Also beginnen wir wieder einen Advent, eine Zeit, in der viel los ist, in der viel um uns geworben wird, vor allem um uns als Konsumenten. Eine Zeit der höchsten Umsätze im Jahr, aber auch eine Zeit der überzogenen Konten und vor allem der überzogenen Erwartungen. Und eine Zeit, vom Schlafe aufzustehen sagt Paulus. Das Evangelium legt noch einen Zahn zu: eine Zeit höchster Aufmerksamkeit, weil die Diebe herumschleichen und in unser Leben einbrechen wollen. Aber welche Diebe?
Und warum wird im Advent stets vom Kommen Jesu geredet, wenn er eh nicht kommt? Von seiner Ankunft – das heißt ja Advent: Ankunft?
Gewiss haben vor 2000 Jahren etliche Christen geglaubt, Jesus würde noch zu ihrer Erdenzeit auf den Wolken des Himmels kommen, aber das ist nicht geschehen. Andere haben seine Worte so verstanden, dass er am Ende des Lebens jedes Menschen kommt. Diese Sichtweise hat sich großteils durchgesetzt. Aber genau genommen haben weder Paulus noch die Evangelisten das eine oder das andere gemeint. Sie vertrösten oder vertagen die Ankunft Jesu nicht auf irgendwann, auf eine ferne Stunde, die je nach Alter noch weit weg sein könnte.
Am konkretesten formuliert die Ankunft Jesu der Evangelist Matthäus: wenn immer ein Mensch, der in Not ist und Hilfe braucht, vor deiner Tür steht, dann steht Jesus an der Tür. Dann steht er da und du entscheidest, ob du dir den Schlaf aus den Augen reibst und ihn einlässt, oder ob du ihn wegschickst mit welcher Begründung auch immer und ob du damit die Stunde der Ankunft Jesu versäumst. Christen sollen nicht länger auf den einen warten, der auf den Wolken des Himmels mit großer Macht und Herrlichkeit kommt, sondern dem öffnen, der ihre Hilfe braucht – nachzulesen in c 25 , das der heutigen Textstelle im Ev folgt.
Anders sieht der Apostel Paulus den Tag des Herrn. Er ist überzeugt, dass die Christen im Glauben wachsen können, dass sie nicht auf der Stufe stehen bleiben sollen, auf der sie gläubig geworden sind, sondern dass ihr Glaube sich vertiefen muss. Ein Christ muss fortschreiten aus der Nacht zum Tag, von der Finsternis zum Licht. Er meint damit nicht, dass wir Kerzen anzünden oder Lichterketten aufhängen oder strahlende Christbäume aufstellen sollten.
Wir sollen vielmehr vertrauter werden mit Jesus. Das stärkt unsere Wachsamkeit für das, was zu tun ist und schärft unser Urteil gegenüber Gut und Böse. Und genau dieses Böse ist wie ein Dieb, der sich immer wieder einschleichen will in unser Leben.
Jetzt ist der Tag des Herrn, die Zeit dafür, im Glauben und in der Beziehung zu Jesus zu wachsen. Niemand darf im Glauben auf dem Niveau stehen bleiben, mit dem er aus der (Volks)schule gekommen ist. Jetzt ist die Zeit, weiterzugehen, mahnt Paulus am Beginnt des Advent, Fortschritte im Glauben zu machen durch Nüchternheit, Wachsamkeit und Verfügbarkeit:
Im Advent in ein neues Stadium größerer Entschiedenheit für das Gute und für Gott zu treten, im Glauben zu einem tragfähigeren Grund zu kommen.
Advent kann zum Aufbruch im Glauben werden. Glaube braucht Zeit, Gebet und Erkenntnis d.h. Fortbildung im Verstehen. Deshalb ist es höchste Zeit vom Schlaf aufzustehen, denn jetzt ist Gott uns näher als damals als wir noch als Kinder zu glauben angefangen haben. Wir tun es, wenn wir Zeit dafür investieren, Adventzeit investieren.