Zukunftsweg der Diözese Linz - Stellungnahme unseres Pfarrgemeinderates
Der Pfarrgemeinderat hat sich bereits vor der Sitzung so gut wie möglich mit den Unterlagen, die die Diözese zur Verfügung stellt, auf die Diskussion über den Zukunftsweg vorbereitet und in der Sitzung am 14.3.2019 darüber diskutiert. Das Video der Diözesanhomepage und die PowerPoint-Präsentation vom Dekanatsrat wurden ausschnittsweise gezeigt. In die Diskussion flossen auch Erfahrungen und Informationen des Resonanztreffens unseres Dekanates mit ein, bei dem Mitglieder des PGR sowie Pfarrer Peter Pumberger und Bürgermeister Anton Hüttmayr anwesend waren. Es gab auch Informationen vom Mitarbeitertreffen in Puchberg und von Diskussionen im Diakonatskreis der Diözese.
Unser Pfarrgemeinderat ist sich einig, dass Kirche noch weiter gedacht werden muss und viel grundsätzlichere Themen besprochen werden müssen. Der Zukunftsweg würde nur momentane Personalprobleme vorübergehend lösen. Er lenkt aber von den großen Hürden eigentlich nur ab. Die Frage der Zulassungsbedingungen zum Weiheamt und das Sakramentenverständnis müssen grundsätzlich in Frage gestellt und dringend geändert werden, damit eine neue, gleichberechtigte und offene Kirche Fuß fassen kann.
Wir sehen außerdem die Entwicklung, dass junge Erwachsene und Jugendliche wegbrechen, dass sie weder Interesse an den Angeboten der Kirche haben noch Mitglieder der Kirche sein wollen und daher diejenigen, die sich ehrenamtlich in den Pfarren engagieren wollen immer älter werden bzw. von den „Jungen“ sich kaum jemand für ein ehrenamtliches Engagement finden wird (Seelsorgeteams, PGR, Ausschüsse, …..). Wer soll dann noch die Verantwortung für die Leitung einer Pfarre übernehmen?
In absehbarer Zeit könnte auch dieses System, welches nun mit großem bürokratischem und organisatorischem Aufwand vorangetrieben wird, am Ende sein. Es werden wiederum neue Formen der Organisation gefunden werden müssen (Priestermangel, TheologInnenmangel, Nachwuchsmangel, …)
Wenn die Kirche in die Hand des Volkes zurückgegeben wird und eine Annäherung an die Urkirche passiert, ist das sehr begrüßenswert. Dann müssen dem Kirchenvolk aber auch die Sakramente zurückgegeben werden und die fragwürdigen Strukturen der klerikalen und männlich geprägten Kirche aufgegeben werden.
Es ist weiters zu befürchten, dass gerade kleine und aktive Pfarren (wie die Pfarre Puchkirchen) durch diese Strukturreform personelle Nachteile erfahren werden. So wurde uns die Kürzung der derzeit ohnehin nur 13 Pastoralassistenstunden auf weniger als 10 Stunden bestätigt. Es stellt sich die Frage, warum die Aufteilung des Personals streng nach den Katholikenzahlen erfolgt und nicht nach einem „Aktivitätsbarometer“?
Puchkirchen ist eine Pfarre, in welcher schon seit geraumer Zeit viel ehrenamtliche Arbeit geleistet wurde. Seit 20 Jahren gibt es keinen Priester mehr vor Ort. Trotzdem gelang es durch das enorme Engagement der Menschen vor Ort ein höchst aktives Pfarrleben zu ermöglichen und Glauben in auf vielfältige Weise sicht- und spürbar zu machen. Es zeichnet sich aber ab, dass jüngere Menschen sich nur mehr für kürzere Projekte in ihrer Freizeit engagieren und dass ältere Menschen, die schon jahrzehntelang mitarbeiten, nicht mehr alles leisten können und wollen. Wenn nun auch die Leitung der Pfarre immer mehr auf die Mitarbeit von Ehrenamtlichen angewiesen ist und Priester nur mehr herumfahrende Sakramentenspender werden, stellt sich die Frage, wozu wir dieses männliche, klerikale und zölibatäre System überhaupt noch am Leben erhalten sollen. Die Probleme waren vor mehr als 25 Jahren bekannt, siehe den Brief von Bischof Maximilian an Papst Johannes Paul II. und die vielen Statements von Paul Zulehner oder Wolfgang Beilner.
