Vor 110 Jahren: am 21. September 1893: Installation von Pfarrer Josef Killingseder.
Nach dem Tod von Pfarrer Franz Blaszellner am 28. April 1893 wurde die Pfarre Rannariedl zur Bewerbung ausgeschrieben und am 28. August dem bisherigen Cooperator von Peuerbach, Josef Killingseder, zugeteilt. Am 21. September war feierliche Installation durch den Dechanten. Als Startgeld für die Pfarrverwaltung bekam er aus der Hinterlassenschaft seines Vorgängers 584 Gulden (ca. 6500 € ), die er dringend für die Renovierung der Kirche und Sakristei benötigte.
Die Amtszeit von Pfarrer Killingseder dauerte krankheitsbedingt nur zwei Jahre, hat aber mit der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr und der Musikkapelle Rannariedl bedeutende Spuren in der Pfarrgeschichte hinterlassen. Im Folgenden soll Pfarrer Killingseder mit seinen Chronikeintragungen für die Jahre 1893/94 selbst zu Wort kommen:
„1893: Es wurde eine Feuerwehrspritze aus der Firma Gugg in Braunau angekauft, und in einigen Monaten darauf die Feuerwehr gegründet, die bis zur Zeit aus 50 Mann besteht.
Hr. Mazzini aus Gmunden spendierte der hiesigen Pfarrkirche ein weißes Meßkleid.
Der kleine Taufaltar war in der Kirche nicht gut angebracht, da er mit dem großen Bilde gerade vor dem Fenster stand. Die kleinen Stühle auf der Evangelienseite wurden nun an Stelle des Altares gesetzt und der Altar anstelle der Stühle, was der Kirche ein viel schöneres Aussehen verleiht und den Sitzinhabern auch viel lieber ist, da sie zum Lesen besser sehen.
Der Besuch des vormittägigen Gottesdienstes ist ein sehr erfreulicher, nachmittags wird die Kapelle von Penzenstein besucht. Der Friedhof wird das ganze Jahr hindurch gar nicht besucht.
1894: Dieses Jahr hat nicht am besten angefangen, da ich anfangs Februar erkrankte und mit schwerer Mühe nur mehr meinen seelsorglichen Arbeiten nachkommen konnte. Am 11. März bekam ich Aushilfe von Sarleinsbach in der Gestalt des hochw. Herrn Cooperator Anton Haberkorn, der während seines 5 wöchentlichen Hierseins dem kranken Pfarrer recht viel Ärger gemacht hat.Er hat gesungen und gepfiffen neben dem leidenden Pfarrer, daß es eine Freude war. Fürs weitere erkannte er den Pfarrer nicht als Pfarrer an, sondern er behauptete, er sei nur als Gast hier. Ein schöner Gast! Der sich so benimmt. Das vom Pfarrer geschriebene Wochenbuch verkündete er, wie er wollte. Machte sich nach Belieben Ferien und von einer Christenlehre war schon gar keine Red. Kurze Litanei und fort ins Gasthaus bis Mitternacht. Auch daß er sich beim hiesigen Schloßwirt um 12 Uhr nachts auf der Waage noch abwägen ließ, erklärend, er sei der Schönste! Und schwerste Mann hier, sei nur nebenbei bemerkt. Sowohl Pfarrer als die Pfarrgemeinde waren froh, wie er fort kam. Nach diesem Herren kam am 17. April Herr Ignaz Pointner hierher und blieb bis 11. Juli des Jahres, woselbst er als Cooperator nach Hofkirchen kam. Der gewesene Lehrer Stiegel kam in gleicher Eigenschaft nach Hirschbach und Herr Anton Wiener kam hierher, ein tüchtiger Musiker, durch dessen Hilfe es möglich wurde, eine Musikkapelle ins Leben zu rufen.
Eine Wohltäterin spendete der Kirche einen Altarteppich. Diese Unordnung und Unreinlichkeit in der Sakristei war mir von Anfang an ein Greuel. Bei passender Gelegenheit ließ ich Männer und Tischler kommen und sie umgestalten und herrichten in den jetzigen Zustand. Zu Fronleichnam rückte die Feuerwehr zum ersten mal aus, was die Pfarrgemeinde sehr freute.
Das Feuerwehrdepot wurde fertig gebaut. Der alte Besitzer des Schlosses, sowie dessen Schwiegersohn und Frau sind der Kirche fremd. Bezeichnend ist die Verbissenheit der jungen Frau, daß sie die weiblichen Dienstboten an ihrem Beichttage nicht in die Kirche gehen ließ, sie mußten waschen, dafür gingen sie an einem Sonntage in der Frühe!“
Die Kränklichkeit des Herrn Pfarrers Killingseder nahm 1895 immer mehr zu , so daß derselbe sich veranlaßt sah, um seine Pensionierung anzusuchen. Am 28. September 1895 ist er von Rannariedl fort nach Sigharting, wo er die Messeleserstelle übernahm und daselbst am 14. September 1896 gestorben ist. R.I.P.