Fatimakapelle im Fronwald
Vorgeschichte
Am Fest Christi Himmelfahrt, 18. Mai 1939 spendete unser Diözesanbischof Dr. Johannes Maria Gföllner zwei Diakonen, davon einem Sohne der Pfarre, Anton Osterkorn vom Radergut, in unserer Pfarrkirche das Sakrament der Priesterweihe.
In der Nacht vor der Priesterweihe rissen verhetzte Arbeitsdienstler aus dem Lager Schardenberg und einige Helfer den ganzen Schmuck, die Inschriften und die Kränze vom Friedhofseingang und Kirchenportal; zerrissen auch die vier päpstlichen Fahnen und schleppten sie samt den Fahnenmasten in den nahen Fronwald.
Am Nachmittag bei der Maiprozession zu Ehren der Gottesmutter strömte wie zum Protest das ganze Pfarrvolk in bisher nie gesehener Zahl herbei. Unmittelbar nach der Prozession entlud sich ein kurzes "trockenes" Gewitter. Der erste Blitz schlug in den Maibaum am Dorfplatz ein und warf alle Insignien und Symbole des Dritten Reiches herunter. Ein zweiter Blitz fuhr fast gleichzeitig in jene Fichte im Fronwald, bei der die zerfetzten Fahnen lagen. Das Volk sah darin ein Gottesurteil.
Auf Befehl der Gestapo sollte Pfarrer Michael Mayr "freiwillig" auf die Pfarre Schardenberg verzichten. Da er dies nicht tat, bekam er Ortsverbot. Kooperator P. Berthold Haberfellner SDS vom Kloster Hamberg führte ab 4.Februar 1940 die Pfarrseelsorge. Der Pfarrer leistete in anderen Orten der Diözese Seelsorgedienst.
Papst Pius XII weihte am 08. Dezember 1942 die ganze Welt feierlich dem Unbefleckten Herzen Mariens.
Die Bischöfe des Erdkreises folgten seinem Beispiel.
Kapitelvikar Dr. Josephus Cal. Fließer bereitete in einem Hirtenbrief über die Botschaft der Rosenkranzkönigin von Fatima die Diözese auf die Weihe vor. Am Rosenkranzsonntag 3. Oktober 1943, wurde diese Weihe in allen Pfarren der Diözese durchgeführt.
In der Pfarre Schardenberg wusste P. Berthold Haberfellner diese Weihe so gründlich vorzubereiten und eindrucksvoll zu gestalten, dass sie allen ein unvergessliches Erlebnis wurde. Aus dem Weihetag wurde ein Weihemonat.
So war der Boden bereitet, in den die himmlische Mutter einen besonderen Gnadenkeim einsenken konnte. Ungewollt mußte selbst die Gestapo der Himmelskönigin Handlangerdienste leisten.
Das Gelöbnis
Ende Juni 1944 kam ein Brief nach Enns. P. Perthold schrieb wie so oft seinem Pfarrer. Diesmal schupfte der Pfarrer ärgerlich den Brief in eine Schreibtischecke der Ennser Pfarrkanzlei. "P. Berthold", denkt der Pfarrer, da wird nichts daraus!"
Ein Gelöbnis sollen wir machen, zu Ehren der Gottesmutter von Fatima, eine Kapelle bauen, in der stets um Priesterberufe gebetet wird, weil der Priesternachwuchs ganz abgwürgt wird. Nichts soll hineinkommen in diese Kapelle als ein Bild der Gottesmutter und an einer Seitenwand Christus - vor ihm ein junger Mensch - darunter soll stehen: "Auch du kannst Priester werden".
Nein, lieber P. Berthold, daraus wird nichts! Gebet um Priester, selbstverständlich! Dazu haben wir die große Pfarrkirche. Wozu eine eigene Kapelle bauen? Gegen Abend kam dem Pfarrer der Gedanke: "Lies dir den Brief noch einmal durch! Was? Da steht "Beim Rosenkranzbeten ist dir der Gedanke gekommen? Und weiter "Kein Mensch weiß etwas davon. Und ich sage auch keinem Menschen etwas, wenn du nicht dafür bist! Ich als Kaplan kann das nicht ausführen. Du bist Pfarrer."
Zu dumm so etwas! Und wenn es doch eine Eingebung der Gottesmutter wäre? Wenn es dir beim Rosenkranzbeten eingefallen ist - Rosenkranzbeten kann ich auch. Da gibt´s ein leichtes Mittel: Ich gehe in die Stadtpfarrkirche hinüber und bete einen Rosenkranz oder zwei. Und die Gottesmutter soll mir den Schädel zurechtsetzen. "Und wirklich! Nachher hatte die Sache ein ganz anderes Gesicht.
Am nächsten oder übernächsten Tag telegraphierte der Pfarrer nach einem Versehgang von Ennsdorf aus: "Ein volles, ganzes Ja! Warte meinen Brief ab."
Im Brief stand zu lesen, wie sich die strikte Ablehnung beim Rosenkranzbeten in freudige Zustimmung wandelte. Noch mehr! Wie sich die Idee des Gelöbnisses weiter entfaltete. Eine Kapelle für Pristerberufe wäre zu wenig. Die Kapelle müsste ein Heiligtum für das Weihe- und Laienpriestertum werden. Gelingt es nicht, Ehe und Familie tiefer und lebendiger im dreieinigen Gott zu verwurzeln, können Priesterseminaren und Ordenshäuser von selbst zusperren. Denn Priester- und Ordensberufe und Laienapostel kommen vor allem aus der Atmosphäre wahrhaft christlichen Familienlebens.
Auszug aus dem Büchlein "Die Marienburg", welches im Pfarramt erworben werden kann.