Am 13. Jänner 1913 starb in Offenhausen Pfarrer Michael Leitner. Am 28. Juli 1900 war er von Bischof Doppelbauer auf Rannariedl investiert worden. Am 8. August kam er hier an, wo er vom Pfarrprovisor Erwin Kaftan und der Pfarrgemeinde festlich empfangen wurde. Am 21. August fand die feierliche Installation durch Dechant Höller von Sarleinsbach statt. Seine Amtszeit war durchaus ereignisreich.
Am Anfang seiner Amtszeit stand die Währungsreform, die Kaiser Franz Josef in Kraft gesetzt hatte. Der alte Gulden österreichischer Währung wurde durch die neue Kronenwährung abgelöst: 1 Gulden wurden gegen 2 Kronen eingetauscht, der Kreuzer wurde auf die Hälfte abgewertet und blieb weiterhin das kleinere Zahlungsmittel. Es gab auch damals schon die doppelte Preisauszeichnung wie bei der Euroumstellung hunderte Jahre später. Bei Sammlungen, Spenden und Ausgaben wurden Gulden (fl) und Kronen (Kr) ausgewiesen und manchmal verwechselt. Die Leute dachten weiterhin in Gulden. Auch nach 1901 wurden in Rechnungen immer noch Gulden angegeben. Vom 20.-27. Februar hielten die Franziskaner aus Pupping eine gut besuchte Volksmission ab, die durch eine 100 Kr Spende von Theresia Matheis finanziert wurde.
Am 30. April 1901 wurde der erste Anbetungstag gehalten und am 1. Juni stellte der Pfarrer einen neuen Mesner an: Johann Steindl, Krämer und Taglöhner in Rannariedl. Als Anfang September der Schlossbesitzer Johann Setzer starb, der die Krankensakramente verweigert hatte, musste Pfarrer Leitner diesen auf Weisung des bischöflichen Ordinariates dennoch kirchlich begraben. Erfreuliche Ereignisse brachten dann die kommenden Wochen. Die Pfarre hatte zwei geistliche Berufungen zu verzeichnen. Katharina Hofmann aus Dorf 9 trat in den Orden des hl. Franz ein und der Gymnasiast Johann Gierlinger aus Maisreith ging ins Priesterseminar nach Linz. Er wurde 1904 zum Priester geweiht. Die Eheleute Josef und Theresia Matheis errichteten notariell einen Missionsstiftung im Wert von 700 Kronen und dazu eine Armenstiftung im Wert von 200 Kr für Bedürftige aus dem Gemeindeteil Neustift. Pfarrer Leitner ließ die Messkleider und Paramente reparieren und ergänzen, kaufte einen zweiten Speisekelch und einen Bettschemel und führte die Nummerierung der Gräber auf dem Friedhof ein. Er legte eine Pfarrbeschreibung an, in der alle im Jahr 1902/3 bestehenden Häuser samt Einwohnern und Dienstboten verzeichnet sind.
Ende April 1902 wurde Missionserneuerung gehalten wieder mit Franziskanern aus Pupping. Der neue Schlossbesitzer Hauptmann Bernhard Hanß stiftete zwei Altäre mit Statuen für die Fronleichnamsprozession, ließ ein neues Leichenhaus bauen und den Friedhof renovieren. Am 22. Juli kam der Hw. Hr. Bischof Franz Maria Doppelbauer zur Visitation nach Rannariedl. Bei diesem Anlass spendete er einen neuen Altarstein für die Kirche. Der Andrang zu den Feierlichkeiten war so groß, dass 5 Priester zur Beichte aushelfen mussten.
Im Frühjahr 1903 stellte Pfarrer Michael Leitner einen Antrag auf Bewilligung eines Seitenaltars, den der Schlossherr Hauptmann Hanß spendieren wollte. Im Sommer wurde eine große Kirchenrenovierung durchgeführt, bei der der Tischlermeister Ignaz Simeth aus Rannariedl, der Malermeister Krauk und der Maurermeister Ecker aus Lembach sowie der Vergolder und Tischler Anton Sigl aus Waldkirchen mitwirkten. Letzterer bekam auch den Auftrag zur Errichtung des Seitenaltars im Wert von 480 Kronen.
Die Kirchenrenovierung 1903 wurde mit einer Haussammlung finanziert, welche die beträchtliche Summe von 714 Kronen erbrachte. Die durchschnittliche Spende betrug 2 Kronen, darüber hinaus gab es sehr großzügige Spenden von 30 Kronen: Georg Luger aus Eitzendorf 1, je 40 Kr: Anna Gabriel, Kramesau 5 , Josef Leitner, Dorf 17, Johann Gabriel, Kramesau 5; je 50 Kronen: Hauptmann Hanß, Rannariedl 1, Leopold Lohr, Maisreith, die Donaubauerschen Geschwister aus Eitzendorf 2. Dazu stellte Anna Gabriel aus Kramesau noch ein Darlehen von 500 Kronen zur Verfügung.
Aber bereits 3 Jahre nach abgeschlossener Renovierung wurden erneut schwere Schäden am Mauerwerk und Plafond der Kirche sichtbar, so dass sie Bezirkshauptmannschaft Rohrbach eine Bauerhebungskommission entsenden musste. Am 7.1. 1907 wurde ein Schaden in der Höhe von 2500 Kronen festgestellt, wovon der Religionsfond 1000 Kronen und Pfarre und Gemeinde 1500 Kronen bestreiten sollten. Da die Gemeinden Rannariedl und Neustift durch den Bau der Rannamühlstraße finanziell ausgeblutet waren, mussten die Arbeiten aufgeschoben werden. Im September 1908 drängte Pfarrer Leitner wegen drohenden Plafondeinsturzes in der Kirche auf den Beginn der Renovierung. Weil nichts weiter ging, resignierte er 1909 als Pfarrer und wurde in Offenhausen investiert. Sein Nachfolger Jakob Peham sollte die Renovierung dann ausführen. Michael Leitner hinterließ in der Pfarre eine größere Zahl von Büchern und Zeitschriften mit der Widmung „Grundstock für die Gründung einer Pfarrbibliothek“.