Gedanken zu Pfingsten
Liebe Brüder und Schwestern!
Als ich in der letzten Woche mit meinen Schülern das Thema Pfingsten besprochen habe, war eine Aufgabe, die sie von mir bekamen, folgende: Nachdem ich ihnen die Geschichte vom Pfingstereignis vorgelesen hatte, sollten sie diese in das Heft zeichnen. Dabei kam natürlich unweigerlich die Frage auf: Wie zeichne ich den Heiligen Geist. Ich gab ihnen keine rechten Vorgaben, verwies aber auf das eben Gehörte mit den Zungen von Feuer, sowie auch auf die Darstellung des Heiligen Geistes als Taube. Daraufhin entstanden verschiedene kleine Kunstwerke: Ein wildes buntes Feuer über den Köpfen der Jünger, eine goldene Taube mit einem silbernen Schnabel oder auch ein kleiner Feuergeist mit Gesicht, der über einem Jünger schwebte und ein mich wenig an einen der Geister aus dem Computerspiel Pacman erinnerte.
Wenn wir Erzählungen aus der Bibel lesen, dann entsteht meist unweigerlich ein Bild in unserem Kopf, wie die Szene ausgesehen haben könnte. Für jeden von uns ist sie anders, aber bei manchen Dingen tun wir uns vermutlich alle schwer. Zumindest ich habe keine Ahnung, wie ich mir den Geist, mit dem die Jünger erfüllt worden waren, nun wirklich vorstellen kann. Beziehungsweise, wie haben die Jünger ausgesehen, nachdem sich der Geist auf sie niedergelassen hatte. Haben sie anders ausgesehen? Hat man es ihnen angesehen, dass sie nun den Heiligen Geist in sich tragen. Angehört hat man es ihnen wohl, denn sie haben alle in verschiedenen Sprachen gesprochen. Aber hat es eine sichtbare Veränderung gegeben?
Der Schriftsteller Antoine de Saint-Exupery schreibt in seinem Buch „Der kleine Prinz“ die wohl allseits bekannten Worte: „Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für dich Augen unsichtbar.“ Wesentlich ist einiges im christlichen Glauben: Die Auferstehung Jesu, seine Himmelfahrt und eben auch der Heilige Geist, den er uns geschickt hat. „Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in der ganzen Wahrheit leiten.“ So haben wir es heute im Evangelium gehört. Der Geist ist nicht zwingend mit den Augen zu sehen. Aber in unserem Herzen spüren wir ihn. Er kann uns leiten, uns Kraft und Hoffnung schenken. Er steht uns bei, so wie Jesus es uns versprochen hat.
„Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für dich Augen unsichtbar.“ Wir können den Heiligen Geist nicht sehen. Aber wir können ihn spüren. Und wenn wir ihn spüren, dann kann er uns leiten. Und vom Heiligen Geist geleitet Gott zu bekennen, das ist ebenfalls etwas Wesentliches, das uns als Christen ausmacht.
Amen
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