Wir sind der Meinung, die wir auch schon bei der Diskussion um die Einführung eines Seelsorgeteams vor etlichen Jahren schriftlich an die Diözese weitergeleitet haben, dass es auch eine Bringschuld der Diözese gibt, Personal in einem angemessenen Ausmaß vor Ort bereitzustellen und die Seelsorge, die Organisation und die Verwaltung vor Ort zu sichern. Die Last kann nicht alleine auf den wenigen Priestern, die immer mehr Pfarren betreuen müssen, und auf den Schultern der Ehrenamtlichen und dem Kirchenvolk liegen bleiben. Wie sollen die wenigen Priester noch mit den Menschen mitleben?, Seelsorge betreiben?, Freude an ihrem Beruf und ihrer Berufung finden? In unserer Sitzung wurde auch der Vorschlag gemacht, dieses Zukunftsweg-Leitungssystem erst einmal in einem Dekanat auszuprobieren. Es scheint uns auch nicht möglich, alle Pfarren zum gleichen Leitungsmodell zu zwingen. Die Unterschiede sind dafür zu groß. Eine Stadtpfarre hat ganz andere Voraussetzungen wie eine Pfarre, in der ein Orden sehr unterstützend wirkt, ganz zu schweigen von kleinen, aber oft sehr lebendigen Landpfarren, die schon sehr lange andere Wege gehen mussten.
Wir bitten auch die „Grenzziehung“ der neuen Pfarre zu überdenken. Nach dem derzeitigen (vielleicht schon wieder überholten?) Plan würden wir drei noch heuer priesterlose Pfarren dazu bekommen (darunter das territorial riesige Frankenburg) und andererseits aber Schwanenstadt verlieren.
Es ist erfreulich, dass sich viele Mitarbeiter der Diözese mit einer Strukturänderung befassen und im Sinne von „Kirche weit denken“ mit großem Engagement nach Lösungen suchen. Dieser Zukunftsweg lässt aber die vielen großen Fragen offen und übersieht das eigentliche Problem, das wir seit Jahrzehnten kennen. Wir bitten unsere Worte als aufrichtige Sorge um unseren Pfarrer und um die vielen Ehrenamtlichen zu verstehen, die aus Freude Ihren Glauben leben und gemeinsam einen Weg zum Heil der Menschen gehen und dabei nicht mit immer noch mehr Aufgaben und Verantwortung die Freude an der Arbeit und am ehrenamtlichen Engagement verlieren könnten.
Der Pfarrgemeinderat von Puchkirchen am Trattberg
16. Mai 2019
1. Antwort der Diözese Linz vom 06.06.2019
Liebe Frau Mayer,
Ihr Schreiben ist bei uns eingelangt und ich leite es gerne an ein Mitglieder der Strukturgruppe weiter.
Sie werden dann ausführlichere Informationen bekommen.
Ihre Sorgen und Befürchtungen, das Problem so nicht an der Wurzel zu packen, sondern eher vertagen, scheinen mir wahrhaftig zu sein. Ich merke ein ehrliches Ringen und Bemühen, hier weiter zu denken und meine Hoffnung bleibt – auch zu handeln.
Zu den Pfarrgrenzen gibt es mittlerweile einen zweiten Entwurf auf der Homepage.
Soweit erstmals – mfg und einen starken Heiligen Geist, Katharina Brandstetter
Mag.a Katharina Brandstetter
Projektassistentin Zukunftsweg der Diözese Linz „Kirche weit denken“