Pfarrgründung
In dieser Zeit bemühten sich gläubig gesinnte Kirchenmänner und Laien, die längst fällige Kirchenreform im Geiste der Aufklärung in Angriff zu nehmen. Die Reformen der Kaiserin Maria Theresia und Josephs II. waren von gutem Willen getragen. Was sie auf dem Gebiete der Bildungsreform, der kirchlichen Organisation und Verwaltung, der Erneuerung des Predigtwesens der Liturgie und des Brauchtums geleistet haben, verdient Beachtung und Anerkennung. Joseph II. war edel gesinnt und wohlwollend, hatte jedoch wenig Verständnis für die Mission der Kirche.
1782 und in den folgenden Jahren verfügte der Kaiser die Aufhebung von etwa 600 Klöstern (ein Drittel der Gesamtzahl), zunächst solcher beschaulicher Richtung, dann auch anderer (z.B. Cölestinerinnenkloster Steyr bzw. Garsten, Gleink, Waldhausen u.v.a.). Der Erlös floss in den sogenannten Religionsfonds, der zu kirchlichen, caritativen und zu Schulzwecken verwendet wurde.
Im April 1788 befand sich auch das Stift Kremsmünster in größter Bedrängnis. Dem Kaiser sollte schon das Aufhebungspatent von Kremsmünster vorgelegt werden, als einige Stunden zuvor das Bittgesuch des Stiftes den über Kremsmünster falsch informierten Kaiser umstimmte und somit der Weiterbestand des Stiftes gesichert war. Im Zuge der Neuregelung der kirchlichen Organisation und Verwaltung wurden die Bistümer gemäß der politischen Landeseinteilung neu abgegrenzt und mehrere Bistümer neu gegründet, so auch die Diözese Linz im Jahre 1785.
Es wurden auch zahlreiche neue Pfarreien gegründet, in Wien alleine 31 neue Pfarren, im Gebiet um Steyr: Bad Hall, Christkindl, Laussa, Maria Laah, St. Ulrich und Schiedlberg, damals noch Thanstetten. 1783 bemühten sich Kreisamt und Landeshauptmannschaft um die Gründung einer neuen Pfarre in Thanstetten, die mit Hofdekret vom 6. März 1784 errichtet wurde. Dagegen erhob die Pfarrgemeinde Sierning als Mutterpfarre Einspruch. Der Pfarrer bat die weltliche Obrigkeit, Auspfarrungen hintanzuhalten, „weil er sonst äußerster Armut ausgesetzt werde“. Die Eingabe blieb ohne Erfolg. Im November 1785 kam als erster Pfarrer Kajetan Stallmayr nach Schiedlberg. Weil es aber noch keine Kirche und keinen Pfarrhof gab, blieb er bis auf weiteres in Sierning.
Im Jahre 1786 wurde im großen Garten des Wirtshauses zu Schiedlberg an der Straße vom (ehemaligen) Bäcker zum Wirtshaus eine Holzkapelle erbaut, in der vorläufig die Gottesdienste abgehalten wurden.
Von 1786 bis 1790 wurden die heutige Kirche und der Pfarrhof erbaut; das Grundstück für diesen Bau wurde vom Besitzer des Wirtshauses kostenlos abgegeben. Ab 1790 wurden dann in der neuerbauten Kirche die Gottesdienste gehalten, aber erst am 11. November 1828 wurde die Kirche von Bischof Gregorius Thomas Ziegler feierlich geweiht.
Die innere Ausstattung der Kirche stammt größtenteils aus aufgehobenen Klöstern und Kirchen und birgt eine Fülle von herrlichen Kunstwerken. Die Gemeinde Thanstetten wurde erst im Jahre 1850 errichtet und ebenso wie die Pfarre am 1. Jänner 1947 in Schiedlberg umbenannt. 1971 erhielt die Gemeinde ein eigenes Wappen, dessen Schildhaupt einen roten Kardinalshut trägt, der an Kardinal Cölestin Ganglbauer (geboren am 20. August 1817 in der Pfarre Schiedlberg, Neuhausergut; gestorben am 14. Dezember 1889 in Wien) erinnern soll.
Autor: Prof. Karl Klinglmair, Quellennachweis: H. Ferihumer, Erläuterungen zum Historischen Atlas der Österreichischen Alpenländer. A. Franzen, Kleine Kirchengeschichte. W. Dannerbauer, Chronik von Kremsmünster, anlässlich der XI. Säcularfeier. M. Kaltenbrunner, Geschichte der Pfarre Thanstetten. Pfarrchronik