Türen auf! – Die „neue Pfarre“ startet
Weil Reichenau auch zu diesem Dekanat gehört, sind auch wir davon betroffen und müssen die Ärmel hochkrempeln.
Unsere jetzige Pfarre ist zur Zeit in den Seelsorgeraum Kirchschlag-Hellmonsödt-Reichenau-Altenberg eingebunden. Zum gesamten Dekanat Gallneukirchen gehören die zwölf Pfarren Kirchschlag, Hellmonsödt, Reichenau, Altenberg, Alberndorf, Gallneukirchen mit Treffling, Steyregg, Katsdorf, Wartberg, Hagenberg und Pregarten.
Leitung durch ein Team:
Das bisherige „Dekanat“ wird ab 1. Jänner 2024 zu einer großen neuen Pfarre, das anstatt nur eines einzigen Priesters drei Personen in Teamarbeit leiten werden: ein Priester und zwei Laien. Der bisherige Begriff „Dekanat“ verschwindet. Es heißt dann „Pfarre“. Die jetzigen Pfarren werden zu relativ selbstständigen Pfarr(teil)gemeinden. Der Unterschied liegt vor allem darin, dass die Pfarrgemeinden und seelsorglichen Einrichtungen füreinander die Türen in Richtung Zusammenarbeit öffnen sollen, wenn sich das als hilfreich herausstellt.
Seelsorgeteam:
Die Leitung in den Pfarrgemeinden geschieht durch ein weitgehend ehrenamtliches „Seelsorgeteam“, das von Hauptamtlichen unterstützt und begleitet wird. Das Seelsorgeteam sorgt dafür, dass die Pfarrgemeinde mit ihren vier Grundaufgaben vital bleibt:
Gottesdienste sollen gefeiert und der christliche Glaube in die Gesellschaft eingebracht werden, es soll unterschiedlichste Not gesehen werden und nicht zuletzt soll Pfarrgemeinschaft gelebt werden können.
Der Pfarrgemeinderat wird wie bisher ein Entwicklungs- und Beschlussgremium sein. Einen Pfarrer im bisherigen Sinn (mit so viel Macht) wird es auf der Ebene der Pfarrgemeinden aber nicht mehr geben.
Entlastung und Innovation:
Die neue Struktur soll sicherstellen, dass es auch in Zukunft trotz Mangel an Priestern und hauptamtlichen MitarbeiterInnen lebendige christliche Zellen in unserem Land gibt.
Klar ist, dass nicht ein paar Ehrenamtliche alle Aufgaben der bisherigen Pfarrer übernehmen müssen. Die neue Form der Seelsorge setzt das Kirchenbild des 2. Vatikanischen Konzils um: Es geht davon aus, dass alle Getauften dazu berufen sind, miteinander Kirche zu sein und Kirche zu leben.
Die Entlastung wird darin gesehen, dass durch stärkere Zusammenarbeit und Koordination nicht mehr überall alles angeboten werden muss, aber viele Initiativen möglich sind. Vieles wird auch davon abhängen, ob Menschen bereit sind, sich für eine Sache, die ihnen wichtig ist zu engagieren, auch wenn sie das bis jetzt noch nie getan haben.
Ein zweijähriger Prozess:
Die zweijährige Umstellungsphase beginnt für uns und sechs weitere Dekanate im Herbst 2022.
Im Lauf des ersten Jahres wird in drei großen Versammlungen von Pfarrgemeinderät/inn/en der Prozess inhaltlich vorbereitet: Kennenlernen und Austausch, spirituelle Grundlagen der neuen Struktur, Schärfung des Blicks auf Stärken und Schwächen der eigenen Pfarrgemeinde, … stehen dabei im Vordergrund.
Pfarrwerdung:
Ein neuer Pfarrname und ein Ort für das zentrale Leitungsbüro werden gesucht.
Im Frühjahr 2023 werden die zukünftigen Leitungspersonen für die neue Pfarre bestellt. Ab September 2023 wird das neue Konzept schrittweise umgesetzt. Die Mitbestimmung der Pfarrgemeinden geschieht in einem „Pfarrlichen Pastoralrat“ und in einem „Pfarrlichen Verwaltungsrat“.
Unsere Pfarre Reichenau bleibt finanziell als eigener Rechtsträger aber weitgehend selbstständig.
Ein spiritueller Weg:
In einem mehrjährigen intensiven Vorbereitungsprozess („Zukunftsweg der Diözese Linz“) wurden Leitlinien formuliert und Schwerpunkte festgelegt, die die inhaltliche und spirituelle Basis für die neue Struktur bilden. Spiritualität, Solidarität und Qualität wurden als die drei wesentlichen Merkmale für die zukünftige Ausrichtung der kirchlichen Arbeit festgelegt. Gebet, Glaubensgespräche und gemeinsame Planungen sollen uns helfen, unseren Platz als Christinnen und Christen in der Welt einzunehmen. Ziel ist, dass die Kirche nahe bei den Menschen bleibt.
Mit Gottverbundenheit in unseren Tätigkeiten („Spiritualität“), mit der Option für die Notleidenden und an den Rand gedrängten Menschen („Solidarität“) und mit einer beteiligenden und transparenten Arbeitsweise („Qualität“) will die Kirche in Oberösterreich (auch) in Zukunft wirksam in der Gesellschaft sein.
Neue Struktur – warum:
Es gibt zu wenig Priester, zu wenig Menschen, die einen kirchlichen Beruf ergreifen und zu wenig Ehrenamtliche, die in pfarrgemeindliche Aufgaben Zeit investieren können und wollen. Viele dieser Entwicklungen sind von der Kirche selbst verschuldet, aber auch der gesellschaftliche Wandel hat vielfach zu einer Entfremdung geführt.
Chance für Neues:
Wir können jetzt bewusst reflektieren, manches neu zu denken und Formen für die Seelsorge entwickeln, die in unsere Zeit passen. Welche Konturen wollen wir unserer Pfarrgemeinde geben? Welches Gesicht?
Bleiben wir weiterhin gemeinsam am Weg für eine lebendige Pfarrgemeinde, die uns KirchschlagerInnen und allen, die teilhaben wollen, gut tut. Reden wir miteinander und gestalten wir unsere Zukunft!
MAGDA FROSCHAUER-SCHWARZ
Pastoralassistentin in Kirchschlag und Hellmonsödt