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Predigtgedanken
12. Sonntag im Jk., 24. Juni 2018
Willkommensgruß und Einführung
Unser Lebensalltag ist oft so dicht, so verplant und laut, dass wir wenig Zeit finden, um Gottes Gegenwart wahrzunehmen. Insofern ist es gut und hilfreich, dass es dafür eigens reservierte Zeiten gibt: Zeiten, die wir bewusst freihalten für Gott. Zeiten der Stille, des persönlichen Betens oder eben auch das christliche Sonntagsritual. Gemeinsam Eucharistie feiern bedeutet, die Gegenwart Gottes unter uns wahrnehmen, ihn hereinlassen in unser Leben. Wir glauben ja an einen Gott, der nichts mehr will, als dass unser Leben gelingt. Diesem Gott dürfen wir auch die Bruchstücke unseres Lebens, unsere Angst und unser Versagen anvertrauen. Wir dürfen in den Kyrie-Rufen um Vergebung bitten in der Hoffnung darauf, dass Gott sogar aus den Scherben unseres Lebens ein Kunstwerk schaffen kann.
Liebe Gottesdienstgemeinschaft!
Im Evangelium zum heutigen Sonntag begegnet uns der Bericht vom Sturm auf dem See Genesaret. Wir können Anteil nehmen, oder besser, wir sollen uns auf die Gleichnis-erzählung einlassen, weil es da nicht nur um die Erfahrung der Jünger Jesu geht, sondern exemplarisch um eine Grunderfahrung unserer menschlichen Existenz:
Es geht um Angst und Vertrauen.
Davon erzählt das Evangelium und wir haben die Chance, es im Blick auf unser Leben zu deuten und dadurch wirksam werden zu lassen. Da bieten sich unterschiedliche Zugänge an:
Ausgehend von der angsterfüllten Reaktion der Jünger könnte mich mit meinen eigenen Lebensängsten auseinandersetzen. Was macht mir Angst im Blick auf die Zukunft? Was lässt mich verzweifelt rufen: Herr, kümmert es dich nicht, dass ich zugrunde gehe?
Meinungsforscher und Soziologen weisen immer wieder darauf hin, dass wir in einem Zeitalter realer und diffuser Ängste leben. Angst hat viele Gesichter, Angst macht Menschen klein und eng, Angst lähmt und macht uns leicht manipulierbar. Politische oder religiöse Machtstrukturen spielen nicht selten auf der Klaviatur der Ängste, um Menschen zu unterdrücken oder zum Schweigen zu bringen.
Ein anderer Zugang: Würde ich überhaupt mit Jesus ins Boot steigen? Es wäre ja auch möglich, am Ufer zurückzubleiben und die Fahrt der anderen aus der sicheren Distanz beobachten. Glaube und Vertrauen verlangen ja den Mut, sich auf ein Wagnis einzulassen.
Das Evangelium lässt sich auch als Symbolgeschichte für die gegenwärtige Situation unserer Kirchengemeinschaft lesen.
In einem Lied aus jugendbewegten Zeiten heißt es: „Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt, fährt durch das Meer der Zeit“.
Als Jüngerinnen und Jünger des Jesus von Nazaret sitzen wir auch heute mit ihm im kirchlichen Boot und viele fragen sich ängstlich:
Wir geht es denn weiter angesichts eines großen Mangels an geistlichen Berufen und angesichts starrer, festgefahrener Strukturen?
Hat es denn überhaupt noch Sinn, sich für den Glauben zu engagieren, wenn die Kirchenbänke immer leerer werden und die Menschen aus der Kirche auswandern?
Wer weiß, welche Wirbelstürme noch auf uns zukommen, wenn wir realistisch auf Politik und Weltgeschehen schauen? Es steht auch heute die bange Frage im Raum:
„Herr, kümmert es dich nicht, dass wir zugrunde gehen?“
Vielleicht würde die Antwort Jesu heute genauso lauten wie damals am See Genesaret:
„Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch keinen Glauben?“
Die Erfahrung, dass Jesus mit uns unterwegs ist, kann unsere Angst verringern, kann das Vertrauen und den Glauben wachsen lassen. Das ist kein Zaubermittel, keine Medizin, die sofort wirkt, sondern Glaube und Vertrauen müssen wir einüben, vielleicht durch viele Dunkelheiten hindurch, durch Nächte in Angst, aber viele Menschen haben schon erlebt, dass Jesus die plötzlich hereinbrechenden Wirbelstürme des Lebens und der Seele stillen kann. Mir fällt da ein Satz ein, der in Gesprächen mit alten Menschen immer wieder vorkommt: „Wenn mir mein Glaube an Gott nicht Halt gegeben hätte, dann wäre manche Situation im Leben kaum auszuhalten gewesen.“
Der christliche Glaube bewahrt uns nicht vor den Herausforderungen des Lebens, vor Krisen und leidvollen Erfahrungen. Aber dieser Glaube kann uns helfen, diese Herausforderungen zu bestehen, der Angst ins Gesicht zu schauen und sie dadurch zu überwinden. Dann können wir - so wie Jesus im Boot des Lebens liegend – gelassen und stressfrei ruhen.