Montag 7. Oktober 2024

Predigt zum 7. Sonntag im Jahreskreis von Margit Trattner

 

Liebe Pfarrgemeinschaft!

 

Im heute gehörten Kapitel aus der Bergpredigt, ermutigt uns Jesus zur Nächstenliebe. Diese richtet sich aber nicht nur auf die, die mir gegenüber wohlgesonnen sind. Sie schließt auch jene mit ein, die mir das Leben schwer machen. Im Zentrum steht heute im Evangelium: Gewaltlosigkeit, Versöhnungsbereitschaft und die Aufforderung zur Feindesliebe.

 

Der weltbekannte Friedensaktivist Mahatma Gandhi sagte einmal: „Auf sanfte Weise können Sie die Welt erschüttern.“ Doch was meinte er damit? Vielleicht, dass wir mehr bewegen können, wenn wir mit sanfter Stimme sprechen, wenn wir frei von Groll und Ärger sind? In der dritten Seligpreisung der Bergrede heißt es: Selig die Sanftmütigen, denn sie werden das Land erben“. Jesus ermutigt einander liebevoll und achtsam zu begegnen. Er zeichnet im heutigen Evangelium ein Bild, wie man die Spirale der Gewalt durchbrechen kann.

 

Wer die Aufforderung Jesu: „Wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halte ihm auch die andere hin“, aufmerksam liest, wird entdecken: Im Normalfall kann für Rechtshänder die rechte Wange nur mit dem Handrücken - der rechten Hand - getroffen werden. Dabei muss dem Opfer nicht einmal in die Augen gesehen werden. Die Aufforderung, dem Angreifer die linke Wange hinzuhalten bedeutet, diesen gewaltlos zum Augenkontakt herauszufordern. Der Täter muss sich damit seiner eigenen Aggression stellen. Nicht hinten herum, oder einen Seitenhieb geben, sondern direkt von Angesicht zu Angesicht dem Opfer begegnen. Somit wird das Opfer zum Beobachter, des Angreifers und wird gewaltlos aktiv.

 

In einem weiteren Beispiel rät Jesus: “Nicht nur sein Hemd herzugeben, sondern auch noch – vielleicht etwas provokant – seinen letzten Mantel.“ Den letzten Mantel einem Menschen abzunehmen ist im jüdischen Gesetz sogar eine Straftat. Wieder verblüfft das Opfer sein Gegenüber, geht in Aktion und wird zum Beobachter, ob nun der Angreifer das Gesetz bricht.

Heute spricht man bei derartigen Handlungen in der Psychologie von „paradoxen Interventionen“. Jesus rät schon zu seiner Zeit, so auf Aggression zu reagieren, um Gewalt zu durchbrechen.

Menschen die so agieren, kennen wir aus den Schriften und Erzählungen als Märtyrer, die für ihren Glauben gewaltlosen Widerstand leisteten. So wie Jesus bezahlten sie ihren Einsatz mit ihrem Leben.

 

Diese „Widerständler“ kennen wir heute unter den Namen Gandhi, Martin Luther King, Nelson Mandela, den evangelischen Pastor Bonhoeffer, Sophie Scholl- die weise Rose- in der NS-Zeit und viele mehr. Sie alle haben für eine größere Idee, nämlich für Frieden und Freiheit ihr Leben riskiert und oft auch verloren. Aktuell, besonders beeindruckend und auch erschütternd finde ich dazu die Geschichte von Aleksej Nawalny. Der vorher vom russischen Geheimdienst vergiftete, kehrt wieder in sein Heimatland zurück, genau wissend was ihn erwartet. Und jetzt sitzt er unschuldig, isoliert unter verschärften Haftbedingungen in einem sibirischen Lager. Aber sein tiefer Glaube lässt ihn- zur Zeit- noch überleben. Er hält sich fest an der Bergpredigt, wo es da heißt: Selig die hungern und dürsten nach Gerechtigkeit, denn sie werden satt werden. Er ist überzeugt Gott wird seine Sehnsucht stillen. Die Kraft liegt in der Gerechtigkeit und Anerkennung. Auch meines mir feindlich gesonnen Gegenübers, als Menschen. Ich denke mir, der Glaube schenkt ihm die Kraft, die Angst um sich selbst zu überwinden und sich gewaltfrei für den Frieden einzusetzen. Er zeigt Missstände in seiner Heimat Russland auf.

 

In der Schrift heißt es: „Liebt euer Feinde und betet für die, die euch verfolgen. Wir dürfen (!!!) zu allen Menschen umfassend gut sein. Es geht also nicht darum die Feinde als Feinde zu lieben, sondern es geht viel mehr darum, ihr Menschsein anzuerkennen. Das ist der erste Schritt, die Basis für jede Form Feindschaften zu überwinden und sich für Versöhnung und eine gerechtere Welt einzusetzen.

Ich denke, das wichtigste ist, die eigene Angst zu überwinden. Leben heißt auch, immer wieder einmal etwas zu riskieren. Jede und jeder kann mithelfen die Welt um sich herum, besser und liebevoller zu gestalten. So werden wir zu Friedensstifter. Im letzten Vers des heutigen Evangelium wird uns Unglaubliches zugemutet: „Seid also vollkommen, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.“

 

„Seid also vollkommen, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.“

 

Dieser Satz ist uns Christen ins Stammbuch geschrieben

Und das auch am Faschingssonntag!

AMEN

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