Das Rosenkranzgebet
Jeden Samstag trifft sich eine kleine und ziemlich beständige Gruppe um 8.00 in der Kirche zum Rosenkranzgebet, ebenso an Herz Jesu Freitagen abends und beim Anliegen um geistliche Berufe am letzten Freitag im Monat. Ich nehme den Monatsbeginn Oktober zum Anlass, zum Rosenkranzgebet verstärkt einzuladen. Das Beten verliert offensichtlich an Bedeutung und sein Sinn geht verloren. Um es klar zu sagen, das Rosenkranzgebet ist eine Form christlichen Betens, es gibt viele andere auch, über die wir reden und die wir einüben können. Als gemeinschaftliches Gebet hat es sich seit Jahrhunderten bewährt.
Aber was ist sein Nutzen, wenn wir schon etwas davon haben wollen, wenn es also um unseren Nutzen geht und nicht so sehr um die Ehre Gottes?
Aus Erfahrung würde ich zum Nutzen des Rosenkranz als erstes sagen: er schafft Abstand: das einfache und wiederholende Beten im abwechselndem Rhythmus schafft Abstand zu dem, was wir im Kopf haben und uns beschäftigt. Im Beten klärt sich oft etwas, was vorher nicht klar war, beruhig sich etwas, was zuvor beunruhigt hat, kommen neue Gedanken und Ideen, die uns zuvor nicht gekommen sind. Manchmal braucht man länger, um zur Ruhe zu kommen, manchmal gar nicht so lang. Die Gesätzchen gehören nicht dazu, dass man krampfhaft an ihren Inhalt denkt, aber sie halten das Gebet in Bewegung.
Es geht auch nicht darum, durch das ständige Wiederholen Gott etwas einzubläuen, ein Anliegen zum Beispiel, welches wir haben. Vielmehr schafft das Gebet einen Abstand zu unseren Anliegen, den wir immer wieder brauchen, um uns im Denken, Reden und Handeln nicht zu verrennen. Deshalb ist die halbe Stunde, die man normalerweise für einen Rosenkranz braucht, überhaupt keine verlorene Zeit, sondern eine Zeit, die besonnen und überlegt macht, die sich also auswirkt in den Tag und in die Aufgaben hinein.
Und man braucht sich auch nicht beirren lassen, von den Gebetsanliegen, die dem Rosenkranz vorangestellt werden. Wenn wir am letzten Freitag im Monat immer um geistliche Berufe beten, halten wir zwischen den Gesätzchen seit vielen Jahren zwei Minuten Stille. Die Stille bremst das Rattern, zu dem das wiederholende Beten führen könnte. Aber noch mehr lässt sie Zeit, das, was hoch kommt, zu bedenken. Wir beten nicht den Rosenkranz herab, damit wir bald wieder damit fertig sind, damit wir ein Pensum erledigt haben, das wäre die verkehrte Haltung, sondern wir gehen zum Rosenkranz, um Zeit für uns zu gewinnen, eine Zeit, die uns von keiner Ablenkung wieder gestohlen wird. Und zu einer solchen Gebetszeit lade ich im Rosenkranzmonat Oktober ganz besonders ein.