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27. Sonntag im Jk., 07. Oktober 2018
BEGRÜßUNG UND EINFÜHRUNG
Hinweis auf das Eröffnungslied – im Notenbild entdecken wir Pausen.
Vorstellung, dieses Lied ohne musikalische Pausen, ohne die kurzen Momente der Stille und des Atemholens zu singen. Es würde uns in Atemnot bringen. Grundsätzlich haben in der Musik die Pausenzeichen die gleiche wertvolle Bedeutung wie die Noten.
Verhält es sich nicht genauso mit dem Sonntag und der Eucharistiefeier im Verhältnis zu den übrigen Wochentagen? Die Melodie unseres Lebens wird ohne Pausen unspielbar.
Unsere Seele kommt ohne diese Momente der Stille, des geistlichen Atemholens in Bedrängnis, wir werden spirituell atemlos. Eucharistie feiern wir Christen also nicht aus purer Pflichterfüllung, sondern aus einer inneren Notwendigkeit heraus, die unserem Leben einen guten, nämlich den jesuanischen Rhythmus gibt. Damit wir uns auf diese Feier in der rechten Weise einlassen können, bitten wir zuvor um Gottes heilsame Zuwendung und um sein Erbarmen.
LIEBE GOTTESDIENSTGEMEINSCHAFT!
Die Kernthematik, um die es im heutigen Evangelium geht, ist ewig jung und hat die Menschen zur Zeit Jesu genauso beschäftigt wie viele Generationen danach bis herauf in unsere aktuelle Gegenwart. Es geht um Spielregeln für das Zusammenleben in ehelichen Beziehungen, um Gelingen und Scheitern. Auch in unserer katholischen Kirchengemeinschaft ist diese Thematik intensiv diskutiert. Die Frage der Zulassung von wiederverheiratet-Geschiedenen zur Kommunion beschäftigt die Leitungsverantwortlichen seit Jahren. Dabei plädiert vor allem Papst Franzisklus in der Enzyklika AMORIS LÄTITIA für einen Weg der Barmherzigkeit. Eine seiner bedenkenswerten Aussagen lautet: „Die Hl. Kommunion ist keine Belohnung für die Braven, sondern Stärkung und Heilmittel für die Bedürftigen.“
Mit Rücksicht auf diese Zugangsweise gibt es in unserer Kirche noch einiges zu verändern und eine Kultur der Barmherzigkeit und des Rechts auf eine zweite Chance zu entwickeln.
Zur Klärung des Hintergrundes:
Der Evangelist Markus überliefert uns ein spannendes Streitgespräch zwischen Jesus und den Schriftgelehrten, denen die Thematik der Ehescheidung im Grunde nur als Vorwand dient, um Jesus auf dem falschen Fuß zu erwischen, um ihn endlich aus dem Verkehr ziehen zu können.
Und es ist wirklich eine verzwickte Dilemmasituation:
JA mit Folgen – das würde eine Missachtung des Dekalogs bedeuten, wo im sechsten Gebot klar gesagt wird, dass die Ehe nicht gebrochen werden soll.
NEIN mit Folgen – dadurch würde Jesus mit dem Gesetz des Mose in Konflikt kommen, das im Judentum ebenfalls zentrale Bedeutung hat.
Es ist in der Tat ein meisterlicher Schachzug, mit dem Jesus diese heikle Fragestellung bewältigt und sich selbst als Angriffspunkt aus dem Spiel bringt:
Er hält einerseits den Schriftgelehrten den Spiegel der eigenen Tradition und Praxis vor – wie habt ihr es mit der Lösung dieser Frage gehalten?
Andererseits bringt er die göttliche Autorität ins Spiel und verweist mit einem Zitat auf die Hl. Schrift. „Was Gott verbunden hat, das soll der Mensch nicht trennen!“
Die mosaische Regelung der Ehescheidung klingt für unsere heutigen Ohren befremdlich – ist aber auf dem zeitgeschichtlichen Hintergrund durchaus zu verstehen. Die Frauen hatten in der damaligen Kultur im öffentlichen und religiösen Leben kaum Rechte. Von Gleichberechtigung oder Emanzipation konnte nicht die Rede sein. Die Frau zählte vielmehr zum Besitz des Mannes.
Jesus stellt diese Praxis prinzipiell in Frage, indem er sie der menschlichen, nein, eigentlich der männlichen Entscheidungskompetenz entzieht und in Gott selbst verankert.
Anders gesagt: Jesus wird in dieser Situation zum Anwalt der Frauen, weil er sich auf die Seite der Rechtlosen stellt.
Welche Impulse können wir uns im Blick auf das Sonntagsevangelium für unsere heutige Lebens- und Beziehungspraxis mitnehmen?
Beziehung, Liebe, Ehe und Familie als Geschenk zu betrachten, das es zu schätzen und auch zu schützen gilt. Ehe und Liebe sind zerbrechliche Güter, platzen leicht wie Seifenblasen, wenn man nicht behutsam mit ihnen umgeht.
Beim Umgang mit Beziehung und Ehe geht es immer auch um die Kinder, die Jesus am Ende in die Mitte rückt. Es geht um die Kinder und damit um Zukunft.
Abschließen darf ich mit einer Bitte: machen wir uns nicht zu Richterinnen und Richter über die Lebensform und Beziehungsgestaltung anderer. Verhalten wir uns vielmehr wie SeelsorgerInnen, die mitfühlend Anteil nehmen am Gelingen und Scheitern von Ehe und Beziehung. In der Erfüllung dieser Aufgabe bewegen wir uns auf den Spuren des Jesus von Nazareth. Amen!