Freitag 3. Januar 2025

PREDIGTGEDANKEN

Predigtgedanken zum

24. Sonntag im Jahreskreis 2018

16. September 2018, 24. Sonntag im Jk.

Predigtgedanken zu Mk 8, 27-34

WILLKOMMENSGRUß UND EINFÜHRUNG

Wen von uns lässt es tatsächlich unberührt, was die Leute über ihn oder sie denken?

Diese Einstiegsfrage passt gut zur Grundtendenz des Evangeliums: Auch Jesus erkundigte sich bei seinen Jüngern, was die Leute von ihm oder über ihn denken.

Diese Frage richtet Jesus auch an uns, die wir uns Christen nennen und in seinem Namen versammelt sind. Zur Einstimmung füge ich einen kurzen Text, vielmehr ein Gebet ein, das Frére Roger Schutz, der Begründer der ökumenischen Gemeinschaft von Taize, vor dem Hintergrund der heutigen Schriftstelle formuliert hat. (TEXT SIEHE UNTEN!)

Bitten wir Gott am Beginn unserer gemeinsamen Feier um Vergebung für all jene Lebensphasen, in denen dieser Jesus Christus uns fremd und fern bleibt, in denen wir ihm aus dem Weg gehen.

Liebe Gottesdienstgemeinschaft!

Das heutige Evangelium hat es in sich! Man kann sich der spannungsgeladenen und dichten Szenerie kaum entziehen. Bedeutsam scheinen mir vor allem folgende drei Punkte:

  • Die suchende Frage Jesu: „Wer bin ich denn eigentlich?“ „Was denken denn die Leute so von mir?“
  • Die heftige, emotionale Auseinandersetzung zwischen Jesus – Petrus
  • Die Rede Jesu vom Kreuzesnachfolge, dass derjenige sein Leben verliert, der es gewinnen möchte.

ANFRAGE JESUS:

Verwunderlich, dass Jesus so eine banale Frage stellt: Für wen halten mich die Leute? Dahinter verbirgt sich letztlich das Suchen nach dem „Wer bin ich denn eigentlich!“ Jesus möchte am kritischen Punkt, bevor die Entscheidung über den Fortgang fällt, Klarheit bekommen über seine Sendung, über die Ausrichtung seines Menschseins.

Diese Frage ist auch für mich persönlich, für jeden von uns die Frage nach dem Grund, nach der Basis des Menschseins. Wer bin ich im innersten meines Wesens, wozu bin ich da, worin liegen der Sinn meines Lebens, meine eigentliche Aufgabe und Bestimmung? Ob mein Leben gelingt, hängt wesentlich davon ab, ob ich diese Frage beantworten kann.

Psychologisch bedeutsam an der Frage Jesu ist die Tatsache, dass der Mensch zur Selbstfindung das Du, das Gegenüber als Korrektiv und Kontrasterfahrung braucht. Das gilt für Kinder genauso wie für uns Erwachsene. In der Auseinandersetzung mit den Bildern der anderen von mir entsteht, wächst und formt sich mein Selbstbild. Diese grundlegende menschliche Erfahrung macht auch Jesus von Nazareth.

Auseinandersetzung JESUS-PETRUS:

Satan, Verführer wirft ihm Jesus an den Kopf, zu menschlich egoistisch sind seine Wünsche und Träume, zu wenig offen für Gottes Weg. Petrus täuscht sich in Jesus, er muss sich sozusagen erst bitter enttäuschen lassen, um wahrzunehmen, welche Ziele dieser Jesus wirklich verfolgt. Das trifft Petrus hart. Vielleicht müssen auch wir uns von Jesus enttäuschen lassen, möglicherweise haben auch wir uns ein Bild von ihm zusammengebastelt, das dem Jesusbild des Evangeliums nicht mehr entspricht, sondern mehr unseren eigenen Plänen oder den kirchlichen Zielen.

