Geh auf folgenden Link um zum Pfarrhofnutzungskalender zu kommen:
https://kalender.digital/619ce4d413f08a6851b1
Predigtgedanken
31. Sonntag im Jk., 04. November 2018
LIEBE GOTTESDIENSTGEMEINSCHAFT!
Immer, wenn aus der Perspektive der Soziologie, der Politik oder der Psychologie versucht wird, unsere Zeit, den Menschen in unserer Gesellschaft zu charakterisieren, dann fallen Schlagworte wir Schnelllebigkeit, Reizüberflutung im Informationszeitalter oder Orientierungslosigkeit aufgrund von Meinungspluralismus, nur um einige zu nennen. Woran kann ich mich denn heute noch halten? Wer zeigt mir die Richtung vor? Wer sagt, was gut und ethisch vertretbar ist? Heute, so beklagen manche, bastelt sich jeder seine individuelle Religion und Moral zusammen.
Diese Frage nach dem, was gut, moralisch vertretbar oder wahr ist, ist immer aktuell. Damals wie heute. Welche Werte bestimmen mein Leben, an welchen Grundwerten orientiert sich unsere moderne Gesellschaft? In der politischen Auseinandersetzung und in den Medien ist seit einiger Zeit vermehrt die Rede vom christlichen Abendland, dessen Werte es zu schützen gilt vor Bedrohungen anderer religiöser Strömungen.
Gibt es das christliche Abendland überhaupt? Oder müsste man nicht eher von christlichen Elementen im Abendland reden? Hat der christliche Glaube heute noch prägende Kraft?
Der Text des Sonntagsevangeliums macht uns deutlich, dass vorher formulierte Frage die Menschen schon zur Zeit Jesu beschäftigt hat. An welche Gebote und Gesetze müssen wir uns denn halten, gibt es ein Gebot, das wichtiger ist als alle anderen?
Verlieren die übrigen dadurch ihre Bedeutung und Verbindlichkeit?
Mit solchen Fragen sind die Schriftgelehrten zu Jesus gekommen, wie wir wissen, natürlich auch in der Absicht, Jesus eine Falle zu stellen.
Die Hl. Schrift berichtet ja immer wieder von Situationen, in denen Jesus selbst ganz wichtige Gebote des Judentums, seiner eigenen religiösen Heimat, missachtet. Denken wir an das Gebot der Sabbatruhe oder die strengen Reinigungsvorschriften, das Verbot, mit Samaritern Kontakt zu haben oder Aussätzige zu berühren.
Über all diese Vorschriften hat sich Jesus immer wieder hinweggesetzt und ist dadurch zum Feindbild der Gesetzeshüter und religiösen Führungspersönlichkeiten geworden.
Warum hat Jesus so gehandelt?
Das Evangelium gibt Aufschluss: Jesus hat zwei Wegweiser für sein eigenes und auch für unser Handeln aufgestellt.
Gottesliebe auf der einen, Nächstenliebe und Selbstliebe auf der anderen Ebene. Mehr braucht es nicht, sagt Jesus. In diesen beiden Geboten sind alle anderen aufgehoben und integriert. Beide Gebote gehören zusammen und dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Sie bedingen sich gegenseitig.
Eine Gottesliebe, die den Blick für die Menschen verstellt, die nur mehr Frömmelei und Kult ist, die nach dem Gottesdienst vor der Kirche Menschen respektlos aburteilt, ist genauso wenig tragfähig wie eine Nächstenliebe, die behauptet, ohne Gott auskommen zu können.
Vom Kirchenlehrer Aurelius Augustinus stammt der berühmte Satz: „Ama et quod vis fac!“
Liebe und dann tu was du willst. Wer jetzt meint, das klingt wie ein Freibrief für beliebiges Verhalten nach dem Motto: Ich kann tun und lassen, wie ich will, ohne Rücksicht auf Verluste, der hat den Satz nicht verstanden.
Wenn ein Mensch wirklich aus Liebe zu Gott und zum Nächsten heraus handelt, dann braucht er sich gar nicht so viele ängstliche Gedanken um Gebote und Gesetze zu machen, dann kann er mit Augustinus gar nicht anders, als gut und richtig zu handeln.
In diesem Ansatz öffnet sich für uns Menschen eine große Freiheit und wird uns zugleich eine große Verantwortung aufgetragen. Jesus selbst hat uns vorgelebt, wie ein Leben gelingen kann, das sich an den beiden Wegweisern GOTTESLIEBE und NÄCHSTENLIEBE orientiert. Er lädt uns ein, ihm nachzugehen, so wie er Gott, den Vater, die Menschen und uns selbst zu lieben – und das nicht halbherzig, sondern aus ganzem Herzen. Amen.