Hl. Familie
Am Sonntag nach Weihnachten stellt die Liturgie die Heilige Familie, Maria, Joseph und Jesus in den Mittelpunkt. Dieses Fest ist erst im 19. Jahrhundert entstanden.
In den sozialen Umbrüchen der beginnenden Industrialisierung betonte die Kirche den Wert der Familie.
Wenn man Darstellungen der Heiligen Familie sieht, vergisst man sehr leicht die harte Realität, die hinter dieser "Bilderbuchfamilie" steht. Es fällt einem oft erst beim längeren Betrachten ein: Diese Familie hat es eigentlich nie leicht gehabt.
Da bekommt ein unverheiratetes Paar Nachwuchs, und das ausgerechnet zur Zeit der großen Volkszählung. Da man keine Herberge findet, wird der kleine in einem Stall geboren und dann in eine Futterkrippe gebettet. Nach dem Besuch der Hirten und Weisen begann auch schon der raue Alltag. Kaum zur Familie geworden, war man schon auf der Flucht vor den Kindermördern des Herodes
Bei der Pilgerreise nach Jerusalem, da Jesus etwa zwölf Jahre alt war, läuft er fort zum Tempel und gibt bei seinem Auffinden Maria und Josef zu verstehen, dass es da noch eine andere Autorität für ihn gibt, nämlich seinen Vater im Himmel.
Es gibt einige Stellen im neuen Testament, in denen deutlich wird, dass Jesus einen ganz eigenen Familienbegriff hatte, etwa rät er seinen Anhängern die eigene Familie zu verlassen und ihm nachzufolgen.
Doch trotz allem: Marias Liebe zu ihrem Sohn ist ungebrochen. Sie folgt ihm bis unter das Kreuz und wird dort zur Identifikationsfigur für Mütter aller Zeiten, die den Tod ihrer Kinder erleiden müssen. Ist das etwa Familienglück?
Doch die Geschichte ist mit Jesu Tod am Kreuz noch nicht zu Ende.
Maria steht auch dafür, dass Liebe nicht vom Tod besiegt wird. Sie wird Zeugin der Auferstehung und bezeugt dadurch, dass Beziehungen zwischen Menschen so eng sein können, dass sie keine Macht trennen kann.
Dafür kann die Heilige Familie, wie sie in vielen Weihnachtskrippen, Gemälden und Kirchenfenstern dargestellt ist, auch heute Sinnbild sein: Es gibt eine Solidarität unter Menschen, die letztlich in der Solidarität Gottes mit den Menschen gründet. Viele Beziehungen kann der Mensch sich in seinem Leben aussuchen, doch die Beziehung, in der er Heimat findet, wird ihm geschenkt. Die Geborgenheit in der Familie ist deshalb ein Symbol für die Geborgenheit, die Menschen bei Gott finden können.