Leider fördert die Einheitsübersetzung den Eindruck, als habe Jesus den Petrus wegen seiner Versuche, ihn von seinem selbstgewählten Weg abzubringen, verstoßen: „Geh mir aus den Augen“, hören wir da. Verschwinde, ich will mit Dir nichts mehr zu tun haben. Ja er nennt diesen Petrus sogar Satan. Das griechische Wort für Satan ist DIABOLOS, d.h. Durcheinanderbringer. Petrus möchte Jesus mit seinen Visionen und Plänen vom Weg abbringen, er bringt ihn im Innersten durcheinander, verwirrt ihn. Da geht Jesus ganz klar auf Distanz. In der wörtlichen Übersetzung aus dem Griechischen klingt das ganz anders und bringt zum Ausdruck, was Jesus mit seiner herben Kritik tatsächlich wollte: „Stell Dich hinter mich“, heißt es da, d.h. bleib in meiner Nachfolge, geh in die zweite Reihe, nimm Deine Pläne nicht gar so wichtig. Nicht Du gibst die Richtung für meinen Weg an, sondern Gott, der Vater, sagt Jesus zu Petrus.

KREUZESNACHFOLGE:

Kreuz auf sich nehmen – das lässt sich leicht missbrauchen und ist in der wechselvollen Geschichte unserer Glaubensgemeinschaft auch immer wieder geschehen. So als müsste ein Christ, eine Christin das Leid suchen, nach dem Motto: Nur ein gebeugter, niedergedrückter Christ ist ein guter Christ.

Nein, Jesus sagt, er sei gekommen, damit wir das Leben in Fülle haben.

Wie passt da die heutige Rede vom Kreuz und vom Leben verlieren dazu? Ist das nicht ein Widerspruch in sich?

Unser Leben kennt nicht nur Sonnentage, nicht nur den Spaßfaktor, es ist nicht nur chillig, keine Abfolge von Highlights und Events, nicht ganzjährig Urlaub, unser Leben ist nicht konfliktfrei und nicht mühelos. Es gibt die Hochzeit nicht ohne den Alltag, es gibt die Ferien nicht ohne die Mühe des Schuljahres. Die Leichtigkeit der Kunst, ganz egal ob im Sport, im Handwerk oder in der Musik, entsteht nur durch konsequentes Üben.

Das möchte uns Jesus dringlich in Erinnerung rufen.

Wer A sagt, muss auch B sagen, es ist das Licht nicht ohne Schatten, es gibt die Freude nicht ohne manch leidvolle Erfahrung, unser Leben kennt ebene Pfade, aber auch Um- und Irrwege,

Wer diese Grundwahrheit leugnet, dem Leben in seiner Ganzheit aus dem Weg gehen möchte, gleichsam nur die Rosinen aus dem Kuchen herauspicken möchte, der wird sein Leben im Grunde verlieren. Wer sich hingibt, sein ganz einbringt und investiert, der wird das Leben in seiner Fülle gewinnen.

Das Kreuz auf sich nehmen meint nichts anderes als: dem Leben nicht aus dem Weg gehen, ihm nicht davonlaufen, das Leben annehmen es auf dich nehmen auch dann, wenn es dich auf dunkle Pfade führt. Jesus hat nicht nur davon geredet, er hat authentisch vorgelebt, was das in letzter Konsequenz und Dramatik bedeuten kann.

VORSCHLAG ZUM SCHLUSS:

Jede und jeder von uns könnte sich einen Gedanken suchen, einen Vers oder Abschnitt aus dem Evangelium und ihn mitnehmen in die kommende Woche hinein. Das Wort Gottes soll ja unser Leben prägen, sodass unser Glaube übereinstimmt mit dem Handeln, oder wie es in der Lesung geheißen hat: der Glaube braucht die entsprechenden Werke, das konkrete Tun, die Umsetzung, sonst ist der vollkommen wertlos.

GEBETSTEXT

Christus, du forderst mich unablässig heraus
und fragst mich: Wer bin ich für dich?
Du bist der, der mich liebt bis in das Leben, das niemals endet.
Du öffnest mir den Weg zum Wagnis.
Du gehst mir auf dem Weg zur Heiligkeit voran.
Du hast es mir wiederholt gesagt:
Lebe das, was du vom Evangelium verstanden hast,
und sei es noch so wenig.
Verkünde mein Leben unter den Menschen.
Du, folge mir nach.
Fr. Roger Schutz

Pfarre Pollham
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Pollham 20
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Katholische Kirche in Oberösterreich
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