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Predigtgedanken 1. Adventsonntag
2. Dezember 2018
Willkommensgruß und Einführung:
Hinweis auf das Segensritual für das neue Messlektionar – es beherbergt die Hl. Schriften unsers christlichen Glaubens. Ich wünsche uns Wachsamkeit, offene Ohren und vor allem ein offenes Herz, damit diese Botschaft bei uns ankommen kann.
Mit dem 1. Adventsonntag beginnt der kirchliche Jahreskreis wieder von Neuem, sich zu drehen. Wenn das sich das Leben in hohem Tempo dreht, dann braucht es eine stabile Mitte, einen Ankerpunkt, der Halt und Stabilität gibt. Die Adventzeit gibt uns ausreichend Gelegenheit für die Suche nach dieser Mitte. Ich freue mich auf die kommenden Adventwochen mit ihrer unverwechselbaren Atmosphäre, mit dem Klang adventlicher Lieder, dem Schein der Kerzen am Adventkranz, mit Momenten nachdenklicher Stille, die wir uns gönnen, mit den besonderen kirchlichen Festen und der eindringlichen Botschaft der Hl. Schrift im Blick auf das Geburtstagsfest des Jesus von Nazaret. All das macht den Advent zu einer außergewöhnlichen Zeit, wir könnten auch sagen, zu einer gesegneten ZEIT DER GNADE. Bereiten wir Kopf und Herz am Beginn unserer gem. Feierns mit der Bitte um Vergebung für jene Zeiten, in denen uns die Lebensmitte abhanden gekommen ist, wo wir uns vielleicht nur mehr schwindelig um uns selbst gedreht haben oder überhaupt aus der Bahn geworfen wurden.
Liebe Gottesdienstgemeinschaft!
Ehrlich gesagt, ich habe mich heute ein wenig schwer getan mit dem Abschlussruf nach dem Evangelium: Frohbotschaft unseres Herrn Jesus Christus! Eine frohe Botschaft klingt anders, könnten wir einwenden. Das Evangelium am Beginn des Advents scheint eher geeignet, Zukunftsängste und Aussichtslosigkeit zu wecken denn Zuversicht und Freude. Es lässt sich nicht schönreden: In diesem Text schwingt Ernsthaftigkeit und ein mahnender Grundton mit.
Ein Hinweis auf die Textgattung der apokalyptischen Schriften kann helfen, die Botschaft zu deuten und für unsere Zeit fruchtbar zu machen: Die Inhalte der apokalyptischen Literatur im Alten Testament, z. B. im Buch Daniel, oder heute bei Lukas, sind keineswegs formuliert, um die Leser in Angst und Schrecken zu versetzen, sondern um wachzurütteln und in Zeiten der Bedrängnis Trost und Zuversicht zuzusprechen. Alle Reiche dieser Welt, alle Machthaber kommen und sie verglühen wie die Sterne am Himmel. Was Bestand hat, ist das kommende Reich Gottes, das Frieden und Gerechtigkeit bringen wird.
Die mächtigen Zeichen, von denen die Rede ist, können wir als Zeichen unserer Zeit, vielleicht sogar meiner eigenen Lebenswirklichkeit deuten: Wo und wann, unter welchen Bedingungen verfinstert sich die Sonne, das Licht in meinem Leben? Wann stürzt alles über mir zusammen, mein ganzer Lebensplan? Möglicherweise hat die eine oder der andere von uns solche Erschütterungen schon durchlebt.
Mancher „Star“ unserer Zeit entpuppt sich als Sternschnuppe, die über den Himmel rast und ebenso schnell wieder verglüht. Welchen „Stars“, welchen Sternen laufe ich nach, von wem lasse ich mich lenken und leiten?
In den Medien ist immer wieder davon die Rede, dass wir in einem Zeitalter der geheimnisvollen Ängste leben – die Psychologie bekräftigt dies. Welche Ängste sind das, die uns quälen?
Versuchen wir, zum Kern, zur zentralen Aussage der Frohbotschaft vorzudringen: Lukas hätte auch formulieren können: Wenn das geschieht, wenn ihr diese Zeichen wahrnehmt, dann fallt auf die Knie, kriecht zum Kreuz, übt euch in Demut und nährt eure Schuldgefühle. „Hier liegt vor deiner Majestät, im Staub die Christenschar“ – so heißt es im Introitus der Haydnmesse aus dem Gotteslob.
Völlig anders aber lautet die Botschaft des Evangeliums: Überraschend, befreiend, aufmunternd, den Rücken stärkend. Wenn das geschieht, erhebt eure Häupter, steht auf, richtet euch auf, lasst euch nicht beugen und krumm machen von den Lasten des Lebens. Hebt den Kopf, macht gerade den Rücken, tragt die Nase nicht hoch, nicht überheblich ist der Christenmensch, sondern aufrichtig selbstbewusst, weil er sich als Ebenbild weiß, geschaffen nach Gottes Bild und in der Taufe zu sein geliebtes Kind bestätigt.
Da ließe sich als Abschluss eine geistliche Übung empfehlen: Ich überlege in Stille, was mich beugt und lähmt, mich niederdrückt und mit Angst erfüllt. Wenn mir das bewusst geworden ist, dann stehe ich auf, „stelle mich“, erhebe mein Haupt, schaue mir und der Welt ins Gesicht, brauche mich nicht zu verstecken, blicke meiner Angst in die Augen und spüre, sie verflüchtigt sich im Licht der Adventkerzen. Diese „Kopf hoch“ – Erfahrung wünsche ich uns für die kommenden Adventwochen. Amen