Bilderstreifzug durch die Pfarrkirche St. Florian am Inn
1150 - erste gesicherte urkundliche Erwähnung:
Kirche und Gutshof neben der Kirche "Ecclesia sanctae Mariae in Wihenflorian" werden als zum Domkapitel Passau gehörig erwähnt. St. Florian ist Mutterpfarre von Schärding, Brunnenthal und St. Marienkirchen b. Schärding.
Nach der Errichtung der Kirche St. Georg in Schärding (1360 - 1370) ziehen die Pfarrherrn aus Sicherheitsgründen dorthin und St. Florian verliert als Pfarre allmählich seine Bedeutung.
Wiedererrichtung der Pfarre St. Florian 1784 unter Kaiser Joseph II.
Bild zeigt den Blick beim Betreten des Gotteshauses in das gotische, zweischiffige Langhaus (13. oder 14. Jh.) und das spätgotische Presbyterium.
Gotisches Rippengewölbe: im älteren älteren Langhaus hat es architektonisch eine tragende Funktion (links). Im späteren höheren Teil des Presbyteriums ist es schmückendes Detail (rechts).
Kirchentüren mit schönen gotischen Beschlägen:
Haupteingang mit Türschloss von innen und außen (linke 3 Bilder)
und Tür zum Turm (Glockenhaus) mit Einbruchsspur aus der Franzosenzeit (rechte 2 Bilder)
Kanzel aus der Rokokozeit (um 1760/70)
- Am Kanzelkorb die vier Evangelisten (hervorgehobene Bilder von rechts): Matthäus (Attribut fehlt), Markus mit Löwen, Lukas mit Stier, Johannes mit Buch und Kelch;
- Mittelrelief: Der gute Hirte
- Auf der Brüstung: Zwei Engel, einer mit Gesetzestafel des Moses (hervorgehoben) symbolisiert das Alte Testament, der andere mit dem Kruzifix das Neue Testament
- Auf dem Schalldeckel Engel mit den Symbolen der vier Kirchenlehrer (von rechts): Bischofstab für Ambrosius, Kardinalshut für Hieronymus, Mitra für Augustinus, Tiara für Gregor d. Großen;
- Bekrönung des Schalldeckels: Gott Vater als Schöpfer (Weltkugel) und Weltenherrscher (Zepter).
Ölberg in der 1908 angebauten Vorhalle zur Kirche:
Figurengruppe (vor 1690) vermutlich aus der Werkstatt Johann M. Högenwald in Passau:
Christus in Todesangst die Hände ringend, Engel mit Leidenskelch, die drei Lieblingsjünger (von links): Petrus (linke Hand zur Faust geballt), Johannes (mit Evangelienbuch), und Jakobus d.Ä. (Arme über der Brust verschränkt)
Hochaltar mit reichem Aufbau um 1760 mit sehr gutem Gemälde des hl. Florian (Ann. Schule des Johann Michael Rottmayr); flankiert von Statuen des hl. Georg (links) und des hl. Martin (rechts), über dem Altarblatt Bild der hl. Dreifaltigkeit, darunter barocker vergoldeter Tabernakel;
links und rechts flankieren den Altaraufbau die Apostelfürsten Petrus (mit Schlüssel) und Paulus (mit Schwert) (Ann. Schwanthalerschule), dahinter zwei Glasfenster aus dem Kriegsjahr 1914: links Herz Jesu (gewidmet von der Gemeinde), rechts Herz Mariä (gewidmet von Ferdinand und Creszenz Frankenberger)
Links: Madonna aus der Zeit der Romantik;
Mitte: Drei barocke Figuren an der Westempore: Schmerzensmutter, Johannes Nepomuk, Johannes der Täufer;
Rechts: Barocker Opferstock mit Gemälde des hl. Florian (in der Vorhalle)
Seitenaltäre: Zusammengesetzt aus Teilen von Altären aus der Zeit um 1710, Gemälde um 1770/80
Linker Seitenaltar: Das Altarblatt zeigt den hl. Leonhard (Patron des Bauernstandes und der Gefangenen), flankiert vom hl. Antonius von Padua (mit Jesuskind und Buch) und einem Heiligen, dem das Attribut fehlt; im Aufsatz Gemälde des hl. Isidor von Sevilla.
Rechter Seitenaltar: Das Altarblatt zeigt die hl. Sippe (von Michelangelo Unterberger),
flankiert links vom hl. Laurentius (mit Rost) und rechts vom hl. Stephanus (mit Steinen),
im Aufsatz der hl. Sebastian (Pestpatron).
Michelangelo Unterberger: geb. 1695 in Cavalese, gest. 1758 in Wien, bedeutender Barockmaler, in den Jahren um 1730 für Kirchen und Klöster in Passau und am unteren Inn tätig, ab 1737 in Wien.
Auf beiden Seitenaltären Madonnen in Glasstürzen, flankiert von je zwei Reliquienschreinen (1740)
Zeugen aus der Gotik (von rechts) - zwei freigelegte Freskenreste: Engelkopf (Nordwand des Langhauses), Apostelkreuz (Nordwand des Presbyteriums); Fenster in der Ölbergkapelle (freigelegt bei der Renovierung 1989)
Blick auf die Empore:
Orgel von Orgelbauer Johann Lachmayr (Freinberg, später Ottensheim), erstmals gespielt am Heiligen Abend 1886, 18 Register, 1170 Pfeifen; mehrere Eingriffe (Kriegszeiten, Umbauten, immer nur notdürftige Reparaturen) führten zu einem Verfall des Werkes, sodass nach langen Überlegungen und Beratungen der Entschluss zum Bau einer neuen Orgel im Presbyterium gefasst wurde, der 2017 ausgeführt wird.
Zwei Epitaphien (Grabinschriften)
- unter der Kanzel für den "Wol Edelgeborn Herrn Johann Fridrich Pelkhover von Mosweng zu Tieffenpach (gest. 1647), damals Besitzer von Teufenbach (rechts)
- in der Eingangshalle für den "Ehrngeacht und Vornehme Herr Matthias Jäger Thum Capittlischen Mair bey St. Florian" (gest. 1679), Verwalter des Maierhofes des Passauer Domkapitels (heute Fam. Etzl, zuvor Frankenberger (links)
Quellen zu den Beschreibungen:
- Johann Ev. Lamprecht "Historisch-topographische und statistische Beschreibung der k. k. landesfürstlichen Grenzstadt Schärding am Inn", Schärding 1887
- Dr. Rudolf Guby "Schärding Das Bild der Entwicklung der kurbairischen Landgerichtsstadt als Kunststätte", Verlag des Instituts für ostbairische Heimatforschung Passau, 1927
- Persönliche Aufzeichnungen nach Informationen von KSR Walter Huber
- Kons. Günter Pichler, Okt. 2016
Fotos: Günther Koglek