Ostern und sein Festkreis
Deutliche Belege finden sich erst im 2. Jh. Während die ChristInnen Kleinasiens und Syriens das Jahresgedächtnis unabhängig von einem bestimmten Wochentag immer am 14. Nissan, dem Tag des ersten Frühjahresvollmondes, begingen, entschied sich die übrige Christenheit für den Sonntag nach dem 14. Nissan.
Seit dem Konzil von Nizäa (325 n.Chr.) wird Ostern immer am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond gefeiert. Damit nahm man in Kauf, dass der Ostertermin eine Schwankungsbreite von fünf Wochen (22. März bis 25. April) hat und so ein großer Teil des Kirchenjahres von beweglichen Festen geprägt wird.
Das österliche Triduum („3 Tage“)
Ursprünglich feierte die Kirche ihr Pascha-Fest an einem einzigen Tag bzw. in der einen Nacht vom Karsamstag auf den Ostersonntag. Seit dem 4. Jh. bildete sich als nachahmende Darstellungsform das „heiligste Triduum des gekreuzigten, begrabenen und auferweckten Herrn“ heraus. Die liturgischen Feiern der drei Tage vom Gründonnerstagabend bis Ostersonntag stellen seitdem die eigentliche Jahrfeier des Pascha-Mysteriums dar. Nach Reformen von Pius XII (1951 und 1955) und schließlich durch das II. Vatikanische Konzil entwickelte sich schließlich die bis heute gebräuchliche Form.
Heilsgeschichtliche Zusammenhänge
Von der Feier des letzten Abendmahls bis zur Osternacht wird das gesamte Heilsgeschehen von Leiden, Tod und Auferstehung ins Gedächtnis gerufen, wenn auch jeder einzelne Tag einen besonderen Akzent bedenkt. Dabei vergegenwärtigen wir ChristInnen uns nicht nur die Ereignisse, denen der jeweilige Tag besonders gewidmet ist, sondern wir gehen dabei den Weg des Glaubens mit – von der Schöpfung bis zur Vollendung. Aus diesem Grund sind für die Osternacht in ihrer vollen Form eigentlich 7 Lesungen aus dem Alten Testament vorgesehen, in denen der Bogen der Heilsgeschichte vom Buch Genesis bis zu den Propheten gespannt wird, um dann im Römerbrief des Paulus die Brücke zum Evangelium und zur Botschaft der Auferstehung zu schlagen.
Vergegenwärtigung
Vergegenwärtigen bedeutet hier nicht bloß erinnern, sondern das Heilsgeschehen in Christus wird in das jeweilige Heute gegenwärtig gesetzt. Die Gläubigen werden hineingenommen in das geschichtlich zwar einmalige, aber die Generationen dennoch übergreifende Heilsereignis von Tod und Auferstehung Jesu Christi.
Das Eingedenken des Vergangenen und die Hoffnung auf das noch Ausstehende eröffnen in diesen Tagen ein Verständnis der Gegenwart, in dem diese mehr ist als ein vergehender Augenblick. Hierin entspricht das Zeitverständnis der christlichen Gemeinde dem der jüdischen Pascha-Tradition, nach der nicht nur die Väter aus Ägypten herausgeführt wurden, sondern auch die jetzt versammelte Pascha-Gemeinde.
Waltraud Nussböck, Pastoralassistentin
(aus dem Pfarrbrief Schwertberg 1/2014)