf zwanzig Jahre Diakon-Sein zurück. Da heißt es erstmal, Danke zu sagen meiner Familie – vor allem meiner Frau Maria. Sie hat bei der Weihe dazu „Ja“ gesagt, mich zu unterstützen: Das tut sie bis heute. Weiters bin ich dankbar für die vielen positi-ven Zusagen und die Wert-schätzung. Das Wissen, dass viele für mich beten, gibt mir viel Kraft!
Ich freue mich auf die kommende Zeit. Ich lasse mich auf Gott ein und möchte erspüren, was er noch mit mir vorhat. Ich habe schon einige Ideen, aber ob es auch die seinen sind, weiß ich nicht. Alles ist für mich geschenkte Zeit.
Interview: Markus Himmelbauer
Dezember 2020